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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Dinge auszudenken. Sein Talent bestand darin, Genialität in den Dingen zu erkennen, die andere sich ausdachten. Das war das Geheimnis seines Erfolges am MIT: Er war dazu gezwungen gewesen, andere um sich zu scharen, Teams zu bilden und zu Höchstleistungen anzuspornen, damit am Ende der Glanz der Gruppe auf ihn abfärbte. Wie oft hatte er so etwas wie das hier schon gemacht? Sich Entwürfe anderer angeschaut und erkannt, was daran bahnbrechend, wegweisend, genial war, nicht selten lange bevor die Urheber der jeweiligen Ideen geahnt hatten, was sie Außergewöhnliches geschaffen hatten?
    Inzwischen haderte er nicht mehr damit, dass ihm selber niederlei Dinge einfielen. Seine Rolle war nicht weniger wichtig. Zusammenarbeit war der Schlüssel zu allem, folglich waren auch Leute nötig, die eine solche Zusammenarbeit steuern und führen konnten.
    Also, was hatten sie hier? Die Zeichnung eines Geräts. Adamson beugte sich vor, studierte die Abmaße der Gesamtkonstruktion. Er stutzte. »Das ist auf jeden Fall etwas ziemlich Kleines«, stellte er fest. Er hob eine Hand. »Eine Maschine, die nicht größer ist als meine Handfläche.«
    Die Direktorin brummte zustimmend. Sie war neben ihn getreten; er roch ihr Parfüm. Sie stand so dicht bei ihm, dass er sie mit einer Bewegung hätte umarmen können.
    Adamson konzentrierte sich auf die Zeichnung. Die Teileliste war kurz. »Eine Maschine, die aus erstaunlich wenigen Teilen besteht. Sechsundzwanzig Teile, die alle äußerst eigenartig gestaltet sind …«
    Er vergaß die Direktorin, ihre körperliche Nähe, roch auch ihren Duft nicht mehr. Er tauchte in die Zeichnung ein, sah die Bauteile Gestalt annehmen und sich zur Gesamtkonstruktion vereinen. Er sah, wie sie sich bewegten, sich ineinanderfügten, zusammenspielten, und begriff erregt, dass er eine Konstruktion von einer Ausgefeiltheit, von einer Durchdachtheit vor sich sah, wie sie ihm noch nie im Leben begegnet war. Das hier war kein Entwurf, der die eine oder andere pfiffige Idee oder schlaue Struktur enthielt – dies hier war genial von vorne bis hinten.
    »Hier«, sagte er, fuhr mit den Fingern über die Zeichnung und merkte erst jetzt, dass er vor dem Tisch mit der Planzeichnung in die Knie gegangen war, »ist das Chassis. Dieses halbmondförmige Ding ist Teil eines Motors, der nach dem Linearprinzip arbeitet, mit einem simplen Magnetfeld, das von diesem Element erzeugt wird. Und das …« Eine Kralle, die ausgefahren werden konnte. Fein dosierbar. Eine Gegenkralle, mit einer scharfen Kante … Ein Messer. Das Gerät konnte schneiden, Dinge festhalten, sich anhaken – eine Fülle von Funktionen, je nachdem, wie es gesteuert wurde.
    Roberta Jacobs beugte sich über ihn, ihre Halskette streifte Adamsons Schulter. Sie deutete auf ein Feld seltsamer Ausfräsungen. »Was soll das sein?«
    »Ja, was soll das sein?« Wo hatte er das schon einmal gesehen? Er kam nicht darauf. Sein Finger folgte einer breiten Bahn – die Energieversorgung. Ein Teil, das eine Art Relais sein musste, nur feiner dosierbar, eher ein Transistor in der ungewöhnlichsten Gestalt, die man sich dafür vorstellen konnte.
    Plötzlich erkannte er etwas, das offensichtlich war, ihm aber bis jetzt entgangen war. Er war heute wirklich nicht in Topform. »Das Gerät ist dazu gedacht, sich mit anderen zu verbinden. Sehen Sie diese Kante? Die ergibt keinen Sinn, es sei denn, man geht davon aus, dass das Ding sich mit einer anderen, gleichartigen oder zumindest ähnlichen Maschine kombinieren soll. Das bedeutet, warten Sie … dass diese Flächen hier Kontakte sind, die elektrische Impulse übertragen. Und diese Flächen, die … womit beschichtet sind? Silizium?« Adamson spürte eine nahezu sexuelle Erregung. Himmel noch mal, er hatte immer geahnt, dass dieser Hiroshi ein verdammt schlauer Arsch war, aber für so schlau hätte er ihn nie gehalten. »Dieser Bereich« – er umfing das Areal mit dem seltsamen ausgefrästen Muster mit beiden Händen – »ist gewissermaßen ein nach außen gestülpter Prozessorchip. Eine integrierte Schaltung, die ich genauer nachvollziehen müsste, aber ich wage die Vermutung, dass sie imstande ist, Steuerungsimpulse von benachbarten Geräten aufzunehmen und zu erkennen, ob sie für dieses Gerät bestimmt sind – dann werden sie umgesetzt – oder ob sie an andere Elemente weitergeleitet werden müssen.« Er erhob sich, so ruckartig, dass er die Direktorin beinahe berührt hätte. »Das ist nur ein Teil eines Puzzles von

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