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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Hiroshi fort, »wird das sowieso alles anders, wenn ich mal groß bin. Ich weiß nämlich jetzt, was ich dann mache. Dann wird das aufhören mit armen Leuten und reichen Leuten. Dann werden alle Leute reich sein, und niemand wird mehr irgendwen herumkommandieren oder verächtlich anschauen können.«
    Mutter schüttelte seufzend den Kopf. »Was du wieder redest!«
    »Du wirst sehen«, sagte Hiroshi. Mehr als je zuvor war er sich sicher, dass er die Welt verändern würde, und deswegen machte es nichts, wenn er sich jetzt noch ein bisschen von Charlotte herumkommandieren ließ.
    So bekam er am nächsten Tag zum ersten Mal Yumiko zu Gesicht, das Kindermädchen, von dem Charlotte ihm schon erzählt hatte. Yumiko hatte stämmige Beine und watschelte eher, als zu gehen, war aber die Gutmütigkeit in Person. Sie trug eine schwarze Umhängetasche bei sich, aus der sie alles zutage zu fördern imstande schien, was man bei einem Ausflug je brauchen würde – etwas zu trinken, etwas zu knabbern, ein Taschentuch, einen Stadtplan und so weiter.
    Charlotte war so aufgedreht, als befänden sie sich auf einer Expedition in den Dschungel. Schon die simple Fahrt mit der U-Bahn begeisterte sie, dass man hätte meinen können, sie sei noch nie mit einem Zug gefahren. Als sie in Akabane in den Bus umstiegen und man die Stadt sah, die endlosen Häuser, Straßen und Dächer, klebte sie an der Scheibe, zeigte hierhin und dorthin und wollte wissen, was dies und das für Gebäude seien.
    Im Schrein selber fasste sie tatsächlich alles an, was sich nur anfassen ließ. Hiroshi beobachtete fasziniert, wie sie das machte: wie sie die Augen halb schloss, während ihre Hände über Balken strichen, steinerne Statuen und Laternen streichelten oder an hölzernen Schnitzereien entlangfuhren. Wie sie dabei in sich hineinlächelte, wie sie ab und zu staunend die Augenbrauen hob, gerade so, als sähe sie in ihrem Inneren einen Film, den niemand sonst sehen konnte.
    »Und?«, fragte er sie leise. »Was siehst du?«
    Sie blieb stehen, schaute ins Leere, lange, blinzelte ratlos dabei. »Ich weiß es nicht«, gestand sie schließlich. »Ich verstehe das alles nicht. Aber es ist … sugoi! «
    Und dann hatte sie es auf einmal mit dem schwarzen Dolch, der zwischen dem anderen Krempel auf dem Altar lag. Wollte ihn unbedingt anfassen. Nicht die Haarspangen aus Horn, nicht den Spiegel aus Silber oder die verschiedenen Amulette – nein, das alte Steinmesser.
    Sie festzuhalten, damit sie sich bis dorthin vorbeugen konnte, hatte sich Hiroshi leichter vorgestellt, als es tatsächlich war. Als ihre Finger das Messer schon fast berührten, konnte er ihre andere Hand kaum mehr halten. Er fürchtete jeden Moment, das Gleichgewicht zu verlieren und zusammen mit ihr in den Wassergraben zu fallen.
    Aber sie verlangte natürlich, dass er sie noch ein Stück weiter herabließ!
    »Also gut«, meinte Hiroshi. Er stemmte den rechten Fuß ein Stück tiefer auf die Böschung und stellte sich vor, er sei He-Man oder Clamp-Champ oder sonst eine superstarke Figur der Masters of the Universe . Er würde nicht loslassen, und er würde auch nicht das Gleichgewicht verlieren, nein. Er würde Charlotte einfach so lange festhalten, wie sie wollte.
    Es durfte nur niemand kommen. Keiner der anderen Besucher und vor allem keiner der Shinto-Priester.
    Hiroshi verfolgte, wie Charlottes Fingerspitzen die letzten Zentimeter überbrückten. Er bedauerte, dass ihr Gesicht vonihm abgewandt war. Er hätte gerne dieses nach innen gewandte Lächeln gesehen in dem Moment, in dem sie das Messer endlich berührte.
    Doch diesmal lächelte Charlotte nicht.
    Charlotte schrie .
    In derselben Sekunde, in der ihre Finger den Dolch berührten, stieß sie einen Schrei aus, so markerschütternd, dass Hiroshi sie beinahe losgelassen hätte. Er ließ sie nicht los, doch als sie gleich darauf schlaff wurde und in sich zusammensank, konnte er nicht verhindern, dass sie abrutschte und ins Wasser fiel.
    Er ließ sie nicht los, keine Sekunde lang. Erfüllt von der panischen Angst, der Dolch könnte unter Strom gestanden haben, um ihn vor Diebstahl zu schützen, zerrte er Charlotte aus dem Wasser, zurück auf den gepflasterten Platz. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr Brustkorb ging wie ein Blasebalg. Aber wenn das Messer unter Strom gestanden hatte (wie sollte das überhaupt möglich sein, schoss es Hiroshi durch den Kopf, ein Messer aus Stein? ), dann hätte er doch auch etwas davon spüren müssen, oder? Dann

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