Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge
Geräten. Eine Teilfunktion. Für sich genommen ein simpler Automat, der auf Befehl schneidet oder sich an dafür geeigneten Punkten festkrallt. Die eigentliche Funktionalität muss im Zusammenspiel mit anderen Geräten ähnlicher Konstruktion liegen.«
Er eilte an den Schreibtisch, griff nach der nächsten Blaupause,faltete sie auseinander, kehrte zurück und legte sie über die erste. Ähnlichkeiten, Unterschiede. Dies war kein Schneidegerät, sondern … Ah! Ein Element, das sich durch Aufklappen und Zuklappen fortbewegen konnte, wie eine Muschel oder eine Spannerraupe.
»Es ist ein Puzzle«, wiederholte Adamson aufgeregt. Er deutete auf ein zusätzliches Muster, das das erste Gerät nicht gehabt hatte. »Hier. Ein Speicher. Man kann diesem Gerät einen Auftrag geben, den es an den Ort mitnimmt, an den es sich bewegt. Jede Wette, dass es von dort Impulse an die Elemente weitergeben kann, an die es andockt.«
Eine Zeichnung war noch übrig. Adamson entfaltete sie in der verzweifelten Gewissheit, dass er nur einen winzigen Ausschnitt der gesamten Konstruktion zu sehen bekommen würde, die Hiroshi entwickelt hatte. Drei Teile eines Puzzles, das Hunderte von Teilen umfassen mochte. Sie würden nicht einmal erahnen können, wie das Gesamtbild aussah.
Dieses Teil war größer, aber es hätte immer noch in eine Hosentasche gepasst. »Eine Pumpe«, dämmerte es Adamson schließlich. »Sehen Sie das? Das ist das bewegliche Teil. Wie ein Herzbeutel, so ungefähr. Hier, das sind Ventile. Und mit diesen Leitungen kann es sich an benachbarte Elemente andocken …« Er sah auf, suchte ihren Blick. »Ist das wirklich alles, was wir haben?«
Roberta Jacobs nickte. »Zumindest alles, was die CIA mir gegeben hat.«
»Wie stehen die Chancen, weiteres Material zu erhalten?«
Sie betrachtete ihn, musterte ihn, wirkte unschlüssig. Wusste sie etwas, das sie ihm nicht sagen durfte? Das wäre nicht ungewöhnlich gewesen. In dieser Branche hütete jeder mehr Geheimnisse, als ihm guttat.
»Ich weiß es nicht«, bekannte sie endlich. »Nach dem, was man mir gesagt hat, wurden in dem Labor, zu dem der Agent Zugang hatte, nur diese drei Typen hergestellt. Was in anderen Labors vor sich ging, wissen wir nicht. Die Ressourcen der CIAsind begrenzt, und offen gesagt hatte dieser Fall nicht gerade die höchste Priorität.«
»Schade.«
Sie wandte sich ab, kehrte zum Schreibtisch zurück, klappte die Mappe zu. »Ist es das? Schade? Was sehen Sie, was ich nicht sehe?«
»Genialität«, erklärte Adamson unumwunden. »Kato hat offenbar eine Maschine geschaffen, die aus einer Vielzahl variabler Elemente besteht, von denen jedes nur eine eng begrenzte Funktionalität darstellt. Was die Maschine insgesamt soll und wozu sie imstande ist, werden wir erst wissen, wenn wir alle Elemente kennen. Wenn das Puzzle komplett ist.«
»Teile, die sich fortbewegen. Teile, die schneiden. Teile, die pumpen. Was soll das für eine Maschine sein?«
Adamson hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Aber ich erkenne Genialität, wenn ich sie vor mir sehe, und das hier« – er deutete auf die Pläne, die auf dem Besprechungstisch lagen – »ist genial. Es wäre mir wohler, wenn jemand, der sich so etwas ausdenken kann, für uns arbeiten würde anstatt für die Roten.«
»Hmm.« Roberta Jacobs sah einen Moment sinnend ins Leere. »Ich weiß nicht, ob die Front immer noch entlang dieser Linie verläuft. Da gehen die Meinungen auseinander.«
»Und wenn man ihn einfach kontaktieren und ihm ein Angebot machen würde? Hiroshi Kato, meine ich.«
Die Direktorin klappte die Mappe auf, studierte ein Blatt darin. »Geld? Ich weiß nicht. Ich lese hier, dass Kato eine Erfindung gemacht hat, die sich seit Jahren weltweit gut verkauft – irgendein seltsames Gerät, das in Baumärkten und so weiter zu haben ist. Jedenfalls braucht er sich keine Sorgen um seine Altersversorgung zu machen. Dem Bericht zufolge scheint Geld nichts zu sein, was ihn motivieren könnte.«
Adamson blickte mit Bedauern auf die Pläne, vor denen er stand. »Es gibt auch andere Wege, Menschen zu motivieren.«
Charlotte erwachte und starrte in konturloses Weiß. Sie fragte sich einen schlaftrunkenen Moment lang, ob es sein konnte, dass sie im Himmel war, aber dann war es vorbei, und sie erkannte, dass es sich einfach um die Innenseite des Zeltes handelte: eine milchig weiße Stoffbahn ohne Nähte und sonstige Details, an denen das Auge Halt fand, eingespannt in ein Geflecht von
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