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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Betriebswirtschaft studiert, schrieb Kolumnen, las in seiner Freizeit Bücher über Geschichte und sponserte Studien über Redwood-Bäume an den amerikanischen Küsten. Und er verwaltete einen Investmentfonds, wobei ein Artikel in einem Wirtschaftsmagazin behauptete, er sei dafür bekannt, sich immer tatkräftig in die Geschäfte übernommener Firmen einzumischen.
    Okay. Klang alles, als könne er einen Rückruf riskieren.
    Eine großmütterlich klingende Sekretärin nahm ab, wusste sofort Bescheid und verband ihn mit Rasmussen.
    Natürlich ging es um seine Erfindung. »Sie haben sich da zu billig verkauft«, erklärte ihm der Mann gelassen. »Das ist nicht gut. Ich würde diese Geschäftsbeziehung, die durch die Übernahme nun eine Geschäftsbeziehung zwischen Ihnen und mir ist, gerne auf eine neue Grundlage stellen.«
    Hiroshi runzelte die Stirn. »Es kann Ihnen doch nur recht sein, wenn ich mich zu billig verkaufe. Oder hab ich da irgendwas nicht richtig verstanden?«
    »Nun, das ist die übliche kurzsichtige Denkweise, die zum allgemeinen Schaden in der Geschäftswelt leider sehr verbreitet ist. Ich verfolge eine andere Philosophie, und da ich das seit dreißig Jahren mit Erfolg tue, nehme ich an, dass ich damit nicht ganz falsch liege. Im wirtschaftlichen Austausch – denn darum handelt es sich ja, nicht wahr? Um einen Austausch von Leistungen und Gütern – sehe ich vor allem Kreisläufe, so ähnlich, wie das auch in biologischen Systemen der Fall ist. Man gibt und man bekommt. Sie geben etwas, um etwas zu bekommen,klar – aber Sie müssen auch etwas bekommen, um etwas geben zu können. Wenn Sie nur geben und geben, dann folgen Sie zwar einem kulturell geschätzten Ideal, dem der Selbstlosigkeit, aber Sie zehren sich dabei vor allem rasch auf. Mit welchem Resultat? Über kurz oder lang sind Sie am Ende und können gar nichts mehr geben. Und damit ist alles, was Sie und nur Sie geben konnten, für die Welt verloren. Selbstaufopferung ist ein Verlust für die Welt und die Gemeinschaft, zumindest, wenn sie in diesem Zusammenhang betrieben wird – Kriege, Notfälle und dergleichen sind natürlich völlig andere Situationen.«
    Hiroshi räusperte sich. Nicht ganz einfach, bei dem Mann zu Wort zu kommen. »Also, es war durchaus meine Absicht, mit dem ›Zauberstab‹ Geld zu verdienen«, erklärte er. »An Selbstaufopferung habe ich keine Sekunde lang gedacht.«
    »Gut, das ist schon mal ein Anfang. Dann haben Sie nur nicht auf die nötige Balance zwischen Geben und Nehmen geachtet.«
    »Ich habe den Vertrag von der Rechtsabteilung des MIT überprüfen lassen –«
    »Der Vertrag ist ja auch in Ordnung. Hören Sie, Mister Kato, machen wir es uns doch einfach. Ich bin kommenden Samstag zufällig in Boston. Wenn es Ihnen passt, würde ich Sie gerne treffen und mit Ihnen über alles sprechen.«
    Hiroshi überlegte. Am Samstag hatte er noch nichts vor, was sich nicht verschieben ließ. Und der Mann klang, als könne man sich zumindest anhören, was er zu sagen hatte. »Samstag wäre kein Problem. Wann und wo?«
    »Im Verlauf des Nachmittags, gegen vier Uhr«, sagte Rasmussen ohne Umschweife. »Und ich würde am liebsten einfach zu Ihnen kommen. Ich halte nichts von diesen Geschäftsessen, bei denen man sich gegenseitig Theater vorspielt; ich sehe gern, in welcher Umgebung meine Geschäftspartner leben. Sie wohnen im MacGregor House, ist das richtig?«
    »Ja.« Hiroshi sah sich in seinem Zimmer um. Um Himmels willen. Er würde aufräumen müssen, und zwar gründlich!
    »Gut, das kenne ich. Natürlich erwidere ich die Einladung; das nächste Mal sind Sie bei mir zu Hause, und dann kommen auch die leiblichen Genüsse nicht zu kurz. Für den Samstag brauchen Sie nichts vorzubereiten, vor allem nicht extra aufzuräumen; ich hab selber mal studiert, ich weiß noch, wie das ist in diesen winzigen Zimmern.« Im Hintergrund war ein Geräusch zu hören, als klappe ein dicker lederner Zeitplaner zu. »Also, dann bin ich am Samstag um vier Uhr nachmittags bei Ihnen. Okay?«
    »Okay«, sagte Hiroshi. Dieser Mann verlor keine unnötige Zeit, das stand mal fest.
    Er fühlte sich leicht überrumpelt, aber irgendwie gefiel ihm das auch. Leute, die keine Zeit verloren – er hatte das Gefühl, dass er so jemanden gerade gut brauchen konnte.
    In Charlottes Augenwinkeln glitzerte etwas. Auf dem Dach gegenüber reflektierte irgendetwas Metallisches das Sonnenlicht und gleißte so grell, dass sie den Vorhang ein Stück vorziehen musste.

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