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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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geworden? In einem Erdloch in Kasachstan? »Vielleicht«, sagte ich schmunzelnd.
    »Lena«, er langte über den Tisch nach meiner Hand. Ich zog sie schnell weg. »Lena, du bist wirklich ganz wunderbar, weißt du das?«
    Ich lächelte unverbindlich und sah auf die Uhr. »Ich muss los.«
    »Warte!« Er sprang auf und lief in den Keller. Nach einer Minute kehrte er zurück und hielt mir die Eduscho-Dose hin. »Nimm die mit, bitte.«
    »Danke.« Ich hakte in seinen Augen fest, schwankte – eine Sekunde lang. Dann hatte ich mich wieder im Griff. »Ruf mich mal an, wenn der Typ da war«, sagte ich, schon auf der Außentreppe.
    Der Professor nickte. Sein Blick folgte mir, als ich zu meinem Wagen ging. Ich musste aufpassen, dass ich nicht stolperte. Dabei war der schmale Plattenweg ganz eben.
    * * *
    Als wäre dieser Tag noch nicht ereignisreich genug gewesen, fand ich auch noch eine neue E-Mail in meinem Posteingang:
    Hallo, schöne Helena,
ich bin erst heute zurückgekommen, war zu Aufnahmen in Florenz Bademoden zwischen Renaissance-Skulpturen. Ich fand's ziemlich skurril, aber es hat mir einen kräftigen Zuschuss zum Bauernhaus eingebracht. Mindestens den Kamin, den ich unbedingt einbauen will. Magst du Kamine? Wir könnten Marshmallows an langen Spießen rösten. Oder Kartoffeln, falls du um deine Figur fürchtest!
Steffen
    PS: Neulich hatte ich in Hannover zu tun. Ich habe in Allertal einen Kaffee getrunken, aber es war eine sehr einsame Pause. Fast hätte ich eine rote Rose auf den Parkplatz gelegt, aber das erschien mir dann doch zu theatralisch. Also habe ich es gelassen.
    Ich klickte auf Antworten:
    Lieber Steffen,
Kartoffeln brät man nicht am Spieß, da werden einem die Arme lahm. Man muss sie aufschneiden, salzen und mit Knoblauchbutter füllen. In Alufolie wickeln und unten in die Glut schieben. Allerdings brauchen sie ewig, bis sie gar werden.
Lena
    Das PS ignorierte ich.
    Ich musste nicht lange warten:
    Liebste Lena,
du ahnst gar nicht, wie viel Geduld ich habe. Wenn es sein muss, Jahre!!!
Steffen
    Au weia. Das wurde mir zu heiß. Ich antwortete nicht mehr. Lieber räumte ich mein Outlook auf. Druckte unsere E-Mails aus, löschte sie, faltete die Ausdrucke und schob sie in mein zerlesenes Exemplar von Klaus Manns »Mephisto«. Den würde in diesem Haus niemand außer mir je anrühren. Außerdem fand ich es passend.
    Mit dem »Mephisto« klappte ich alle finsteren Kapitel dieses Tages zu. Ich verfügte mich in die Küche, bereitete Grünkohl, Bratwürste und Salzkartoffeln – ein ordentliches deutsches Essen von einer ordentlichen deutschen Hausfrau.
    Ich rettete schnell die Bratwürste von der Platte, als das Telefon klingelte. Klaus, mein Lektor. Ob ich morgen nach Hamburg kommen könne, er habe etwas mit mir zu besprechen.
    Sein Ton beunruhigte mich. »Worum geht's denn?«
    »Lass uns morgen reden, Lena, ja? Kannst du um elf hier sein?«
    Klar konnte ich das. Aber im Gegensatz zu sonst freute ich mich nicht auf das Treffen.
    Auch Holger war nicht begeistert. Vor allem nicht, als ich ihm mitteilte, dass ich bei Laura übernachten würde, wenn ich schon einmal in Hamburg sei.
    »Ich hoffe nur, dieser Klaus halst dir nicht noch mehr Arbeit auf.«, bemerkte er missmutig. »Du solltest ihm langsam mal beibringen, dass du in Zukunft nicht ständig auf Abruf bereitstehen wirst.«
    Ich sah überrascht auf, stellte mich doof »Warum nicht?«
    Holger setzte diesen Na-gut-wenn-es-sein-muss-erläutere-ich-es-dir-noch-einmal-Blick auf. »Lena, Kleines, wir haben doch neulich darüber gesprochen. Es wird langsam Zeit für uns.«
    Ich konterte mit meinem Keine-Ahnung-wovon-du-sprichst-Blick.
    Holger schob entnervt seinen Teller von sich, stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah mich eindringlich an. Ich fühlte mich wie in der dritten Klasse, wenn meine Lehrerin mit zum Zerreißen gespannter Geduld geseufzt hatte: »Also gut, Lena, holen wir die Rechenklötzchen nochmal raus. Vielleicht klappt es damit.«
    »Du bist immer noch nicht von diesem Kindertrip runter, was?«, bemerkte ich frech und beobachtete mit hämischem Vergnügen, wie Holgers mühsam zusammengekratzte Nachsicht in sich zusammenfiel und geklumpter Wut Platz machte. Das hatte ich bei meiner Rechenlehrerin nie geschafft!
    Aber Holger war eben auch kein geschulter Pädagoge. »Was soll das denn heißen – Kindertrip?!«, bollerte er. »Du tust ja gerade so, als sei das eine Marotte von mir! Jeder kriegt Kinder!«
    »Die Leute, die ich kenne, nicht! Und

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