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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Oberfläche seiner Haut und wanderte über das Glas, ungefähr einen halben Zentimeter weit.
    Damit war es vollbracht. Hiroshi senkte den Objektträger behutsam und legte ihn auf eine Unterlage aus grünem Moosgummi. Dann erst wagte er wieder zu atmen. Seine Hände bebten.
    Dieser winzige Punkt auf dem hauchdünnen Stück Glas waren etwa hunderttausend Naniten-Komplexe. Die letzten auf diesem Planeten, wenn er ansonsten alles richtig gemacht hatte. Auf Saradkov hatte er ihnen befohlen, sich im Gewebe seiner Stirn einzunisten und anschließend für eine gewisse Zeit lang keine anderen Befehle entgegenzunehmen. Innerhalb dieser Zeitspanne hatte er dann den Kill-Befehl für alle anderen Naniten gegeben.
    Es hatte funktioniert. Man hatte sie zwar während der Quarantäne alle gründlich untersucht, ob einer von ihnen Naniten im Körper trug. Doch Hiroshi hatte von vornherein gewusst, dass keine der Untersuchungen imstande gewesen wäre, derleifestzustellen. Seine Sorge hatte einzig der Frage gegolten, ob die Naniten in seiner Stirnhaut noch existierten oder den Kill-Befehl womöglich trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen empfangen und befolgt hatten – wovon er nicht das Geringste gespürt hätte.
    Nun wusste er: Sie hatten es nicht getan. Sie existierten noch, und sie gehorchten ihm. Und wenn er sie erst einmal vollständig entschlüsselt, vollständig verstanden hatte, würden sie ihm vollständig gehorchen. Sie würden das Saatkorn sein, aus dem eine Zukunft erwachsen würde, die die kühnsten Träume der Menschen übertraf.
    Und er, Hiroshi Kato, würde es sein, der diese neue Welt schuf. Der Traum seines Lebens, er war zum Greifen nahe.
    Das Schicksal stand auf seiner Seite. Das wusste er nun endlich.
    Eine kleine Nachricht in diesen Tagen meldete den Absturz eines Privatjets über Mittelamerika. Drei Menschen waren dabei ums Leben gekommen: James Bennett II., Vorstandsvorsitzender und Haupteigentümer des Technologiekonzerns Bennett Enterprises , Frank Rizzio, der Finanzchef des Unternehmens, sowie der Pilot des Jets, dessen Name nicht erwähnt wurde.
    Außerhalb Bostons fand diese Meldung wenig Beachtung.
2
    Es war das erste Mal seit der Beisetzung, dass der Vorstand von Bennett Enterprises zu einer Sitzung zusammentrat. Und es war das erste Mal, dass James Michael Bennett III. den Platz an der Stirnseite des langen nachtschwarzen Tisches einnahm.
    Einer der Direktoren, Manuel Estrada, der Leiter des Bereichs Marketing, erhob sich ungelenk. »Mister Bennett«, begann er mit sichtlichem Unbehagen, dass diese Aufgabe an ihn gefallen war, »im Namen des gesamten Vorstandes möchte ich Ihnen unser tief empfundenes Beileid zum Tod Ihres Vaters –«
    »Danke«, erwiderte James Bennett III. spitzlippig. »Vielen Dank. Ich weiß das zu schätzen. Aber das Leben geht weiter, die Konkurrenz schläft nicht – lassen Sie uns anfangen.« Er beugte sich vor, stellte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände, ganz ähnlich, wie sein Vater das getan hatte. »Ich werde mich so schnell wie möglich einarbeiten und dann die nötigen Entscheidungen treffen, wie es weitergehen soll. Dazu erwarte ich Ihre Berichte. Mündlich hier und jetzt, schriftlich bis spätestens übermorgen, maximal fünf Seiten. Die wichtigsten Zahlen, Entwicklungen, Probleme.« Er blickte den Marketingchef an, der immer noch stand. »Wenn Sie vielleicht anfangen würden, Manuel?«
    Die Sitzung dauerte eine halbe Stunde länger als angesetzt. Als die Männer und Frauen des Vorstands sich erhoben, um zu gehen, sagte der neue, junge Vorstandsvorsitzende: »Ach, übrigens, Alan … wenn Sie noch ein paar Minuten Zeit hätten?«
    Alan Crockett war der Personaldirektor, ein vierschrötiger Mann mit einem Gesicht wie ein Boxerhund. Ihm unterstand auch der Werkschutz.
    »Machen Sie die Tür zu«, sagte James Bennett III., als sie allein waren. Crockett gehorchte und kehrte an den Tisch zurück.
    »Was sagt Ihnen der Name Jeffrey Coldwell?«
    Crockett überlegte. »Müsste er mir etwas sagen?«
    »Manager. Stammt aus Alabama. Absolvent der London School of Economics. War etliche Jahre Regionaldirektor Nord- und Südamerika bei Gu Enterprises in Hongkong.« James Bennett III. richtete den ausgestreckten Zeigefinger auf ihn. »Finden Sie heraus, wo er steckt. Ich will mit ihm reden. Und behandeln Sie das top secret .« Er nahm den Finger wieder zurück, griff nach der Mappe, die vor ihm lag. »Das wäre im Moment alles.«
    Die einzelnen Naniten voneinander zu

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