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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sodass man fast nichts sah; vermutlich war das ein Wohngebiet.
    Die Straße, auf der sie gekommen waren, hieß Concorde Avenue. Auf der marschierte Charlotte strammen Schrittes etwa hundertfünfzig Meter weiter und blieb dann wieder stehen, in der Nähe einer Bushaltestelle.
    »Das eben«, erklärte sie, als Hiroshi zu ihr aufschloss, »war die Warmzeit zwischen Würm-Eiszeit und Riss-Eiszeit. Was fällt dir auf?«
    Entlang des Fußwegs verlief ein Maschendrahtzaun, hinter dem eine von Bäumen und Gebüsch bewachsene Böschung anstieg. Gegenüber lag so etwas wie eine Schule oder ein Kindergarten; auf einem kleinen Grünstück stand die Statue eines Mannes, der eine segnende Geste machte. Oder war es ein Engel? Hiroshi wusste es nicht, dazu kannte er sich mit religiösen Dingen zu wenig aus.
    Er betrachtete den Weg, den sie seit der Parker Street zurückgelegt hatten. »Diese Epoche ist länger als die Geschichte, die uns in der Schule beigebracht wird.«
    »Genau«, sagte Charlotte. »Tatsächlich ist es eine Periode, über die wir so gut wie nichts wissen.«
    Hiroshi hob die Augenbrauen. »Erstaunlich«, meinte er. »Dabei haben da doch auch schon Menschen gelebt. Die haben sich doch bestimmt auch schon gegenseitig die Köpfe eingeschlagen.«
    »Erinnerst du dich an die ›Insel der Heiligen‹?«, fragte Charlotte. »An das Messer auf dem Altar, das ich unbedingt anfassen wollte?«
    »Klar«, sagte Hiroshi.
    Charlotte deutete in die Richtung, in der es weiterging. »Das war noch älter als das hier.«
    Sie brauchten ewig für die erste Bahn. Terry schlug ihren Ball ins Aus, ins Rough, in einen Bunker, ins Wasser … Sie ließ kaum etwas aus, und so ergaben sich jede Menge Gelegenheiten, sie zu korrigieren, sie zu umfassen, zu berühren, an ihr zu schnuppern, ihren Busen zu streifen und an ihrem Hüftschwung herumzumäkeln.
    »Das muss viel lockerer gehen hier«, sagte James immer wieder, packte sie jeweils von hinten am Gesäß, ruckelte daran und befahl: »Noch mal.«
    Als sie endlich das Green erreicht hatten, erwies sich auch das Putten als größere Herausforderung. Erst schlug Terry zu stark, beförderte den Ball an der Fahne vorbei zurück auf den Fairway, dann schlug sie zu schwach, sodass die störrische weiße Kugel gleich wieder liegen blieb. Sie wurde richtig kribbelig. Was nicht schlecht war, denn wenn sie kribbelig war, wackelte sie in sehenswerter Weise mit dem Oberkörper.
    »Erst mal entspannen«, riet James, trat hinter sie, korrigierte ihre Haltung hier und da. »Mach die Beine breit. Ja, so. Und nun schau auf den Ball. Stell dir vor, wie er dort drüben ankommt. Wie er ohne das geringste Hindernis ins Loch schlüpft. Wie er einfach hineingleitet, ganz sanft und mühelos. Stell dir vor, was für ein großartiges Gefühl das ist.« Er hörte sie tief Luft holen, sah sie leicht erbeben. Sie dachte also auch nicht nur anGolfbälle. Sehr gut. Nicht mehr lange, und er hatte sie geknackt. »Jetzt los.«
    Diesmal traf sie den Ball genau richtig. Er glitt wie am Faden gezogen über das Green und plumpste glatt ins Loch.
    »Na also«, lobte er. »Du machst das gut.«
    »Liegt am Lehrer«, meinte sie mit einem schelmischen Blick.
    »Stimmt«, sagte James und schlug sich selber auf die Schulter. » Ich mach das gut.«
    Endlich, die zweite Bahn. Auf die hatte er es von vornherein abgesehen gehabt. Entlang dieser Bahn verlief nicht nur ein Rough – also hohes Grün, das höchstens einmal im Jahr gemäht wurde und zur Abgrenzung der Bahnen voneinander diente –, sondern ein richtiges Waldstück, nahezu unzugänglich verwachsen, voller Gebüsch und Unterholz – und, so durfte man annehmen, voller verloren gegangener Golfbälle. Ungewöhnlich für einen Golfplatz, doch der Erhalt dieses Waldes war eine Auflage der Gemeinde gewesen, aus Naturschutzgründen. Viele Spieler regten sich darüber auf, die klügeren erkannten die Möglichkeiten: Er und Terry würden nicht das erste Pärchen sein, das es dort drinnen trieb.
    »Darf ich diesmal anfangen?«, bat Terry.
    James nickte großmütig, während er sich zurechtlegte, wie er es anstellen würde. Er musste seinen Ball ins Gebüsch schlagen, klar. Dann würde er sich aufregen, ihr die Schuld geben, behaupten, sie brächte ihn durcheinander mit ihrem sexy Outfit, wie soll sich ein gesunder Mann dabei konzentrieren? Das würde ihr gefallen; diese Art Vorwurf ließen sich Frauen gerne machen. Und sie würde nicht widersprechen, wenn er sie dazu verdonnerte, ihm beim

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