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Hermann Hesse Sein Leben und sein Werk

Hermann Hesse Sein Leben und sein Werk

Titel: Hermann Hesse Sein Leben und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Ball
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Teil aus Pietistenhäusern, und der
    Pietismus selbst ist ein Zwischenglied zwischen den beiden
    Konfessionen. Franziskus besonders scheint dem modernen
    Natursymbol näher zu stehen als andere. Es ist dies ein
    Mißverständnis, aber ein sehr liebenswertes, legendäres. Gleichviel,
    auch der katholische Minderbruder steht dem Dichter nahe, wenn
    sein Paradies nicht nur den Geist, sondern auch die Kreatur umfaßt.

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    Die Spötter werden lächeln: Hesse kennt im »Camenzind« auch
    einen »Bruder Wein«, nicht nur den Bruder Sonne. Aber zuletzt und
    in einem seiner schönsten Gedichte ist es doch der Bruder Tod, den
    er liebt, und diese brüderliche Liebe wird die andere, die hie und da
    in seinem Werke auftaucht, überdauern. Und also sei das Gedicht
    zitiert, das in keinem deutschen Lesebuch fehlen sollte:
    Auch zu mir kommst du einmal,
    Du
    vergißt
    mich
    nicht,
    Und zu Ende ist die Qual,
    Und die Kette bricht.
    Noch erscheinst du fremd und fern,
    Lieber
    Bruder
    Tod.
    Stehest als ein kühler Stern
    Über meiner Not.
    Aber
    einmal
    wirst
    du
    nah
    Und
    voll
    Flammen
    sein.
    Komm, Geliebter, ich bin da,
    Nimm mich, ich bin dein.
    Doch es ist an der Zeit, daß ich vom »Peter Camenzind« spreche, der
    Hesses Namen mit einem Schlage durch ganz Deutschland trug. Dies
    ist die verlegerische Vorgeschichte: ein dem Dichter persönlich nicht
    nahestehender Herr, der Romanschriftsteller Paul Ilg, hatte den
    Berliner Verleger auf den Basler Literaten Hesse aufmerksam
    gemacht. Fischer las das spärliche »Lauscher«-Büchlein und lud den
    Dichter in herzlichster Weise ein, dem Verlag etwaige künftige
    Dichtungen zur Prüfung vorzulegen. »Es war die erste literarische
    Anerkennung und Ermunterung in meinem Leben«, schreibt Hesse.
    »Ich hatte damals den Camenzind begonnen und Fischers Einladung
    spornte mich sehr an. Ich schrieb ihn fertig, er wurde sofort
    angenommen. Ich war arriviert.«
    Nun, nicht nur arriviert. Hesse stand jetzt dort, wo er hingehörte: auf
    dem Forum, weithin vernehmbar. Und diese Verbindung war noch in
    anderem Sinne für ihn bedeutsam. Auch während der schlimmsten

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    Jahre verstand es Fischer, eine Art von Gesellschaft und geistiger
    Elite aufrechtzuerhalten; einen Zirkel, der dem Werke, noch eh es
    geschrieben ist, eine Realität und gesellige Signatur verleiht. Dieser
    feste Wille des Verlegers, dieses starke Bewußtsein einer Führung
    und Würde war es vielleicht gerade, was für Hesse zur Bedingung
    eines stetigen Sicherschließens wurde. Es ist sehr möglich, daß nur
    dieser Verlag dem Dichter jenes Gefühl von Sinn in seinem Tun und
    jenen Zustrom von Erwartung bieten konnte, ohne die Hesses Werk,
    wie wir es heute kennen, vielleicht nicht vorhanden wäre.
    Der »Camenzind« ist so oft gedruckt und besprochen worden, er ist
    so weithin bekannt, daß ich mir eine Analyse erlassen kann. Ich
    möchte den Roman mehr vom Biographen aus betrachten. Da
    erscheint er zunächst als ein vehementer Versuch des Dichters, sich
    eine Heimat zu schaffen. Die Eltern Hesses waren ebensosehr
    Russen als Engländer, ebensosehr französische Schweizer als Inder,
    und all dies mehr denn Schwaben. Der Dichter selbst war zwar in
    den deutschen Staatsverband aufgenommen; bis zu seinem
    dreizehnten oder vierzehnten Jahr aber war er Schweizer gewesen.
    Da ihn mit Basel die frühesten, auch die menschlich bedeutsamsten
    Erinnerungen verbanden, so ist es nur natürlich, daß er sich in
    späteren Jahren (nach dem Krieg) in der Schweiz wieder
    naturalisieren ließ. Immerhin blieb das Problem einer Doppelheimat,
    da der Dichter ja in Calw geboren ist und seine glücklichste
    Knabenzeit dort verlebte.
    Im »Camenzind« möchte nun Hesse am liebsten als Mistral aus den
    Bergen gelten. Als Flaggenschwinger und Sturmposaune. Goethes
    Attachement an die Natur, Nietzsches Mistrallied und Rousseaus
    Paradiesesträume –: das sind die Ideen, die Traditionen des Buches.
    Der Büchermarkt scheint in die Ecke geworfen. »Was ist mir Plato!
    hieß es schon gegen den Schluß des »Lauscher«. Elende Scharteke!
    Ich muß Menschen sehen, Wagen fahren hören... auch sehne ich
    mich danach, Nächte in kleinen Weinschenken zu verbringen, mit
    gemeinen Mädchen gemeine Gespräche zu führen, Billard zu spielen
    und tausend Nichtigkeiten zu treiben, die ich mir selber als tausend
    Gründe dieses Jammergefühls aufzählen kann, das ich ohne Gründe
    und Betäubung nicht länger ertrage.«

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    Die Künstlichkeiten machen ihn jetzt

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