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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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der Klotz zu rascheln und zu scharren, zu knirschen und zu summen. Doch diesmal sah man, dass es keine fließende Bewegung war, sondern eher etwas, das an einen geordneten Umzug denken ließ.
    Zuerst lösten sich eine Reihe kleiner, rechteckiger Gebilde, die aneinander herabkletterten wie Akrobaten im Zirkus. Nach und nach, wie eine sich ausrollende lange Zunge, legten sie sich in Richtung auf die neue Position auf den Boden.
    »Das sind Positions-Elemente«, kommentierte Hiroshi. »Sie bilden sozusagen die Verkehrswege, an denen sich alle übrigen Elemente orientieren.«
    Nun folgte eine Vielzahl anderer Teile. Man konnte jetzt erkennen, dass sie unterschiedlich aussahen, und man sah auch, dass sich die meisten nicht aus eigener Kraft bewegten: Sie wurden von Elementen transportiert, die wie kleine Transportplattformen hin und her glitten, an der Straße entlang, die die Positionselemente gelegt hatten.
    »Transporter-Elemente. Der Name sagt alles, oder?«
    In dem Maß, wie der Klotz am Ursprungsort zerfiel, sah man auch, dass er von einem Gerüst von Positions-Elementen in Form gehalten worden war. Die bauten sich nun nach und nach ebenfalls ab und fädelten sich zwischen die Transporter ein, um am Zielort die Struktur von Neuem zu erstellen.
    Und irgendwann waren alle Elemente am neuen Ort, wieder sauber eingeräumt. Die letzten Positionselemente, die sich in den Klotz einfügten, waren die, die sich als Erstes ausgerollt hatten.
    Charlotte war wider Willen begeistert. »Das ist unglaublich! Was kann das Ding noch? Zeig mir was anderes!«
    »Ich hab da extra was vorbereitet«, erwiderte Hiroshi, sichtlich erfreut, dass ihr sein Spielzeug gefiel. Er legte den ›Zauberstab‹ weg, tippte wieder ein paar Befehle ein, und mit dem üblichen scharrenden Rasseln verwandelte sich der Klotz in … nun,in etwas anderes; in eine seltsame Maschine mit einem Trichter oben und einem stacheligen Anbau an der Seite.
    »Was wird das?«, wollte Charlotte wissen.
    »Einen Moment.« Hiroshi kramte in einer Schublade, in einer zweiten, dann fand er endlich, was er gesucht hatte: einen großen Knäuel roter Wolle.
    Er ging damit quer über den Zeltboden zu der verwandelten Maschine und warf ihn in den Trichter. Die Maschine erwachte summend zum Leben, knarrte und klackerte und begann – zu stricken!
    »Das ist ja nicht zu fassen«, entfuhr es Charlotte. Das, was da an der Seite zum Vorschein kam, war ein gestrickter Schal, der mit unglaublicher Geschwindigkeit länger und länger wurde!
    »Ehrlich gesagt ist das ein Programm, das ich nur zu Demonstrationszwecken geschrieben habe«, meinte Hiroshi. »Eigentlich für dich, um ganz genau zu sein. Im sonstigen Ablauf des Experiments wird das nicht gebraucht. Aber es macht sich gut, oder?«
    »Unbedingt.« Nun wagte es Charlotte auch, sich der klappernden Maschine zu nähern. Sie spähte in den Trichter: Der Wollknäuel war schon so gut wie verbraucht, hüpfte klein und kleiner werdend hin und her. Dann fiel der fertige Schal heraus, und die Apparatur kam wieder zum Stillstand.
    Hiroshi hob den Schal auf und reichte ihn ihr. »Als Andenken. Ich habe gehört, in Schottland soll es bisweilen kalt werden.«
    »Ja, kann man so sagen.« Sie befühlte den Schal. Er war weich und flauschig, nahezu vollkommen. Gute Wolle auch; sie fragte sich, woher Hiroshi sie haben mochte.
    »Am meisten stolz bin ich darauf, dass das Programm imstande ist, die Wolle selber einzufädeln«, erklärte Hiroshi. »Das Schwierigste war, es den Anfang im Knäuel finden zu lassen. Alle anderen Abläufe sind ehrlich gesagt aus kommerziellen Strickautomaten abgekupfert, nur eben angepasst auf die Möglichkeiten der Pincer -Elemente.«
    Charlotte wand den Schal in Händen, hatte das Gefühl, auf einmal Fieber zu haben. »Was kann es noch?«
    »Vielleicht das«, meinte Hiroshi und gab neue Befehle ein. Wieder verwandelte sich die Apparatur, schob sich rasselnd tiefer, wurde breiter, streckte so etwas wie einen Greifarm aus. Hiroshi holte ein Stück Holz herbei, einen grob behauenen Aststumpf, den er davorlegte.
    Sofort erwachte der metallene Fortsatz zum Leben. Transporter sausten an ihm entlang, brachten Elemente herbei, die auf das Holz losgingen und Stücke herausschnitten, die von anderen Transportern fortgeschafft wurden. Kurz darauf kippte das verbliebene Holz zur Seite, der Greifarm positionierte sich neu, dann fielen die Schneid-Elemente von der anderen Seite über das Holz her. Minutenlang säbelten sie daran

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