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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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im Kopf etwas ausrechnen. Dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Er eilte quer durch den Raum und spähte aus einem der Fenster, die aus dem Büro des Innenministers auf den dunklen Innenhof gingen. »Wenn Sie die Freundlichkeit hätten, zu mir zu kommen, Señor Larreta «, bat er mit einer einladenden Handbewegung. Er sprach Spanisch mit mexikanischem Akzent.
    Na gut. Fernández Larreta wusste zwar nicht, was das sollte, aber gut, es gab das Gebot der Höflichkeit, trotz allem … Er stand auf und trat neben den Professor, der eine dieser texanischen Schnurkrawatten trug.
    »Schauen Sie zum Himmel.«
    Fernández Larreta sah in die Richtung, in die der ausgestreckte Arm des Professors wies. Da war ein heller, verwaschener Lichtfleck am Nachthimmel, der sich langsam bewegte, wenn man genau hinsah.
    »Sie wissen, was das ist?«
    Larreta hob die Schultern. »Natürlich. Diese Raumstation. Das Habitat .«
    »Genau. Der Mann, den wir suchen, hat diese Raumstation gebaut .«
    »So?« Das verdutzte den Polizeipräsidenten, was er sich selbstverständlich nicht anmerken ließ. »Nun, schön, wenn jemand so etwas kann. Bloß verstehe ich nicht, wieso ihn das so schrecklich gefährlich machen soll, wie Sie behaupten.«
    »Weil Mister Kato«, erklärte der Professor, »dieses gigantische Gebilde ja nicht mit seiner eigenen Hände Arbeit erbaut hat – da wäre er vermutlich hunderttausend Jahre beschäftigt gewesen –, sondern mit der Hilfe nanotechnologischer Roboter außerirdischen Ursprungs, die er irgendwie zu steuern gelernt hat. Sie sind auf dem Laufenden, was die Funktionsweise solcher Nanoreplikatoren angeht?«
    Larreta bedachte ihn mit einem abweisenden Blick. Wurde das hier eine mündliche Prüfung? »Nun, was man eben so in den Zeitungen gelesen hat. Sie sollen imstande sein, Dinge aus einzelnen Atomen zusammenzusetzen.«
    »Richtig. Vor allem aber sind sie imstande, Kopien ihrer selbst auf diesem Wege herzustellen. Die dann wiederum Kopien ihrer selbst herstellen können, und so weiter. Das Problem dabei ist, dass die dazu nötigen Atome ja nicht aus dem Nichts kommen, sondern dass sie die jeweils ihrer Umgebung entnehmen.« Der Professor wandte sich um, schritt durch den Raum, die eine Hand auf dem Rücken, mit der anderen gestikulierend. Man konnte sich lebhaft vorstellen, dass er sich in einem Hörsaal genauso benahm. »Nun stellen Sie sich vor, solche Nanoreplikatoren geraten außer Kontrolle. Vermehren sich und vermehren sich, ohne dass jemand imstande wäre, ihnen Einhalt zu gebieten. Stellen Sie sich vor, es würde hier geschehen, hier in diesem Büro. Da, auf dem Schreibtisch des Herrn Ministers. Was würde passieren? Die Nanoreplikatoren würden zuerst ihre unmittelbare Umgebung in Atome zerlegen, um daraus Kopien ihrer selbst herzustellen – die Schreibtischunterlage, die Tischplatte, die Lampe darauf. Weil sie auf maximale Effizienz hin konstruiert sind, würde das in atemberaubender Geschwindigkeit vor sich gehen. Es würde keinen Atemzug lang dauern, bis der Schreibtisch verschwunden und in Nanoreplikatoren umgewandelt wäre. Und dann? Meinen Sie, diese Maschinen machen vor Menschen halt? Auch Menschen bestehen aus Atomen, genauso wie Tiere, Pflanzen, wie alles, was existiert. Atome, die sie benutzen, um weitere Kopien ihrer selbst herzustellen. Und da nun nicht mehr einige wenige Nanoreplikatoren existieren, sondern bereits Unmengen – das Äquivalent der Masse des Schreibtisches –, würde alles noch schneller gehen. Ehe Sie auch nur begriffen hätten, was vor sich geht, wäre der Herr Minister in seine Atome aufgelöst, Sie selber, wir alle. Das Zimmer, das Gebäude, das ganze Stadtviertel – es würde immer weitergehen, und es würde immer schneller weitergehen! Und vor allem«,fügte er hinzu und sah sie der Reihe nach an, »könnte es niemand stoppen!«
    Der Innenminister schob den Zeigefinger in den Hemdkragen. »Das ist doch aber nur eine sehr theoretische Möglichkeit, oder?«
    Der Professor schüttelte den Kopf, langsam und bedächtig. »Leider nicht.« Er wies zum Himmel. »Wie gesagt – die Raumstation. Sie haben die Bilder gesehen. Die Nanoreplikatoren existieren, sie funktionieren ganz offensichtlich – und Mister Kato ist der Einzige, dem sie gehorchen. Wenn es ihm einfallen sollte, kann er sie loslassen, und dann würde es nur ein paar Stunden dauern, bis sie die gesamte Erde mit Kopien ihrer selbst überzogen hätten. Kopien, die nichts mehr hätten als sich selbst, auf die

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