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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Ende«, fügte er hinzu, »ist nicht in Sicht. Wir haben keine Chance, all diese Sonden je einzufangen, und auch keine Chance, sie unschädlich zu machen. Selbst wenn wir eines Tages die interstellare Raumfahrt entwickeln sollten, das Universum wird tot sein, egal wohin wir kommen.«
    »Und am Schluss wird nur die Erde übrig sein«, hauchte Charlotte.
    »Falls wir so mit ihr umgehen, dass etwas von ihr übrig bleibt.«
    Genau. Und danach sah es nicht aus. Ihr war, als fühle sie dunkle Wolken um sich aufsteigen wie schwarze Nebel. »Hast du mich nun geheilt?«
    »Ja.«
    »Was ist mit den U-Booten? Bleiben die in mir drin?«
    »Nein, sie sind schon dabei, sich in harmlose Moleküle aufzulösen. Du wirst sie im Lauf der nächsten Tage ausscheiden.«
    Sie seufzte. »Und wozu das alles? Damit ich mit diesem schrecklichen Wissen lebe?«
    »Ich habe dich geheilt, weil ich es konnte . Es zu können war Verpflichtung, es zu tun. Und erzählt habe ich dir all das, damit ich nicht der Einzige bin, der es weiß.« Hiroshi sah schmerzvoll drein. »Rodney und seiner Frau habe ich es auch erzählt, aber so, wie sie reagiert haben, bin ich mir nicht sicher, ob sie es nicht einfach verdrängen werden. Oder als ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen.«
    Eine Frage fiel ihr ein, die ihr vorhin durch den Kopf geschossen war. »Woher wussten die Naniten auf Saradkov eigentlich, dass sie sich auf der Erde befanden? Wie kann man so etwas feststellen?«
    »Die Rakete, die sie gebaut und gestartet haben, hat es herausgefunden. Anhand der Sternkonstellationen. Das hat eine Weile gedauert, weil sich Sternbilder in hunderttausend Jahren natürlich verändern; aber als sie es festgestellt hatte, hat sie ein entsprechendes Codesignal zurückgeschickt. Eigentlich haben alle Raketen sogar ein Modul, das schon beim Anflug auf einen Planeten sicherstellt, dass es sich nicht um die Erde handelt – andernfalls würden wahrscheinlich viel mehr solcher Sonden hier ankommen. Ich vermute mal, an dem Exemplar, das auf Saradkov niedergegangen ist, war irgendwas kaputt.« Hiroshi hob den Kopf, schien auf etwas zu lauschen, das nur er hören konnte. Dann stand er auf und sagte: »Ich muss jetzt gehen.«
    Charlotte erschrak. Sie streckte die Hände nach ihm aus. »Aber warum denn? Du bist doch gerade erst gekommen.«
    »Sie haben mich gefunden.«
    »Dich gefunden? Wer?«, fragte sie und war darauf gefasst, noch mehr unfassbare Dinge zu hören.
    Aber Hiroshi sagte nur: »Die Polizei. Sie sperren die Straßen, liegen auf der Lauer.«
    »Woher weißt du das?«
    Er hob die Hand, bewegte die Finger, deutete etwas an, das eine Wolke sein mochte. »Sagen wir es so: Ich habe meine kleinen Spione überall.« Er ging zur Terrassentür. »Leb wohl.«
    Sie saß reglos da, mit dem Gefühl zu sterben, jetzt, hier. »Leb wohl? Was soll das heißen?«
    Er zögerte. Dann kam er zurück, trat vor sie hin und sah auf sie herab. Mit einer sanften Bewegung, die sie bis ans Ende ihres Lebens nicht vergessen sollte, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und betrachtete sie so intensiv, als wolle er sich ihre Züge für die Ewigkeit einprägen.
    »Ich bin Herr aller Dinge geworden«, sagte er leise. »Ich dachte immer, damit eine wunderbare Zukunft schaffen zu können, aber ich habe mich geirrt. Es ist zu viel Wissen und zu viel Macht, als dass ich weiter in dieser Welt sein könnte.« Er gab sie wieder frei. »Wir werden uns nicht wiedersehen. Das heißt es.«
3
    Der Morgen dämmerte, als Hiroshi aus dem Haus trat.
    Sie waren da. Er wusste es, obwohl sie es verstanden, sich zu verbergen. Er ließ sich nicht anmerken, dass er es wusste, ging einfach zu dem Wagen, den er gemietet hatte, schloss auf, stieg ein und startete den Motor. Als wenn nichts wäre.
    Hoch über ihm, unsichtbar für die ohne Zweifel auf ihn gerichteten Instrumente, schwebte ein Schwarm von Nanokomponenten. Sie waren so klein, dass sie keine Propeller brauchten, um oben zu bleiben, sondern in der Viskosität der Luft schwammenwie Luftblasen in Honig. In ihrer Gesamtheit bildeten sie ein großes Auge, durch das Hiroshi auf die Stadt hinabblicken konnte. Anfangs war es gewöhnungsbedürftig gewesen, mit den Doppelbildern zurechtzukommen, wenn er die Verbindung zu dieser »Himmelskamera« aktivierte, aber mittlerweile funktionierte es ganz gut. Er war imstande, ein Auto zu steuern und sich selber dabei zuzusehen, wie er die Straße entlangfuhr.
    Auf diese Weise hatte er auch beobachtet, wie Polizei aufmarschiert war,

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