Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
verdammt noch mal, langsamer. »Willst du mich haben?«, hauchte sie.
    »Das weißt du doch, oder? Wenn du das nicht gemerkt hast …«
    »Sag es. Sag , dass du mich willst.«
    Wilde Hoffnung loderte in ihm auf, seinen Treffer doch noch zu landen. Sie war irgendwie anders als normale Mädchen, stand auf irgendwas Spezielles, und wenn er ihr das gab … wenn sie das hören wollte … »Ja, verdammt«, stieß er hervor. »Ich will dich.«
    Sie rieb weiter, aber zu langsam, zu langsam, gerade genug, um ihn zittern zu lassen vor Verlangen. »Du kannst mich haben, JB, wenn du willst«, gurrte sie kaum hörbar. »Du kannst mich haben – aber du musst mich stark genug wollen. Du musst mich begehren. Du musst mich wirklich, wirklich begehren … Begehrst du mich?«
    »Ja«, stieß James hilflos hervor.
    »Sag es.«
    »Ich begehre dich.«
    »Sag meinen Namen«, verlangte sie.
    Was war denn das für ein Spiel, verdammt noch mal? Was trieb sie da? Warum holte sie ihm nicht endlich einen runter und gut? Er keuchte, schluckte, stieß hervor: »Terry.«
    Sie hörte auf. Hörte einfach auf, mittendrin. Hörte auf, während ihm die Eier schwollen. Er jaulte unartikuliert.
    »Sag es noch mal«, forderte sie. »Und sieh mich an dabei. Sieh mich die ganze Zeit an.«
    Also sah er sie an und sagte es noch mal: »Terry.« Im selben Moment, in dem er ihren Namen aussprach, machte sie eine scharfe, ruckartige Bewegung mit der Hand, die ihm durch und durch ging, die ihn fast über die Grenze trieb, aber eben nur fast, nur fast …
    »Sag es! Sag meinen Namen, sag ihn so oft wie möglich!«
    »Terry.« Er sah sie an. »Terry.« Sah ihre Augen. »Terry.« Sie hatte eine hellbraune Iris mit seltsamen grünen Einsprengseln. Hexenaugen. »Terry!« O Gott. Er war dabei zu platzen. »Terry. Terry … Terry … Terry … Terry!«
    Er kam, indem er ihren Namen hinausbrüllte, kam mit einer Entladung zum Bäumefällen, und sie hielt seinen Blick fest, die ganze Zeit, bis es vorbei war. Es war, als habe sie auf einmal Macht über ihn. Sie lächelte schmallippig, beugte sich vor, küsste ihn flüchtig auf die Stirn, stand auf und ging.
    James war, als käme er nie wieder zu Atem. Er stemmte sich mühsam empor, zog seine Hose hoch, knöpfte sie mit schwachen Bewegungen zu. Er zitterte am ganzen Körper, was von der unnatürlichen Haltung kam, klar. Er warf einen argwöhnischen Blick in die Richtung, in die Terry verschwunden war. Was war das jetzt gewesen? Das seltsamste sexuelle Erlebnis, das er je gehabt hatte. Das auf jeden Fall.
    Er schluckte, hatte den Geschmack einer zerbissenen Mücke im Mund. Scheiße. Ein Sieg fühlte sich anders an.
    Gegen Mittag machte Charlotte endlich Rast. Sie hatten gerade eine Siedlung aus weit verstreut im Wald liegenden Häusern passiert, und nun lud ein stiller, halb versteckter See am Randder Straße zum Verweilen ein. Sie zogen die Schuhe aus, krempelten die Hosen hoch und tauchten die Füße ins Wasser.
    Der Platz war angenehm schattig, und es tat unsagbar gut, die Füße zu kühlen. Hiroshi konnte sich nicht erinnern, jemals im Leben so weit gewandert zu sein. Seine Kleidung klebte ihm am Körper, rieb und scheuerte, außerdem war er überall staubig: Er sehnte sich nach einer langen, heißen Dusche. Er würde morgen vor Muskelkater kaum aus dem Bett kommen, dessen war er sich sicher. Und er hatte beim Ausziehen der Socken an jedem Fuß wenigstens eine Blase bemerkt.
    Von alldem würde er sich natürlich nichts anmerken lassen. Falls Charlotte vorhatte, den ganzen Tag zu wandern, dann würde er den ganzen Tag wandern, und falls seine Füße heute Abend bluten sollten, nun, dann würden sie eben bluten. Das heilte auch wieder.
    Sie verzehrten die Sandwiches. Es waren mit Abstand die besten Sandwiches, die Hiroshi jemals gegessen hatte, und er war sich nicht sicher, ob das wirklich allein an seinem Hunger lag. Sandwiches mit Schinken, Mayonnaise und fein gewürztem, dünn geschnittenem Gemüse. Sandwiches mit einer Fischpaste, die Charlotte, wie sie ihm erklärte, selber gemacht hatte, nach einem Rezept ihrer Großmutter. Herrlich!
    Sogar das Wasser aus der Flasche schmeckte wunderbar, selbst so fad und lauwarm, wie es war.
    Nach und nach setzte ein Erholungseffekt ein. Hiroshi sah zu den Baumwipfeln empor, hörte den Vögeln zu, die lautstark miteinander argumentierten, und dachte plötzlich an Dorothy. Wie weh er ihr getan haben musste. Zweifellos hatte er sie maßlos enttäuscht, und wie er ihre Beziehung beendet

Weitere Kostenlose Bücher