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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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nächste Woche. Du hast Recht, der Auftrag lohnt sich. Das werden mindestens ein paar T-Träger. Du wolltest doch große Räume, oder hast du deine Meinung da etwa auch geändert?«
    Was sollte das denn? Was ging mich sein verdammtes Bauernhaus an? – Damit wollte ich nichts zu tun haben. Ich trank hastig meinen Kaffee aus. Schnell raus hier.
    »Musst du los?«, fragte Steffen. Eher leidenschaftslos.
    »Ja, meine Freundin Laura wartet auf mich. Sie hat gleich Dienstschluss«, log ich.
    »Und wann fährst du wieder in dein unsägliches Hameln?«
    Ich richtete mich auf. »Hameln ist sehr nett! Ich weiß gar nicht, warum du so blöde Sprüche machst – wenn du erst in deinem Heidekaff lebst, wird dich eines Tages sogar eine Kleinstadt wie Hameln erschrecken!«
    Steffen grinste. »Kleinstädte haben mir schon immer Angst gemacht. Wenn man schon in beengten Verhältnissen lebt, sollten sie wenigstens anregend sein. Oder man hat so viel Platz, dass das Drumherum keine Rolle spielt.«
    Darauf fiel mir nichts ein. Irgendwie hatte er ja Recht. Schon wieder. Und warum mich seine süffisanten Bemerkungen über Hameln so störten, begriff ich auch nicht richtig. Ein Quell der Inspiration war das Städtchen ja wirklich nicht.
    »Also, wann fährst du zurück?«, hakte er nach. »Können wir morgen noch zusammen frühstücken? Hier zum Beispiel?«
    Laura, die Ärmste, musste morgen um sieben ihren Dienst antreten, das hatte sie gesagt. Ich hatte mir vorgestellt, dann auch zu fahren und irgendwo unterwegs einen Happen zu essen. In Brunautal oder Allertal. Tolle Alternative!
    »Na gut, um neun?«
    »Um neun.« Die grünen Pünktchen tanzten.
    Komisch, bisher waren sie mir gar nicht aufgefallen. »Ich muss jetzt wirklich los«, sagte ich unruhig. Irgendetwas lief hier schief. Verdammt schief
    Ich verabschiedete mich hastig. Die Rechnung überließ ich Steffen. »Das Frühstück bezahle ich«, erklärte ich noch, raffte meinen Kram zusammen und verließ nahezu fluchtartig das Café.
    Laura und ich verbrachten den Abend im ›Casa Mia‹. Es lag bei ihr um die Ecke und war unser zweites Wohnzimmer. Wir saßen immer am selben Tisch, aßen jedes Mal das Gleiche, bestellten immer eine große Flasche Wasser und einen halben Liter Pinot Grigio. Und Letzteres manchmal auch ein zweites Mal. So wie heute. Wir toppten das Ganze sogar noch mit einem Grappa. Und der zeigte Wirkung. Ich hatte kaum daran gerochen, als ich Laura auch schon mein bestgehütetes Geheimnis preisgab und ihr von Steffen erzählte.
    Ihre Augen wurden immer größer. »Und dann hat er dir dieses Plakat geschickt? Wochen später? Der muss ja total in dich verknallt sein!« Sie seufzte. »Das ist soo romantisch!«
    Wir starrten eine Weile andächtig in unsere Grappagläser.
    »Was hast du damit gemacht?«, fragte Laura plötzlich.
    Ich schreckte auf. »Womit?«
    »Mit dem Plakat, du Depp!«
    »Ich habe es aufgehängt«, sagte ich betreten.
    Laura sah mich mit tellergroßen Augen an. »Du hast dich auch verknallt«, hauchte sie.
    »Quatsch! Ich fand es nur schön – das Plakat, meine ich. Außerdem ...«, ich zögerte. Nee, dass ich Steffen heute wieder gesehen hatte, würde ich für mich behalten. Laura würde bloß wieder falsche Schlüsse ziehen. Lieber erzählte ich ihr einen anderen Schwank aus meinem Leben, da kam sie auch auf ihre Kosten. »Außerdem ist da noch was ...« Ich beichtete auch noch die Geschichte mit dem Professor.
    »Mann, ist das geil!«, rief Laura entzückt, als ich mir, stockend und verlegen nach Worten suchend, einen Bericht von unserer unheimlichen Begegnung der besonderen Art im Keller abgerungen hatte. »Aber«, fügte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung hinzu, »ich wette, es wird keiner von beiden! Da taucht noch der unbekannte Dritte auf, und der ist es dann!«
    »Ja, klar, Holger«, sagte ich schnell.
    »Nee, den mein ich nicht, der ist ja bekannt. Außerdem, der ist es nicht, das habe ich dir immer gesagt!«
    Wie bitte? Das hatte sie mir nie gesagt! So wenig, wie ich je ein Sterbenswörtchen darüber verloren hatte, was ich von Lukas, dem Ehebrecher, hielt.
    »Vielleicht dieser Max!« Lauras Augen strahlten. »Genau! Der ist's! Du weißt es nur noch nicht!«
    Ich lachte bloß. Nett war dieses Mainzelmännchen ja, aber seine erotische Ausstrahlung ... wie ein Kürbis!
    * * *
    Viertel nach acht, Mist. Ich hatte verschlafen. In einer Dreiviertelstunde hatte ich mein Date mit Steffen. Wie war ich nur daraufgekommen, ihm eine so unmögliche

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