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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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plötzlich einen gellenden Schrei aus. Das kam so unerwartet, dass Stephen einen Schritt zurück machte und beinahe gestolpert wäre. Ärgerlich stieß er hervor: «Um Himmels willen! Wollen Sie das ganze Haus erschrecken? Nein, ich habe keinen auch nur annähernd ähnlichen Laut gehört. Jetzt wird wieder alles gelaufen kommen und denken, es sei ein zweiter Mord geschehen!»
    Poirot sah betreten vor sich hin. «Natürlich… Wie dumm von mir! Gehen wir.»
    Er eilte aus dem Zimmer. Lydia und Alfred standen unten an der Treppe und sahen hinauf – George kam gerade aus der Bibliothek, und Pilar stürzte ebenfalls daher, den Pass in der Hand.
    «Es ist nichts geschehen, nichts», rief Poirot. «Bitte, regen Sie sich nicht auf. Ich habe nur ein kleines Experiment gemacht.»
    Alfred sah verärgert, George empört aus, und Poirot überließ Stephen die Erklärungen. Er selber eilte durch den Korridor ans andere Ende des Hauses.
    Dort trat Sugden ruhig aus Pilars Zimmer.
    « Eh bien? » , fragte Poirot gespannt.
    Der Inspektor schüttelte den Kopf. «Keinen Laut.»
    Er sah Poirot bewundernd an und nickte.
     
    «Dann nehmen Sie also an, Mr Poirot?», fragte Alfred.
    Die Hand, mit welcher er sich über das Gesicht fuhr, zitterte ein wenig. Seine milden braunen Augen glühten in einem ganz neuen, ungewohnten Fieber, und er stotterte leicht, wenn er sprach. Lydia, die stumm neben ihm stand, sah ihn besorgt an.
    «Sie wissen nicht… Sie k-können nicht w-wissen – was mir das b-bedeutet! Der Mörder meines V-Vaters m-muss gefunden werden!»
    «Wenn Sie sich wirklich, wie Sie mir sagen, die Sache lange und gründlich überlegt haben – ja, dann nehme ich an. Aber wohlverstanden, Mr Lee: Dann gibt es kein Zurück mehr. Ich bin kein Spürhund, den man auf eine Fährte setzt und plötzlich zurückpfeift, wenn man die Spur lieber nicht weiterverfolgen möchte.»
    «Das ist selbstverständlich! Es ist alles b-bereit. Ihr Z-Zimmer – alles. Bleiben Sie, solange Sie wollen.»
    «Es wird nicht allzu lange sein», sagte Poirot ernst.
    «Wie? Was sagen Sie da?»
    «Ich sage, es werde nicht lange dauern. Es ist ein so beschränkter Kreis, dass es unmöglich lange dauern kann, bis die Wahrheit zutage tritt.» Er sah Alfred an. «Ich glaube sogar, dass das Ende der Untersuchungen naht.»
    Alfred starrte ihn an. «Unmöglich!», keuchte er.
    «Doch, doch. Die Tatsachen weisen alle mehr oder weniger deutlich in eine bestimmte Richtung. Es brauchen nur noch einige Nebensächlichkeiten geklärt zu werden, und dann wird die Wahrheit klar vor uns liegen.»
    Alfred lachte ungläubig.
    «Heißt das – dass Sie sie bereits kennen?»
    «Ja, Mr Lee», lächelte Poirot zurück, «ich kenne sie.»
    Alfred wandte sich plötzlich ab. «Mein Vater… mein Vater», stieß er unterdrückt hervor.
    «Ich möchte Sie noch um zwei Dinge bitten», sagte Poirot fast hart. «Erstens möchte ich, dass Sie das Porträt Ihres Vaters, das ihn als jungen Mann darstellt, in dem Schlafzimmer aufhängen lassen, das Sie mir zur Verfügung stellen wollen.»
    Alfred und Lydia sahen ihn starr an.
    «Das Bild meines Vaters?», stammelte Alfred. «Weshalb?»
    Mit einer Handbewegung erklärte Poirot:
    «Es wird mich – wie soll ich sagen? – inspirieren.»
    «Wollen Sie vielleicht dieses Verbrechen mit Hellseherei lösen, Monsieur Poirot?», fragte Lydia höhnisch.
    «Nennen wir es so, Madame: Ich will nicht nur die physischen Augen dabei benützen, sondern auch die geistigen.»
    Sie zuckte die Achseln.
    «Ferner möchte ich die wahren Umstände kennen lernen, unter welchen der Gatte Ihrer Schwester, Juan Estravados, starb.»
    «Ist das notwendig?», fragte Lydia.
    Doch Alfred beantwortete die Frage bereits.
    «Juan Estravados tötete im Verlauf eines Streits um eine andere Frau einen Mann in einem Kaffeehaus.»
    «Wie brachte er ihn um?»
    Alfred sah Lydia bittend an.
    «Er erstach ihn», fuhr Lydia gleichmütig fort. «Juan Estravados wurde nicht zum Tod verurteilt, weil er zu seiner Tat herausgefordert worden war. Er bekam eine Zuchthausstrafe und starb im Gefängnis.»
    «Weiß seine Tochter davon?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Nein, Jennifer sagte ihr nichts davon», murmelte Alfred.
    Plötzlich fuhr Lydia auf. «Sie glauben doch nicht etwa, dass Pilar… Das wäre Unsinn!»
    Poirot überhörte diesen Einwurf.
    «Nun, Mr Lee, würden Sie mir vielleicht auch nähere Einzelheiten über Ihren Bruder Harry anvertrauen?»
    «Was wollen Sie wissen?»
    «Soviel ich begriffen

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