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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sie losgehen könnten. Das wäre das Ende der Welt, ein Ende von einer Absolutheit und Endgültigkeit, dass sich ein globaler Atomkrieg dagegen nur wie ein besserer Schnupfen ausnähme. Bisher war dieses Szenario lediglich ein Albtraum der Wissenschaftler, die sich mit Nanotechnologie beschäftigt haben – »gray goo« nennen sie das, »grauer Schleim«. Aber seit Mister Katos Raumstation ist es nicht länger eine Theorie, sondern eine verdammt reale Möglichkeit. Wenn er es in dieser Minute beschließen sollte, erlebt niemand auf Erden den morgigen Tag. Und das ist mehr Macht, als ein einzelner Mensch haben darf, wenn Sie mich fragen.«
    »Vale.« Der Innenminister schluckte. »Sagen Sie mir, was Sie vorhaben und was Sie brauchen.«
    Dies war ein Traum. Dessen war sie sich auf einmal völlig sicher. Die Zeit war zum Stillstand gekommen, der Rest der Welt war verschwunden, es gab nur noch sie und die Stimme Hiroshis.
    »Erinnerst du dich an das Seitou-Jinjya ? Die ›Insel der Heiligen‹? Das Messer aus Obsidian, das du unbedingt anfassen wolltest?«
    Was für eine Frage! »Ob ich mich erinnere? Das hat mich doch erst darauf gebracht, nach einer ersten Menschheit Ausschauzu halten. Und damit meine akademische Laufbahn zu ruinieren.«
    Hiroshis Stimme klang, als sei das nicht wichtig. »Ich hab dich damals gehalten, weißt du noch? Du hast geschrien, als du das Messer berührt hast, und bist ins Wasser gefallen …«
    Sie musste lächeln. »Es kommt mir vor, als sei es hundert Jahre her.«
    »Ich kann’s nicht beweisen, aber ich glaube, dass das Messer nicht nur in der Zeit der ersten Menschheit hergestellt worden ist, sondern dass es auch irgendwie mit jemandem zu tun gehabt haben muss, der an der Entwicklung der Naniten beteiligt war. Und durch deine seltsame Fähigkeit, in Dingen lesen zu können …« Er hielt inne. »Wie gesagt, ich kann das alles nicht beweisen. Niemand wird es jemals beweisen können. Es ist nur ein Verdacht … oder sagen wir, die Art und Weise, wie ich mir die Dinge erkläre. Wie ich mir erkläre, warum ich so viel über die Naniten wusste, bevor ich ihnen das erste Mal begegnet bin. Ich hatte damals schon diese Grundidee – Roboter, die Roboter bauen, du erinnerst dich? Als wir bei euch im Garten geschaukelt haben, habe ich darüber nachgedacht. Wahrscheinlich wäre es bei der Idee geblieben, einer naiven Idee, wie man sie als Kind eben hat und irgendwann wieder vergisst … aber sie war offenbar der Nährboden, auf den irgendetwas gefallen ist. Irgendetwas, das durch dich auf mich übertragen wurde. Von diesem Gegenstand aus einer Vergangenheit, von der wir heute nichts mehr wissen. Die meisten meiner Erfindungen waren gar nicht meine Erfindungen – sie waren Wiederentdeckungen von etwas, das Menschen schon einmal gewusst haben.«
    »Dann wäre diese Sonde vor über hunderttausend Jahren von der Erde ausgesandt worden – und irgendwann in unserer Zeit wieder zurückgekommen?«
    »Nicht diese Sonde. Da sie Naniten losgeschickt haben, war der Grundgedanke zweifellos der, dass die Sonden sich replizieren sollten.«
    »Ach so. Also, sie haben eine Sonde losgeschickt, die hat einenfremden Planeten gefunden, ist darauf gelandet, hat weitere Raketen mit weiteren Sonden gebaut, die dann weitergeflogen sind und ihrerseits wieder Planeten gefunden haben … und irgendwann ist eine von diesen Raketen zufällig wieder zur Erde zurückgelangt?«
    »Genau.«
    Darüber musste Charlotte eine Weile nachdenken. Möglicherweise döste sie dabei wieder weg, sie hätte es nachher nicht sagen können. Ihr war nur, als sei eine lange Zeit vergangen, bis ihr einfiel zu fragen: »Diese erste Menschheit … Wenn sie imstande waren, so etwas zu erfinden … diese Naniten … dann müssen sie doch ziemlich hoch entwickelt gewesen sein, oder? Technisch, meine ich.«
    »Zweifellos«, sagte Hiroshi.
    »Aber in dem Fall …« Sie hielt inne. Ja. Das, was Hiroshi sagte, brachte etwas in ihr zum Schwingen. Es musste so gewesen sein, wie er vermutete. »Irgendwie meine ich, dass eine solche Zivilisation mehr Spuren hinterlassen haben müsste. Dass irgendwo noch … was weiß ich … irgendeine große Maschine vergraben sein müsste. Ein Stück Autobahn. Irgend so was.«
    »Ich erinnere mich an einen langen Marsch durch Boston und Umgebung und daran, dass hunderttausend Jahre eine lange Zeit sind. Lange genug, dass alle derartigen Dinge wieder zu Staub zerfallen«, meinte Hiroshi. »Aber es könnte auch einfach an den

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