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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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Charaktereigenschaften. Dass sie mir momentan absolut nicht einfallen, liegt nicht daran, dass er keine hat. Ganz sicher ist es der Gewichtsschock, der meine Gedanken lahmlegt.
    Mein Name ist Mona Liebermann. Ich habe einen guten Appetit und seit etwa fünf Minuten deswegen ein Problem – ein schwergewichtiges ganz genau genommen.
    Wäre ich bloß nicht auf die Idee gekommen, auf die Waage zu steigen, denn dann würde es mir jetzt wesentlich besser gehen. Sonst interessiert mich das blöde Ding doch auch nicht, oder ich lasse es ganz bewusst links liegen. Aber heute Morgen habe ich mich spontan draufgestellt, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben.
    »Bist du festgewachsen?«
    Ich stehe noch immer mit dem Rücken zu Christian, weiß aber ganz genau, dass er gerade grinst. Da ich keine Lust auf Streit habe, beschließe ich diese Tatsache zu ignorieren und sage seufzend: »Ich bin eindeutig zu fett geworden«. Dabei hoffe ich für ihn, dass er jetzt nichts Falsches antwortet. Ein »Stimmt«, »Ich weiß« oder »Ist mir auch schon aufgefallen« würde meine Laune zusätzlich um einiges verschlechtern. Ich erwarte von dem Mann, der mich liebt, dass ihm gar nicht auffällt, wenn ich zugenommen habe. Immerhin soll Liebe blind machen. Fällt es ihm doch auf, so muss er galant darüber hinwegsehen und mir trotzdem das Gefühl geben, ich sei die Schönste für ihn. Und das sollte er dann auch noch absolut ernst meinen.
    »Quatsch, du bist nicht fett, du bist eine Frau. Außerdem ist das ganz normal in deinem Alter. Du bist genau richtig, schön weiblich.« Mit dieser Antwort hat Christian sich geschickt aus der Affäre gezogen. Letztendlich heißt es soviel wie: Okay, du hast etwas zugenommen, aber du darfst das. Du kannst schließlich nichts dafür, dass du ab und an unter hormonell bedingten Fressattacken leidest und dabei Unmengen an Schokolade verputzt. Dass die sich dann in Form von Fettzellen bevorzugt um deinen Hintern herum anlagert, ist auch völlig normal. Immerhin gehörst du zum schwachen Geschlecht.
    Stimmt, ich bin eine Frau – und ich koche, esse und genieße viel zu gerne. Besonders seit ich mit Christian zusammen bin.
    Als wir uns damals kennenlernten, wog ich knapp über 72 Kilo. Das war bei meiner Größe von 1 Meter 73 zwar auch kein Idealgewicht, aber ich habe mich trotzdem sehr wohl gefühlt. Bei meiner heutigen Gewichtsklasse müsste ich fast zwei Meter groß sein, um mich idealgewichtig nennen zu dürfen. Dabei wäre ich in der jetzigen Situation schon glücklich, würde ich mich wieder etwas näher in Richtung meines Normalgewichtes bewegen, welches ich nach der altmodischen Formel Größe in Zentimetern minus Hundert berechne. Das wären 73 Kilo, und ich würde in die Kleidergröße 40 passen.
    Eine Streckung wäre keine schlechte Idee. Wäre ich zehn Zentimeter größer, käme das mit dem Normalgewicht ungefähr hin. Allerdings würde Christian das auch nicht gefallen, da er keine allzu großen Frauen mag.
    Aber darüber muss ich mir nun wirklich keine Gedanken machen. Ich habe ganz andere Sorgen.
    Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen? Und vor allem: Wie werde ich die angefutterten Kilos ganz schnell wieder los, und zwar am besten, ohne großartig zu hungern oder mich anzustrengen?
    Ich halte nicht viel von Diäten. Oder besser gesagt: Eine Diät halte ich nicht lange durch. Schon allein der Gedanke, auf irgendwas verzichten zu müssen, löst Heißhunger auf genau das aus, was ich mir vorgenommen habe zu vermeiden. Eine weitgehend kohlenhydratfreie Ernährung, so wie etliche Promis und seit Neuestem Christian sie praktizieren, kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich brauche Brot zum Salat und Bratkartoffeln zum Steak. Nudeln kann ich pur genießen, wenn sie von guter Qualität und in etwas Butter oder bestem Olivenöl geschwenkt sind. Auf Kuchen und Süßes könnte ich niemals verzichten, denn das würde meine Laune erheblich verschlechtern. Wie Christian das schafft, wird mir für immer ein Rätsel bleiben.
    Aber eines weiß ich, und das wird mir genau in diesem Moment klar: Vor sieben Jahren habe ich Christian kennengelernt, und seitdem habe ich genau sieben Kilo zugenommen.
    Ich mag Zahlen und Logik, aber hierfür muss ich nicht erst einen mathematischen Beweis führen. Das hier ist so was von offensichtlich, das kann nie im Leben Zufall sein. Ein Kilo pro Jahr. Christian ist schuld!
    »Was ist?«, fragt der offensichtliche Grund für meine Körperfülle und setzt sich seelenruhig aufs

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