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Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Titel: Hermanns Bruder - wer war Albert Göring? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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konnten … Einmal kam eine Order von der Gruppe Transportwesen, und da hieß es, die Produktion von Automobilen sei sofort einzustellen. Ich legte umgehend Widerspruch ein, und ich ging damit bis ganz oben, zu Neurath, der zu der Zeit Reichsprotektor des Landes war, und machte ihm klar, dass es unmöglich sei, die Ausfuhr von Automobilen nach Ungarn und Rumänien zu stoppen, und er genehmigte das, und dann wurden diese Automobile eben weiter produziert.« 133
    Doch Albert setzte sich nicht nur für die Produktion von Autos ein. »Einmal wollte König Boris von Bulgarien, ein ausgebildeter Lokführer, von mir sechs Lokomotiven für Bulgarien haben; ich schaffte es, sie zu liefern, und er war sehr zufrieden damit. Aber man kann sicher nicht sagen, dass es einem armen Land wie Bulgarien ermöglichte, länger Krieg zu führen, wenn man ihm sechs Lokomotiven gab.« 134 Man muss wohl nicht eigens betonen, dass Albertbei seinen Aktivitäten Ressourcen in die Produktion ziviler Güter umleitete und damit die Liefermenge von Waffen für die kriegerischen Zwecke des Reiches drosselte – und nicht vergrößerte, wie William Jackson es suggerierte.
    Als Albert Göring in Nürnberg freigesprochen worden war, lieferte man ihn an die Tschechoslowakei aus, wo ihn die Nachkriegsregierung ebenfalls wegen Kriegsverbrechen vor Gericht stellte und wieder seine Rolle bei Škoda zur Sprache kam. Diesmal setzten sich seine ehemaligen Arbeitskollegen für ihn ein. Josef Modrý, Škodas ehemaliger stellvertretender kaufmännischer Leiter, sagte aus: »Göring war ein sehr kompetenter Mann, der auch nach den wirtschaftlichen Interessen unseres Unternehmens handelte, besonders indem es da dieses Abkommen der tschechischen Unternehmungsleitung von vor dem Krieg gab, das vorsah, den Waffenexport nach Deutschland so weit wie möglich zu begrenzen und die Ausfuhr vor allem auf den Südwesten und Russland zu konzentrieren, und dieses Vorhaben hat Göring als Exportleiter unterstützt. Dadurch hat er indirekt auch die Kriegsanstrengungen der Alliierten unterstützt.« 135
    In den Jahren 1940 bis 1945 war Albert Göring ein vielbeschäftigter Mann. Neben seiner Tätigkeit in der Industrie streckte er seine Fühler auch in Richtung Finanzmarkt und Außenhandel aus. 1940 nahm er einen Posten bei der Anglo-Prager Creditbank als Bevollmächtigter und Filialleiter der Niederlassungen in Bukarest, Belgrad und Sofia an. Dieser Schritt mag ihm dazu gedient haben, sein ohnehin üppiges Gehalt noch weiter aufzubessern, doch zugleich nutzte Albert wieder seinen Einfluss, um die tschechischen Interessen gegenüber denen der Nationalsozialisten zu verteidigen.
    Kurz nachdem die Wehrmacht in Prag einmarschiert war, gelang es Albert Göring, den Übernahmeversuch eines Konsortiums aus nationalsozialistisch geführten deutschen Banken abzuwehren. Er legte in einem detaillierten Brief anReichsprotektor Neurath in zwölf Punkten dar, dass eine solche Übernahme für keinen der Beteiligten von Vorteil wäre. Insbesondere, so argumentierte er, würde die Übernahme unnötige und kostspielige Transaktionen notwendig machen und dadurch ein bereits effizientes, profitables tschechisches Unternehmen in seiner Arbeit behindern. 136 Da hier die wirtschaftliche Effizienz zur Debatte stand, kam man nicht umhin, auf Göring zu hören. Und dabei blieb es immerhin ein Jahr lang, bis die Bank trotz Alberts Widerstand doch noch übernommen und anschließend aufgelöst wurde.
    Auch mit dem international agierenden Handelsunternehmen Omnipol hatte Albert Kontakt. Omnipol hatte innerhalb des Škoda-Konzerns die Funktion, Handelspartnern aus Ländern mit einer unvorteilhaften Währung die Zahlung in Form von Waren zu ermöglichen. Diese Waren wurden dann in die Tschechoslowakei eingeführt und dort verkauft. Da Albert vor allem die wirtschaftlich instabilen Balkanstaaten bereiste, nahm er häufig die Dienste dieses Unternehmens in Anspruch, doch einmal, im Oktober 1941, wurden die Rollen vertauscht.
    In diesem Jahr 1941 bekam Omnipols tschechischer Unternehmensleiter František Zrno einen von den Nationalsozialisten eingesetzten Herrn Febranz an die Seite gestellt. Dieser begann sofort mit einem ordentlichen Frühjahrsputz und tauschte vierzig tschechische Führungskräfte durch deutsche aus. Am 25. September 1940 verfasste Josef Modrý, der stellvertretende kaufmännische Leiter von Škoda, ein Memorandum, in dem er Febranz’ Methoden kritisierte. »Febranz war offenbar der Ansicht,

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