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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Computerraum war keine Simulationsmaschine mehr: Er war zu einem Kontrollraum geworden, ähnlich wie das Mission Control Center der SA, das man in alten Filmen über die Mondflüge sah. Nur dass Hiroshi allein vor all den Monitoren saß.
    Auf einem Bildschirm sah er den Burntwood Lake im Norden der kanadischen Provinz Saskatchewan. Er ging dabei über ein weitverzweigtes Anonymisierungsnetz verschiedener Server, von denen die meisten nicht in den USA standen; auf diese Weisewürde man später nicht feststellen können, dass sein Rechner im fraglichen Zeitraum mit der Webcam des unbekannten Angelfreunds, der sich NorthernLight nannte, verbunden gewesen war. Das war wichtig.
    Auf einem zweiten Bildschirm verfolgte er eine grafische Darstellung dessen, was die Naniten, die er losgeschickt hatte, gerade taten. Sie taten eine Menge. Sie hatten sich um das Hundertmilliardenfache vermehrt, ehe sie losgelegt hatten, und nun ging alles ziemlich rapide vor sich. Das zu verfolgen gab ihm eine Vorstellung davon, was sie damals auf Saradkov angestellt haben mussten. Dort war ja auch alles sehr schnell gegangen, den Berichten zufolge. Ihm war das erst übertrieben vorgekommen; er hatte Reproduktions- und Produktionsraten errechnet, die ihm geradezu tollkühn erschienen waren. Doch die Realität, die er nun beobachtete, übertraf selbst das noch einmal.
    Das Faszinierendste war, dass er sein Haus überhaupt nicht zu verlassen brauchte. Er hatte sich anfangs allerhand komplizierte Pläne zurechtgelegt, wie er sich wohin begeben und wie er den Umstand, dass er dort gewesen war, verschleiern konnte … Alles nicht nötig. Alles, was er zu tun brauchte, war, einen Metakomplex Naniten mit den richtigen Befehlen zu impfen und sie dann auf den Boden des Labors zu setzen, damit sie sich auf die Reise machten, um sie auszuführen. Und nicht einmal diese Geste wäre notwendig gewesen; sie hätten sich auch direkt aus dem Becherglas, in dem er sie aufbewahrte, auf den Weg machen können. Es gab kein Material, das für Naniten ein Hindernis darstellte. Es bereitete diesen Maschinen keinerlei Probleme, die Atome einer Panzerung, einer Abschirmung, eines elektrisch geladenen Zauns oder was auch immer einzeln zur Seite zu räumen, bis eine Öffnung geschaffen war, die sie passieren konnten, und anschließend die Atome alle wieder an ihren Platz zu setzen. Das war eine Basisroutine der Transportereinheiten; dazu brauchte man ihnen gar keinen gesonderten Befehl zu erteilen.
    Das einzige wirkliche Problem war, sie auf ihrem Weg durchFelsen, Erdreich und unter Wasserläufen und Straßen hindurch zu steuern. Die Naniten konnten viel, aber sich an GPS-Signalen orientieren, das konnten sie nun beim besten Willen nicht – das wäre von Robotern, die aus unbekannten Sternentiefen zur Erde gekommen waren, auch ein bisschen viel verlangt gewesen. Also musste Hiroshi sie dirigieren.
    Das hatte es erforderlich gemacht, ihre Programmierung ein wenig zu modifizieren. Was wiederum eine gute Übung gewesen war, denn Modifikationen waren für das, was er plante, sowieso in vielerlei Hinsicht notwendig.
    Wie konnte er mit dem Komplex in Verbindung bleiben, während dieser unterwegs war? Es wäre per Funk gegangen, klar. Das war sozusagen die Standardmethode der Naniten. Aber damit hätte er riskiert, aufgespürt zu werden – man durfte getrost davon ausgehen, dass die Regierung ihn weiterhin überwachte. Schließlich war Hiroshi auf eine simple, aber verblüffend wirksame Lösung verfallen: Der Metakomplex hinterließ einfach eine Art mikroskopisch dünnes Telefonkabel, das er aus Kupfer- und Eisenatomen zusammenbaute, die er entlang seines Weges fand. Das Kabel war mit einer nanoskopisch kleinen Signaleinheit verbunden, die in Hiroshis Labor zurückblieb. Auf diese Weise genügte es, das auf schwächste Sendeleistung geschaltete Multibandgerät direkt neben den Startpunkt der Naniten zu stellen, um mit dem wandernden Komplex zu kommunizieren, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekam.
    Das alles hatte Hiroshi selbstverständlich zuerst ausprobiert. Und selbstverständlich waren die ersten Versuche schiefgegangen; ziemlich schief sogar. Aber irgendwann hatte es zum ersten Mal geklappt: Er hatte einen Nanitenkomplex beauftragt, ans äußerste Ende seines weitläufigen Grundstückes zu wandern und dort einen Würfel aus reinem Eisen zu erbauen. Anschließend war Hiroshi durch seinen Garten spaziert und hatte den Würfel tatsächlich vorgefunden, exakt auf dem

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