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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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König war nicht tot, nur in Pension.
    * * *
    Als ich später im Auto saß und die Eppendorfer Landstraße ansteuerte, wurde mir doch ein wenig blümerant zumute. Mit Klaus ging eine Ära zu Ende. Die einzige, die ich kannte. Er hatte mich entdeckt, als er mir vor Jahren beim Zeichnen auf Katharinas und Ninas Terrasse über die Schulter geschaut hatte. Er hatte mir sofort einen Vertrag angeboten. Er hatte mich gefördert. Ohne ihn ... Ich wagte nicht, es mir auszumalen. Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich jahrelang Klinken an Verlagstüren geputzt und irgendwann entmutigt aufgegeben. Dann bestünde meine Arbeit heute allein darin, die voll gekackten Windeln eines Spengerchens zu wechseln.
    Es war halb drei, als ich vor dem Café Lindtner parkte. Eigentlich sollte ich noch eine halbe Stunde durch die umliegenden Geschäfte streifen, um bloß nicht vor Steffen da zu sein, aber zu solchen taktischen Spielchen hatte ich jetzt keine Lust. Ich wollte einfach nur in einen Stuhl sinken, mir einen Milchkaffee servieren lassen und ein bisschen nachdenken. Über Klaus. Über mich. Über die Wechselfälle des Lebens.
    Ich stieß die Tür auf und trat ein. Es war warm und duftete süß nach Kuchen, vertraut und tröstlich. Wie oft hatte ich früher hier gesessen, angeregt plaudernd mit Freunden, intim mit Laura, allein mit einem Buch. Ich schluckte, überwältigt von Wehmut und sah mich in dem kleinen Raum um. Ein Tisch neben einer der Terrassentüren wäre ideal.
    Aber da saß schon – Steffen. Breit, behaglich, lächelnd. Der nächste Schock des Tages. Und keineswegs einer der Ernüchterung. Braun gebrannt, lässig in Hemd und Lederjacke, Pfeife in der Hand. Leuchtender Blick. Eine erotische Atombombe.
    Ich ging zögernd auf ihn zu. Er erhob sich sofort, kam mir einen Schritt entgegen. Lächelte. Hinreißend. »Hallo, schöne Helena.« Weich, schmelzend.
    O Gott! So hatte ich das nicht geplant! »Hi«, sagte ich lässig und ließ mich auf einen Stuhl fallen.
    Er setzte sich wieder, winkte der Kellnerin. Im Handumdrehen stand eine Riesentasse Milchkaffee vor mir. Steffen lächelte. Au Mann, dieses Lächeln! Es gab mir den Rest. Dabei war ich den ganzen Tag so tapfer gewesen.
    »Was treibt dich her, schöne Helena?«
    »Ach, Steffen, es ist schrecklich. Klaus hat mich verlassen.«
    »Klaus? Hieß dein Mann nicht ... Heinz? Oder Horst? Irgend so ein scheußlicher Name war's.«
    Ich schüttelte ärgerlich den Kopf »Er heißt Holger. Aber um den geht's gar nicht.« Ich erzählte von Klaus, spürte, dass sich zwischen meinen Wimpern eine kleine Überschwemmung anbahnte, als ich zum Ende kam. »Er hat zwar gesagt, ich könne immer zu ihm kommen, aber das kann ich natürlich nicht. Er hat jetzt seine eigenen Sorgen, da kann ich ihn nicht auch noch belätschern. Nein, es ist ein richtiger Abschied.« Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen.
    »Aber du wirst ihn doch noch ab und zu sehen, oder?«
    »Das schon. Aber es wird anders sein. Und vor allem wird sich das Arbeiten jetzt ändern. Sonst habe ich mich immer unheimlich gefreut, wenn ich nach Hamburg gefahren bin. Ohne ihn kommt mir das alles so ... so heimatlos vor.«
    Steffen nickte nachdenklich. »Ich kann mir vorstellen, was du meinst. Du hast einmal gesagt, Malen sei ein einsames Geschäft, und so ganz scherzhaft hast du das wohl nicht gemeint. Man braucht wahrscheinlich jemanden, mit dem man sich wenigstens ab und zu mal richtig austauschen kann.«
    »Ja, und da war Klaus wirklich der Einzige, mit dem das auch etwas brachte. Es hat so viel Spaß gemacht mit ihm! Jetzt ist alles so trostlos«, sagte ich traurig.
    Steffen sah mich aufmerksam an. »Alles?«
    Ich nickte schiefelnd. »Nein, alles nicht. Max, der Neue, ist wirklich Klasse!«
    Steffen grinste. »Kann es sein, dass du etwas sprunghaft bist, schöne Helena? – Hattest du nicht auch gesagt, wir würden uns nie wieder sehen?«
    Ich spielte verlegen mit meinem Kaffeelöffel. »Man kann seine Meinung ja mal ändern«, murmelte ich. »Außerdem hatte ich sowieso nicht wirklich erwartet, dass du Zeit hast. Ich hätte eher gedacht, dass du nach Grönland oder so abgedüst bist, um Sonnenbrillen zu fotografieren.«
    Er lachte. »Solche Aufträge sind eher selten. Meistens arbeite ich in meinem Studio. Aber deinetwegen habe ich einen Termin in Berlin abgesagt. Sony-Notebooks.«
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte ich erschrocken. »Du hättest doch bestimmt eine Menge verdient!«
    »Ich fotografiere sie

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