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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einen anderen Menschen wirklich zu verstehen.
    »Du hast dich also all die Jahre vergraben«, stellte sie fest. »In Arbeit ohne Ende. Man sieht es dir an.«
    »Hab ich mich vergraben? Du hast nur nicht gewusst, wo ich bin. Niemand hat das gewusst. Das war wichtig. Aber es ist nicht so, dass ich nichts von dem mitbekommen hätte, was in der Welt passiert ist.«
    »Du hast deinem besten Freund nicht mal gesagt, wohin du gegangen bist. Wie hieß er? Rodney. Das hat ihn sehr verletzt, glaube ich.«
    »Ich hab ihn inzwischen besucht und ihm alles erklärt«, sagte Hiroshi. »Er hat es verstanden. Aber okay, vielleicht hat er mir auch nur verziehen, weil es ihm so gut ging. Wer weiß.«
    »Ja? Geht es ihm gut?«
    »Er hat seinen Traumjob – er arbeitet für das SETI-Projekt. Verheiratet ist er auch, mit einer Astronomin. Ich stell mir vor, dass die beiden Tag und Nacht über nichts anderes reden als über die Frage, wieso wir keine Außerirdischen finden.«
    Charlotte bröselte an ihrem Croissant herum. Heiraten. Daswar ein Wort wie ein schwarzes Loch. Warum hatte sie Gary nicht geheiratet? Irgendwie war es ihr falsch vorgekommen, es zu tun, und dann war es ihr falsch vorgekommen, dass es ihr falsch vorgekommen war.
    »Und deine Eltern?«, fragte sie. Nur fragen, fragen, ablenken von sich selber; sie wollte nicht über sich selber sprechen, nicht heute, nicht jetzt. »Wie geht’s denen?«
    Ein Schatten huschte über Hiroshis Gesicht. »Meiner Mutter geht’s gut. Sie hat einen Job, der ihr gefällt, streitet sich ständig mit ihrem Chef, was ihr genauso gefällt …« Er seufzte. »Mein Vater lebt nicht mehr.«
    Sie hob den Kopf, spürte etwas wie einen Stich, und das, obwohl sie den Mann gar nicht gekannt hatte, nur von einem Foto und dem, was Hiroshi erzählt hatte.
    Ach ja. Und von dem Taschenmesser, das er einmal besessen hatte.
    »Das tut mir leid«, sagte sie. »Wieder Krebs, vermutlich?«
    Hiroshi schüttelte den Kopf. »Nicht mal. Er ist nur zu einer Nachuntersuchung ins Krankenhaus gegangen, die eigentlich harmlos war. Er hat sie jedes Jahr gemacht. Aber irgendwie ist eines zum anderen gekommen, ein Zwischenfall, den man behandeln musste, Fieber, was weiß ich, und am Ende war er tot.«
    »Schrecklich. Er war noch gar nicht so alt, nicht wahr?«
    »Knapp über fünfzig.« Hiroshis Blick verdüsterte sich. »Das ist zwei Jahre her. Zu seiner Beerdigung bin ich aus meinem Versteck gekrochen und nach Amerika geflogen. Irgendwie war ich ihm das schuldig. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch seine Familie kennengelernt …« Er seufzte. »Ich bringe es nicht über mich, von meiner Familie zu sprechen, obwohl sie das ja auch ist, fürchte ich. Jedenfalls, das war Abneigung auf den ersten Blick. Der Sarg war noch nicht unter der Erde, als sie schon Anstrengungen unternommen haben, um zu verhindern, dass ich irgendwas von der Leak-Familie erbe. Als ob ich darauf Wert legen würde. Es reicht, dass ich Chromosomen vondenen habe.« Er lachte humorlos auf. »War eine interessante Studie in amerikanischem Recht. Es hat sich herausgestellt, dass sie in den Abfindungsvertrag, den mein Vater unterschrieben hatte, von Anfang an raffinierte Fallstricke eingebaut hatten, damit das Geld, das sie ihm gegeben haben, im Fall seines Todes wohlbehalten wieder in den Schoß und die Schatzkammer der Familie zurückkehrt. War wirklich interessant.«
    Sie betrachtete ihn. Das musste ihm mehr ausgemacht haben, als er sich anmerken ließ. »Schlimme Geschichte.«
    Er winkte ab. »Und so unnötig. Als ob mir das Erbe wichtig gewesen wäre. Ich will deren Geld sowieso nicht.«
    Er ließ den Schluss dieses Satzes auf eine Weise in der Luft hängen, dass Charlotte nicht anders konnte, als zu fragen: »Sondern?«
    Er blickte sie an. »Ich will nicht deren Geld. Ich will deren Welt zerstören.«
    Er weigerte sich, das Thema zu vertiefen. »Nicht so wichtig«, wich er ihren Nachfragen aus, was genau vorgefallen sei. Er schien zu bedauern, dass ihm diese Bemerkung herausgerutscht war.
    Nun fing es Charlotte doch an zu interessieren, was er hier ausbrütete.
    Als sie ihn aufforderte, sie nun endlich, wie versprochen, einzuweihen, fragte Hiroshi: »Erinnerst du dich noch, was ich dir gestern Abend erklärt habe?«
    Charlotte nickte. »Roboter, die Roboter bauen.«
    »Genau. Das ist gar nicht so einfach, wie man sich das zuerst vorstellt. Sobald man nämlich anfängt, sich das im Detail zu überlegen, fällt einem schnell auf, dass alle Maschinen,

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