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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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bringen. Du hattest übrigens Recht, seine Spediteure haben einen beachtlichen Aufwand getrieben. Jeden Teddy in Watte gepackt, sozusagen.«
    Wir lächelten uns an und schwiegen. Der Raum lag in trübem Licht, draußen war es aprilgrau. Der Professor zündete die einzelne Kerze an, die auf dem Tisch stand. Er lehnte sich zurück.
    Ich stellte meine Tasse ab. Ich konnte spüren, dass er mich ansah.
    Ich weiß nicht, wer zuerst auf wen zustürzte. Wir fielen einfach übereinander her, hungrig, gierig, leidenschaftlich. Ich hatte es gewusst. Seit ich dieses Haus betreten hatte, hatte ich es gewusst. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn spüren, jeden Zentimeter seiner Haut auf meiner Haut, seine Kraft, sein Begehren. Hier ging es nicht um Zärtlichkeit, hier ging es um nackte Lust. Lust, die alle Gedanken, alle Skrupel ausblendete, eine erotische Explosion. Wir drängten uns aneinander, keuchend und schwitzend, fummelten uns hastig die Kleider vom Leib, griffen nach einander wie Ertrinkende, hart und heftig, fast brutal. Wir stöhnten auf, als er in mich eindrang, wild und atemlos, und ich kam in flammender Ekstase.
    Dann lagen wir, schwer atmend, feucht ineinander verschlungen. Wir sprachen kein Wort, erkundeten einander mit Händen und Lippen, berauschten uns erneut, verloren uns in einem Strudel der Erregung, jedes Nervenende glühend, brennend, zuckend, mein Körper eine Fackel lodernden Verlangens, sich aufbäumend unter den ungestümen Liebkosungen, der unersättlichen Begierde, die mich mitriss in schwindelerregende, unbekannte Höhen.
    Als wir irgendwann wieder zu Atem gekommen, die letzten, lustvollen Zuckungen verebbt waren, stand der Professor auf. Sein Körper, braun und sehnig, hob sich scharf vor der weißen Wand ab. Allein ihn anzuschauen erregte mich aufs Neue. Ich schloss die Augen. Ich hörte, wie er in die Küche ging, den Kühlschrank öffnete und kurz darauf zurückkam. Er stellte zwei Gläser Weißwein auf den Tisch, die in dem überhitzten Raum sofort beschlugen, und zündete jedem von uns eine Zigarette an. Ich stützte mich auf die Ellenbogen. Ich fühlte mich wunderbar matt, und der erste Schluck Wein machte meinen Kopf ganz leicht.
    Der Professor setzte sich zu mir, hob meine Beine über seinen Schoß. Sanft streichelte er meine Schenkel. Wir rauchten schweigend, tranken ab und zu einen Schluck Wein. Als ich meine Zigarette ausgedrückt hatte, legte ich mich zurück, die Arme unter dem Kopf. Ich starrte an die im Dämmerlicht graue Decke, spürte die Hände des Professors, zart nun und warm. Ich dehnte mich, spreizte die Beine, streckte mich ihm entgegen und zog scharf die Luft ein, als ich seinen Kopf in meinem Schoß spürte, drückte ihn tiefer.
    Irgendwann waren wir völlig erschöpft. Mit steifen Gliedern stand ich auf und begann, meine Sachen anzuziehen, die verstreut vor und neben dem Sofa lagen.
    »Du kannst duschen, wenn du willst«, sagte der Professor. Es waren die ersten Worte, seit ich meine Teetasse abgestellt hatte in einem anderen Leben.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er zog sich ebenfalls an. Wortlos begleitete er mich zur Tür und half mir in den Mantel. Als ich mich zu ihm umdrehte, zwinkerte er mir zu. »Morgen? Um drei?«
    Ich nickte und stakste zu meinem Auto, ohne mich noch einmal umzusehen.
    Zu Hause stürzte ich unter die Dusche. Ich seifte mich von oben bis unten ab, dreimal, zog frische Klamotten an und versenkte die getragenen im Wäschekorb im Keller. Etwas atemlos kam ich nach oben, als Holger die Haustür aufschloss.
    »Hallo, Kleines, wie geht's? Was gibt's zu essen?« Er klang ausgesprochen aufgeräumt.
    »Pizza?«, fragte ich unsicher. Selbst Herrn Bofrost mochte ich heute Abend nicht begegnen.
    »Von mir aus. Bestell sie so, dass sie gegen acht kommt. Ich will eben noch ein Stündchen an meine Buchführung, und dann können wir fernsehen. Im Dritten gibt's ›Die Mörder sind unter uns‹.«
    Die Verräter auch, dachte ich. Live sogar, musst nur genau hingucken. Laut sagte ich: »Dann geh ich noch ein bisschen rauf. Ich wollte noch an meine Eltern schreiben, das ist lange fällig.«
    Holger strebte schon seinem Arbeitszimmer zu. »Mach das. Grüß sie von mir. Und vergiss nicht, den Bringdienst anzurufen. Für mich eine große Pizza Thunfisch. Mit Salami.« Damit war er verschwunden.
    Ich schleppte mich, nach einem Umweg über die Küche, wo ich mir ein Glas Wein einschenkte, die Treppe hinauf, fiel auf mein Sofa und griff nach meinen Zigaretten. Ich starrte dem Rauch

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