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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Jazz-Quartett. Wenn alles klappt, treffen wir uns einmal pro Woche zum Proben, und einmal im Vierteljahr treten wir irgendwo auf, meist in einem winzigen Club vor zwanzig Leuten oder so. Wir machen Musik in der Art von Dave Brubeck, wenn Ihnen das was sagt.«
    Hiroshi schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste.«
    »Ach was, ›In Your Own Sweet Way‹ kennen Sie bestimmt. Das ist ein Standard.« Er summte ein paar Takte einer Melodie, die Hiroshi noch nie gehört hatte. »Wir haben sogar Fans. Nur eben viel zu wenige, als dass man davon leben könnte.« Das Leuchten verschwand wieder aus seinem Gesicht. »Deshalb gehen wir weiter unseren Jobs nach. Die Jobs sorgen dafür, dass wir nicht so viel und nicht so regelmäßig proben können, wie es nötig wäre, um wirklich gut zu werden, und so ist abzusehen, dass wir mit unserer Musik nicht weiterkommen und die Jobs auf lange Sicht gewinnen.«
    Hiroshi nickte sinnend. So wenigen Menschen wurde die Gnade zuteil, in ihrem Leben das tun zu können, wonach ihre Seele brannte. Und die, die es nicht konnten, konnten es immer aus demselben Grund nicht: Armut – entweder aktuelle oderdrohende, wenn man nicht andere Dinge tat, um des Lebensunterhalts willen.
    Hiroshi widmete sich wieder seinem Kaffee. John Takeishi hatte durchaus richtig beobachtet, dass ihm etwas auf der Seele lag. Nur war es nicht das, was er mutmaßte, sondern vor allem Ungewissheit. Die Ungewissheit, ob sein großer Plan gelingen würde.
    Sie war es, die Hiroshi den Schlaf raubte. Nicht die weichen Matratzen.
    GEMEINSAMER UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS
    SARADKOV ISLAND EVENT
    VORSITZ: SENATOR RICHARD COFFEY (USA)
    STELLVERTRETENDER VORSITZ:
    MINISTER ANATOLI MICHAILOW (RUS)
    STATUS DES DOKUMENTS: VERTRAULICH
    AUSZUG AUS DER BEFRAGUNG DES ZEUGEN
    ADRIAN CAZAR (USA)
    Stellvertretender Vorsitzender: Was hat Sie bewogen, ausgerechnet die Insel Saradkov zum Ziel Ihrer Expedition zu machen?
    Zeuge: Ihre Lage im Polarmeer. Saradkov gehört zu den Inseln, die seit Jahrtausenden einen stabilen Eisschild aufweisen. Wir wollten herausfinden, inwieweit die globalen Veränderungen des Klimas diesen Eisschild beeinflusst haben.
    Stellvertretender Vorsitzender: Ob er schmilzt, also?
    Zeuge: Vereinfacht ausgedrückt, ja. Wobei es eine Menge weiterer Kriterien gibt, die man untersucht.
    Stellvertretender Vorsitzender: Sie sind Amerikaner. Wieso haben Sie sich keine der amerikanischen oder meinetwegen der kanadischen Polarinseln ausgesucht?
    Zeuge: Nun, so viele amerikanische Inseln im Polargebiet gibt es nicht, und die sind alle schon gut untersucht. Die kanadischen auch, fast schon zu gut. Da praktisch die Hälfte der Arktiszu Russland zählt und die klimatischen Verhältnisse nördlich der eurasischen Landmasse deutlich anders sind als nördlich des amerikanischen Kontinents, fand ich es aufschlussreich, eine russische Polarinsel mit denselben Methoden zu untersuchen, die man auf der amerikanischen Seite angewendet hat.
    Stellvertretender Vorsitzender: Gut, aber wieso nun ausgerechnet Saradkov, eine Insel, die so klein ist und so weit nördlich liegt, dass viele Karten sie gar nicht mehr verzeichnen? Wieso nicht zum Beispiel eine der ostsibirischen Inseln?
    Zeuge: Ja, hätte man auch machen können. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich auf Saradkov gekommen bin. Irgendjemand hat mir von der Insel erzählt, glaube ich.
    GEMEINSAMER UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS
    SARADKOV ISLAND EVENT
    VORSITZ: SENATOR RICHARD COFFEY (USA)
    STELLVERTRETENDER VORSITZ:
    MINISTER ANATOLI MICHAILOW (RUS)
    STATUS DES DOKUMENTS: VERTRAULICH
    AUSZUG AUS DER BEFRAGUNG DER ZEUGIN
    ANGELA MACMILLAN (UK)
    Vorsitzender: Was war Ihre Motivation als Biologin, an dieser Forschungsreise teilzunehmen?
    Zeugin: Wir wussten von Satellitenaufnahmen, dass Saradkov seit einigen Jahren eine zeitweise eisfreie Küste hat. Ich wollte beobachten, wie und wie schnell das Leben einen bis vor Kurzem noch toten Landstreifen zurückerobert. Leider haben wir stattdessen eher das Gegenteil erlebt.
    Vorsitzender: Wie meinen Sie das?
    Zeugin: Na ja, warum sitze ich hier? Weil diese Maschinenpest auf der Insel ausgebrochen ist. Wenn die nicht wieder aufgehört hätte, hätte sie die ganze Welt aufgefressen. Oder?
    Es war seltsam unwirklich zurückzukehren. Hiroshi war, als träume er nur, die Waldstraße zu seinem Haus hinaufzufahren, Sonnenschein und blauen Himmel über sich. Vor seinem Haus anzukommen, die eigenen Schritte auf dem Kies zu hören. Zu sehen, wie sich die Tür

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