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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Samstag – nicht die Haute Cuisine, die Sie aus Frankreich gewohnt sind, sicherlich, aber doch so mit das Beste, was Boston zu bieten hat. Was meinen Sie?«
    Charlotte kannte das Restaurant; James war ein paar Mal mit ihr dort gewesen. Keine Vorspeise unter zwanzig Dollar auf der Karte, eine Weinkarte, die sogar ihren Vater beeindruckt hätte …
    Nun musste sie doch seufzen. »Am Samstag«, sagte sie, »helfe ich einer Freundin beim Umzug. Ich fürchte, da werde ich abends keine brauchbare Gesprächspartnerin mehr sein. Ich weiß auch nicht … Wirklich, es ist nicht so, dass ich Ihre Einladung nicht zu schätzen wüsste, aber –«
    Dr. Wickersham musterte sie aufmerksam. »Wäre es sehr unverschämt, wenn ich da einfach dazukäme?«, fragte er unvermittelt.
    »Dazu? Wozu?«
    »Zum Umzug Ihrer Freundin. Meiner Erfahrung nach ist bei Umzügen immer Bedarf für eine zusätzliche helfende Hand. Oder zwei Hände, besser gesagt.«
    Charlotte hatte einen Moment lang das Gefühl zu träumen. »Ja, klar«, entfuhr es ihr. »Klar wäre das gut … Es hat nämlichjemand abgesagt …« Passierte das wirklich? Bot ihr Professor für Paläoanthropologie tatsächlich an, beim Umzug ihrer besten Freundin Kisten zu schleppen?
    »Na also«, meinte Wickersham höchst zufrieden und zückte sein Notizbuch. »Sagen Sie mir die Adresse und die Uhrzeit, und ich komme.« Er sah auf, schien ihre Verblüffung zu bemerken. »Ich bin während meiner Studienzeit neunzehn Mal umgezogen«, erklärte er schmunzelnd, »und mir haben so viele Leute geholfen, dass ich das Gefühl habe, noch in der Schuld zu stehen. Pay Forward , wie man so sagt – andere haben mir geholfen, ich helfe anderen. Abgesehen davon ist es gut für den Körper, sich mal ein bisschen anzustrengen, und meistens lernt man interessante Leute kennen.« Er hob die Augenbrauen. »Und das wäre der erste Umzug, bei dem man nachher nicht noch bei einer Pizza oder so zusammensitzt und redet …«
    Es half nichts, Charlotte musste lachen. »Also gut«, meinte sie hilflos. »Es kommt mir zwar seltsam vor, aber … na gut. Gerne.« Sie gab ihm Brendas Adresse, sah zu, wie er sie aufschrieb – und fragte sich auf einmal, wie es sein mochte, von diesen schlanken, feinnervigen Händen angefasst, liebkost, voller Begehren gepackt zu werden.
    Sie hatte das Gefühl, rot anzulaufen. Was war nur los mit ihr?
    Am Mittwochmorgen klemmte sich James die Hand an der Autotür ein; nicht schlimm, aber nervig. Beim Mittagessen kleckerte er sich Tomatensoße aufs Hemd, und im Kurs über die Geschichte der Keramik blamierte er sich, weil ihm entgangen war, dass sie für heute einen Aufsatz über die Yangshao-Kultur hätten lesen sollen. Achttausend vor Christus hatte man in China schon Keramik gebrannt, verdammt noch mal, und er hatte die Stücke, die Dr. Urban gezeigt hatte, den Griechen zugeordnet! Irgendwie schien heute nicht sein Tag zu sein.
    Doch dann, auf dem Weg in die Bibliothek, vom festen Vorsatz beseelt, das Versäumte nachzuholen, wendete sich das Blattunerwartet wieder, als er aus den Augenwinkeln eine bekannte Bewegung vor dem Schwarzen Brett registrierte: Terry Miller, die sich etwas von einem der Aushänge abschrieb. Pferdeschwanz-Terry. Was sie da wohl so brennend interessierte, dass sie nicht rechts und nicht links schaute? James schlenderte so unauffällig wie möglich hinter sie.
    Es war ein Plakat, auf dem ein gewisser Kenny Higgins Einführungskurse in Golf anbot, zu Studententarifen.
    Jetzt gehörst du der Katze, Mäuschen , dachte James tief befriedigt.
    Er trat neben sie, sorgte dafür, dass sie ihn bemerkte, und sagte dann: »Hi, Terry. Wie geht’s?«
    »Hi, JB«, erwiderte sie, ohne mit dem Schreiben innezuhalten.
    »Du spielst Golf? Muss ich mir um meinen Titel Sorgen machen?«
    Sie lachte auf. »Ich glaube, ein paar Monate kannst du dich noch sicher fühlen.«
    Er deutete auf das Plakat. »Ich hoffe aber sehr, du willst dem da nicht dein Geld geben.«
    »Wird wohl darauf hinauslaufen«, meinte Terry, klappte ihr Notizbuch zu, ließ das Gummiband darum einschnappen und stopfte es zurück in ihre Tasche. Heute war es eine umhängbare Sonnenblume. »Er muss ja auch von etwas leben.«
    »Na klar, aber doch nicht davon, Golfanfänger zu verderben.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie so sorgenvoll wie nur möglich an. »Also, nichts gegen Kenny, das ist ein netter Kerl und so weiter, aber wie der Golf spielt … Ich frag mich, was jemand, der grundsätzlich

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