Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
Vom Netzwerk:
hatte ich ziemlich gut gefunden, aber von diesen Fotos hier war ich hingerissen.
    »Ja, ganz hübsch«, sagte ich lässig und warf die Fotos zurück auf den Tisch. »Könnt ihr was damit anfangen?«
    »Na klar, sie sind großartig! Ihr zwei müsst euch super verstanden haben, das sieht man sofort. Es sind fast intime Bilder, findest du nicht?«
    Nee, Max, mein Lieber, so leicht kriegst du mich nicht! Du nicht! Ich lächelte ihn harmlos an, unverbindlich und neutral.
    »Wollt ihr noch Wein?«, fragte Laura hastig. Wenigstens sie hatte kapiert, dass Max gefährlich auf Glatteis rutschte.
    »Nein, danke, ich nicht mehr«, sagte ich gähnend. »Ich bin reif fürs Bett.«
    Max rappelte sich aus den Sofakissen. »Komm, Süße, wir gehen auch. Wir müssen morgen beide früh raus.«
    Laura seufzte. »In meinem nächsten Leben werde ich Freiberuflerin!«
    Max sammelte unsere leeren Gläser ein. »Vergiss es! Lena wird für ihre Faulheit büßen müssen – nächtelang!«
    Dafür hatte ich nur ein müdes Grinsen übrig. »Das werden wir ja sehen! Ich suche mir einfach einen neuen Lektor! – Einen, der mich nicht ausbeutet!«
    Max trug die Gläser in die Küche: »Grüß ihn von mir!«
    Ich lachte. In der Wahl meiner Freunde war ich himmlisch gut!
    * * *

Mein Handy weckte mich. Keine Ahnung, wie oft es schon geklingelt hatte, aber plötzlich war ich hellwach. Mein Herz raste, ich meldete mich atemlos.
    »Lenchen, Kind, wie geht es dir?«
    Mein Herz fiel in lahmen Trott zurück. Mama Spenger.
    »Danke, gut.« Gut? Das war die Übertreibung des Jahres! Meine Zunge war trocken wie Pappe, und mir war schwummerig vor Angst und Aufregung. Ob der Postbote wohl schon beim Fotoatelier Ander vorbeigekommen war? »Warum fragst du?«
    Mama Spenger seufzte. »Holger war eben hier und hat eine wirre Geschichte von einem Killer erzählt. Aber das kann doch nicht stimmen, oder?«
    Ich torkelte in die Küche und füllte ein Glas mit Leitungswasser. Mit dieser Pappzunge konnte ich ja nicht einmal richtig lachen.
    »Natürlich nicht. Der Killer ist ein Freund von mir, den ich um Hilfe rufen musste, weil Holger ...«
    Mama Spenger unterbrach mich. »Ich weiß, Kindchen, ich weiß. Holger hat sich ein bisschen schwer getan, eure Trennung zu akzeptieren. Aber du musst es ihm nachsehen, er ...«
    Ich kippte das Wasser hinunter, während Mama Spenger in epischer Breite um Verständnis für ihren missratenen Sohn warb. Vom Wert der Familie an sich, den er mit der Muttermilch eingesogen habe, war da die Rede und von seiner Beharrlichkeit, die zugegebenermaßen manchmal über die Stränge und in Halsstarrigkeit umschlage. Doch dass Holger und ich nicht wirklich harmonierten (die Untertreibung des Jahrhunderts!), verstehe sie schon, und sie sei mir keineswegs böse ...
    Ich wanderte mit dem Telefon ins Wohnzimmer und öffnete die Balkontür, trat hinaus in die warme Vormittagsluft. Ich ließ Mama Spenger reden. Sie tat mir Leid. Denn nun hatte sie nicht nur das undankbare Problem an der Hacke, ihre sperrige Tochter ein zweites Mal unter die Haube zu bringen, sondern musste auch noch ihren Sohn aufs Neue verbandeln. Denn auch das würde sie zu ihrer Aufgabe machen, garantiert.
    Aber bei der zweiten Ehe würde alles gut gehen, dessen war ich sicher. Auch Holger würde dazugelernt haben und nicht noch einmal auf eine renitente, kleine Zicke wie mich hereinfallen. Nein, er würde sich eine liebe, anpassungsfähige Frau suchen, eine, die ›Scheiße‹ nicht einmal buchstabieren konnte und ganz wild auf Fünflinge war. Und eines Tages würde er mir im Stillen danken, dass ich ihm den Weg dahin geebnet hatte. Oder mich erst recht verfluchen.
    »... aber jetzt hat er es wohl begriffen.« Mama Spenger kam zum Ende. »Ich denke nicht, dass er noch einen Versuch machen wird, dich umzustimmen.«
    Das klang zufrieden. Ob ihre Zufriedenheit sich darauf bezog, dass Holger mich nun endlich endgültig abgeschrieben hatte, oder darauf, dass ich nun meine Ruhe hatte, war mir nicht ganz klar, aber es war mir auch egal. Was zählte, war, dass ich Ruhe vor ihm hatte.
    »Mama, ich danke dir. Für alles. Du warst immer sehr lieb zu mir.«
    »Ich hatte dich auch lieb«, sagte sie. Und dann legte sie auf Ganz schnell.
    Das war's dann wohl. Ein ganz klein wenig weh ums Herz war mir doch.
    Was ich jetzt brauchte, war eine ausgiebige Dusche. Mit viel Seife, viel Shampoo und meiner Zahnbürste.
    Ich stand nackt vor dem Spiegel und wuschelte mein feuchtes Haar mit den Händen auf,

Weitere Kostenlose Bücher