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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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ich auch nicht! Ich will arbeiten!«
    Holger schaltete einen Gang zurück. »Aber Lena, Kleines, das kannst du doch auch. Wir können ein Au-pair-Mädchen einstellen. Oder meinetwegen auch ein richtiges Kindermädchen, wenn du willst. Du wirst sehen, dann bleibt dir genug Zeit zum Malen. Du wirst kaum etwas von dem Kind mitbekommen, wenn du nicht willst.«
    Ich starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Jetzt blieb mir wirklich die Spucke weg. »Sag mal, Holger, hast du komplett vergessen, woher ich komme?«, stieß ich schließlich hervor. »Ich bin mit Kindermädchen und Au-pairs groß geworden, weil meine Mutter möglichst nichts von mir mitbekommen wollte! Und du schlägst mir allen Ernstes vor, ich solle das mit meinem eigenen Kind genauso machen? Hast du den Verstand verloren?«
    »Helena, bitte!«
    Nix bitte! »Du bist so was von herzlos, ich fasse es einfach nicht! Du weißt genau, wie beschissen ich meine Kindheit fand, meinst du, das würde ich nun meinem Kind antun?«
    »Lena, nun beruhige dich doch! Bei uns wäre es doch etwas ganz anderes! Unser Kind hätte ein richtiges Zuhause, schließlich vagabundieren wir nicht durch die Welt wie deine Eltern. Außerdem würden wir unsere Kinder lieben. Das kannst du doch gar nicht vergleichen.« Holger zog seinen Teller wieder heran und machte sich über die kalten Reste her. Typisch!
    »Tolle Liebe!«, giftete ich. »Und wozu brauchen wir dann ein Kind, wenn wir nichts von ihm mitbekommen wollen?«
    Holger stopfte sich eine ganze Kartoffel auf einmal in den Mund. »Na ja«, sagte er endlich, »so wäre es ja auch nicht. Natürlich würden wir uns in unserer Freizeit mit ihm beschäftigen.«
    »Ach ja? Und wann wäre das? Abends ab acht? Gucken wir ihm dann beim Schlafen zu, oder was?«
    Holger futterte ungerührt weiter. »Tja, Helena, irgendwie wirst du dich entscheiden müssen. Entweder stellen wir jemanden ein, oder du nimmst dir selbst die Zeit. Eine dritte Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Aber ich! Wir kriegen keine Kinder, solange du dir nicht genauso viel Zeit für sie nimmst wie ich. So einfach ist das!«
    Holger schickte einen gepeinigten Blick zur Zimmerdecke. »Helena, ich habe dir bereits zigmal erklärt, warum das nicht möglich ist. Und ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du das allmählich begreifen würdest.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du allmählich etwas begreifen würdest!«, fauchte ich, vor Wut bebend.
    Holger ignorierte diesen Einwurf »Hör mal, Kleines, irgendwann musst du nun wirklich mal den Tatsachen ins Auge sehen. Wie gesagt, du wirst nicht jünger.«
    Nein. Im Moment alterte ich sogar schlagartig um Jahre. Ich fühlte mich so schlapp und zittrig, dass ich bezweifelte, es ohne Gehwagen in die Küche zu schaffen. »Hör mal, Holger«, sagte ich müde, »wir haben das so oft durchgekaut. Solange du dabei bleibst, dass dein einziger Beitrag zu diesem Unternehmen in der Zeugung besteht, wird sich an meinem Entschluss nichts ändern. Entweder wir nehmen uns beide Zeit für das Kind und organisieren die Sache so, dass auch mir noch Zeit für meinen Beruf bleibt, oder wir lassen es. – Basta!«
    Holger schüttelte angewidert den Kopf »Wie du schon redest! ›Dieses Unternehmern, ›die Sache‹! Hast du denn gar kein Herz?«
    Aha, jetzt fuhr er die emotionale Schiene! »Und du?«, blaffte ich zurück. »Du denkst doch weder an das Kind noch an mich! Dir ist es doch scheißegal, ob ich hier in Einzelhaft mit Kleinkind versauere, wenn du nur endlich deinen Erben hast!«
    »Das ist ja nun wirklich ausgesprochen albern, Helena! Wenn du allerdings der Meinung bist, dass du mit einem Kind ›versauerst‹, muss ich mich in der Tat fragen, ob du dich als Mutter eignest. Ein bisschen mehr Einfallsreichtum hätte ich dir schon zugetraut. Es gibt Krabbelgruppen und Mutter-und-Kind-Schwimmen und ... und ... alles Mögliche!«
    »Na, tolle Aussichten! Genau das, was ich mir immer gewünscht habe! Wenn du das alles so Klasse findest, kannst du diese wunderbaren Angebote ja wahrnehmen! Stell eine Apothekerin ein, die dich halbtags vertritt, dann hättest du Zeit!«
    Holger stieß fast sein Glas um. »Weißt du, was mich das kosten würde?«
    »Weißt du, was es mich kosten würde, wenn ich nicht mehr malen könnte?«
    »Meine Güte, dann bezahle ich dich eben!«
    O Gott! »Holger, vergiss es. Du hast überhaupt nichts kapiert.« Ich zog ihm den Teller unter der Nase weg, knallte ihn auf meinen und rauschte in die Küche. Rammte das Geschirr in

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