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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wenn sie sich abschaltet. Oder sie würde halt Forschungsdaten über die Erde ermitteln. Das wäre ja keine Tragödie.«
    »Es gibt einen Grund dafür. Einen schrecklich einfachen Grund«, sagte Hiroshi. Er atmete aus, es klang wie ein Keuchen. »Der schrecklichste Grund, der sich denken lässt.«
    Nacht lag über Buenos Aires. Seit Mitternacht hatte der Verkehr nachgelassen, sodass es kein großes Problem gewesen war, die Straßen zu sperren, auf denen es irgendwann rundgehen würde.
    Es durfte nur nicht mehr zu lange dauern, bis es rundging. Bald brach der Tag an. Der Berufsverkehr würde demnächst einsetzen. Spätestens dann hatten sie ein Problem.
    Kommandant José Guarneri saß auf dem Beifahrersitz seines Wagens, ein Klemmbrett auf dem Schoß und darauf einen Stadtplan von Buenos Aires, den er sich so zurechtgefaltet hatte, dass er Belgrano und Umgebung zeigte. Er hatte das Funktelefon am Ohr und zeichnete mit einem fetten Rotstift ein, was ihm an Straßensperren und Umleitungen gemeldet wurde.
    »Gruppe vier, Rodríguez«, drang es aus dem Hörer. »Kommandant, wir haben hier einen Mann, der wegen der Straßensperre schier durchdreht. Ein Zeitungsausträger, der unbedingt seine Zeitungen austragen will.«
    Guarneri drückte die Sprechtaste. »Sag ihm, er soll sich überlegen, ob er gerne selber in der morgigen Ausgabe vorkommen möchte. Unter der Rubrik ›Bei Schießerei ums Leben gekommen‹.«
    Das schien zu wirken, zumindest kam aus der Richtung nichts mehr.
    »Gruppe 1?«, fragte er. »Tut sich etwas?«
    »Es ist immer noch Licht im Fenster, aber ansonsten sieht man nichts. Keine Bewegung.«
    »Und die Richtmikrofone?«
    »Ab und zu eine leise Unterhaltung zwischen einem Mann und einer Frau. Mal auf Englisch, mal in einer Sprache, die Japanisch sein könnte. Dann ist es wieder lange still.«
    »Haben sie Sex?«
    »Keine Ahnung. Wenn, dann hört man jedenfalls nichts davon.« Der Gruppenleiter räusperte sich. »Wir könnten den Zugriff in einer dieser Stilleperioden beginnen. Vielleicht schlafen sie dann gerade.«
    »Negativ«, gab Guarneri zurück. »Wir gehen nicht rein.« Er überlegte einen Moment, schaltete dann auf Rundspruch. »Guarneri an alle. Noch mal zur Erinnerung: Wir warten auf jeden Fall, bis er rauskommt. In dem Haus wohnt die Tochter des ehemaligen französischen Botschafters in Argentinien, da riskiert mir keiner was, kapiert?« Das war etwas, das seine Männer verstanden.
    Die Wahrheit war es allerdings nicht. Wobei Guarneri das deutliche Gefühl hatte, dass auch er nicht alle Hintergründe kannte. Ich will nicht, dass irgendjemand in diese Wohnung eindringt , hatte ihm der Polizeipräsident höchstpersönlich eingeschärft. Und falls diese Amerikaner es versuchen wollen, dann hindern Sie sie daran, verstanden? Mit allen Mitteln. Botschafter Malroux ist ein guter Freund von mir; ich könnte ihm nicht mehr gegenübertreten, falls seiner Tochter etwas zustößt.
    Das mit den amerikanischen Agenten war geregelt. Die hatten in dem Haus gegenüber auf der Lauer gelegen. Guarneri hatte vier zuverlässige Leute bei ihnen stationiert, offiziell zu ihrem Schutz. Sie würden dafür sorgen, dass die Agenten keine Dummheiten machten.
    Und noch etwas, das unter uns bleiben muss, Kommandant , hatte der Polizeipräsident hinzugefügt. Die Amerikaner wollen diesen Mann haben, und sie erzählen die abstrusesten Geschichten, die Sie sich vorstellen können, um seiner habhaft zu werden. Mich beeindrucken sie damit nicht, aber der Innenminister hat ihnen erlaubt, noch mehr eigene Leute zu schicken. Die Gesichtszüge seines Vorgesetztenwaren an dieser Stelle zu einer Maske erstarrt. Ich würde es sehr begrüßen, Kommandant Guarneri, wenn die Polizei von Buenos Aires sich als der Lage vollauf gewachsen zeigen würde. Bringen Sie mir den Mann, und bringen Sie ihn mir lebend.
    Genau das hatte Guarneri vor.
    »Der springende Punkt ist«, sagte Hiroshi, »dass sie die Sonden nicht ausgeschickt haben, um fremde Planeten zu erforschen .«
    »Sondern?«
    »Um sie zu zerstören.«
    Charlotte hatte das Gefühl, Kälte in ihren Körper kriechen zu spüren. »Um sie zu zerstören? Aber wie –« Sie hielt inne. Natürlich wusste sie, wie Naniten einen Planeten zerstören konnten. Sie hatte es auf Saradkov mit eigenen Augen gesehen. Wenn die Naniten nicht aufgehört, wenn sie einfach weitergemacht hätten, immer weiter und weiter … Sie hätten keine Chance gehabt. Absolut keine. »Was für eine grässliche

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