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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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kaputtgehen zu lassen, aber so gemein würde er nicht sein, oder?
    »Wir scheinen ja beide vom Pech verfolgt zu sein«, stellte Holger tiefsinnig fest. »Aber, Lena, ich muss Schluss machen, ich habe zu tun.«
    Wir verabschiedeten uns freundlich, solidarisch vereint im Leid der unschuldigen, von der Welt getretenen Pechvögel. Glück gehabt! So ein Einbruch war natürlich alles andere als schön, aber er lenkte ab.
    Ich kehrte strahlend an unseren Tisch zurück.
    »Na, alles geregelt?«, fragte Steffen. Wenn mich nicht alles täuschte, blitzten die Pünktchen etwas hämisch.
    »Alles bestens«, erklärte ich und blendete alle Gedanken an die Welt südlich der Elbbrücken aus.
    Wir tranken die Flasche Champagner aus und waren sehr heiter, als wir im ›Casa Mia‹, ankamen. Laura kam kurz nach uns.
    Ihre Wut auf Lukas schien verflogen, sie wirkte sehr entspannt. Sie lachte, als Steffen erzählte, wie er für einen schwierigen Kunden Sahnetorten fotografieren musste, die immer schmolzen, und gab Anekdoten von sensiblen Vätern zum Besten, die im Kreißsaal schockiert feststellen mussten, dass die Natur richtig brutal sein konnte, wenn es ums Kinderkriegen ging. Zwinkerte mir vergnügt zu, als wir irgendwann das Lokal verließen, schlenderte ein paar Schritte voraus, um Steffen und mich allein zu lassen.
    Da war mir klamm ums Herz. Jetzt mussten wir uns verabschieden. Endgültig.
    Steffen legte schwer seine Arme auf meine Schultern. Sein Gesicht war plötzlich sehr nah vor mir. »Frühstück?«, fragte er. Leise, herb.
    Ich nickte. »Aber nur Frühstück. Um neun. Dann fahre ich.« Er küsste mich auf die Nasenspitze. Leicht und zärtlich. »Schlaf gut, schöne Helena.«
    »Du auch.« Meine Stimme war rau. Mein Hals eng. Ich wand mich aus seinen Armen, lief Laura hinterher.
    Sie legte den Arm um mich, und wir gingen schweigend nach Hause.

»Willst du noch duschen?«, fragte Laura, als sie die Wohnungstür hinter uns geschlossen hatte. »Das tut dir bestimmt gut. Ich mache inzwischen dein Bett, und dann köpfen wir noch eine Flasche Rotwein. Was meinst du?«
    Als ich unter der heißen Dusche stand, versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren. Aber es klappte nicht. Die Bilder des Tages holten mich ein, hüllten mich in entrückte, wohlige Träumerei. Geistesabwesend stand ich in dem warmen Dunst, wie eine Kuh im Tropenregen.
    »Hey, komm! Oder willst du da die Nacht verbringen?« Laura legte ein T-Shirt und ihren dicken Bademantel auf den Toilettendeckel. Meine Sachen waren ja in meinem Auto. Und das stand noch vorm Café Lindtner.
    »Du hast dich total verliebt, stimmt's?«, sagte Laura, als ich mich in die Ecke ihres hellgrünen Plüschsofas gekuschelt hatte. Sie saß mir gegenüber auf dem anderen Sofa. Zwischen uns stand ein kleiner Glastisch, Kerzen brannten auf einem Tablett. Der Wein funkelte in bauchigen Gläsern. Laura war nicht nur Königin der Ästhetik, sie war auch eine Meisterin der Inszenierung. Heute Abend gab sie den ›Flammentanz‹.
    »Scheiße«, sagte ich und griff nach meinem Glas.
    »Also – ja.«
    »Nein.« Ich trank.
    »Lena, komm, sei ehrlich! Man muss euch beide doch nur zusammen sehen. Ihr klebt aneinander!«
    »Aber ich will das gar nicht«, sagte ich trotzig. »Ich will doch mit Holger leben. Da habe ich alles! Geborgenheit und Vertrautheit und meine Familie. Das soll doch so bleiben!«
    Laura schwieg.
    »Ich gebe ja zu, dass es manchmal schwierig ist«, räumte ich ein. »Aber das wäre es mit jedem anderen auch. Ich kann doch nicht alles hinschmeißen, weil ich denke, da sei eine andere, schönere Blume im Wald.«
    Laura schwieg.
    »Na klar mag ich Steffen. Aber er hat bestimmt auch seine Macken. Wenn ich wirklich mit ihm zusammen wäre, hätten wir auch unsere Probleme, das ist doch klar.«
    Laura schwieg.
    »Außerdem habe ich Holger geheiratet, da habe ich eine Verantwortung. Ich habe ein Versprechen gegeben. Das kann ich jetzt nicht einfach alles sausen lassen, weil mir ein anderer plötzlich besser gefällt.«
    Laura – o Wunder – tat den Mund auf. »Und warum gefällt dir der andere besser?«
    Ich schwieg, nippte an meinem Glas, ließ den Wein kreisen und sah ihm dabei zu. »Darf ich rauchen?«
    »Tu dir keinen Zwang an«, erwiderte Laura und holte mir einen Aschenbecher aus der Küche.
    »Also, warum gefällt dir der andere besser?«, wiederholte sie, als sie sich wieder gesetzt hatte.
    Ich steckte meine Zigarette zurück in die Packung. Ich trank noch einen Schluck und zog

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