Herr der Daemmerung
in die Höhe. Sie waren nicht leuchtend orange wie in jener Nacht.
Aber heiß. Sie breiteten sich schnell aus, und Jez konnte von ihrem drei Meter entfernten Platz aus die Hitze spüren.
Das Kind war dem Feuer näher.
Die Kleine sagte noch immer nichts und versuchte auch nicht, über die Flammen zu springen, während sie noch niedrig waren. Binnen weniger Sekunden flackerten sie so hoch, dass sie nicht mehr hindurchspringen konnte, ohne selbst Feuer zu fangen.
Okay, dachte Jez, obwohl sie wusste, dass das Kind sie nicht hören konnte. Jetzt tu es! Komm schon, Iona. Lösch das Feuer.
Iona sah es nur an.
Sie stand vollkommen reglos da, die kleinen Hände zu Fäusten geballt. Eine kleine, einsame Gestalt, der die spätnachmittägliche Sonne einen weichen, roten Heiligenschein um den Kopf zauberte, während der heiße Wind des Feuers ihr rosa gesäumtes Shirt kräuselte. Sie starrte in die Flammen, aber nicht aggressiv, nicht als würde sie gegen sie ankämpfen wollen.
Verdammt, das ist falsch, dachte Jez. Sie hatte selbst die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass ihre Nägel sich in die Innenflächen ihrer Hände bohrten.
»Weißt du, ich mache mir Sorgen«, bemerkte Pierce leise hinter ihr. »Ich mache mir ehrlich Sorgen.«
Jez sah ihn schnell an. Pierce sprach nicht viel, und er schien der Kälteste der Gruppe zu sein - abgesehen von Morgead natürlich, der kälter sein konnte als jeder andere. Jetzt fragte Jez sich, ob er, der anscheinend niemals von Mitleid gerührt wurde, tatsächlich der Sensibelste sein konnte.
»Ich mache mir Sorgen wegen dieses Feuers. Ich weiß, dass uns niemand beobachten kann, aber es macht eine Menge Qualm. Was ist, wenn einer der anderen Mieter nach oben kommt, um der Sache auf den Grund zu gehen?«
Jez hätte ihn beinahe geschlagen.
Dies ist nicht mein Zuhause, dachte sie und spürte, wie der Teil von ihr, der geseufzt und sich geliebt und verstanden gefühlt hatte, verwelkte. Dies sind nicht meine Leute. Ich gehöre nicht zu ihnen.
Und Pierce war es nicht wert, dass man ihn schlug. Sie wandte ihm den Rücken zu, um wieder zu Iona hinüberzuschauen. Sie hörte verschwommen, wie Morgead ihm erklärte, er solle den Mund halten und dass die anderen Mieter ihre kleinste Sorge seien; aber im Wesentlichen konzentrierte sie sich auf das Mädchen.
Komm schon, Kleine!, dachte sie. Dann sprach sie es laut aus.
»Komm schon, Iona! Lösch das Feuer. Du kannst es! Tu einfach das, was du beim letzten Mal getan hast!« Sie versuchte, den Blick des Kindes aufzufangen, aber Iona betrachtete die Flammen. Sie schien jetzt zu zittern.
»Ja, komm schon!«, rief Morgead schroff. »Bringen wir es hinter uns, Kleine.«
Raven beugte sich vor, und der Wind fuhr ihr in den langen Pony. »Erinnerst du dich daran, was du in dieser Nacht getan hast?«, rief sie ernst. »Denk nach!«
Iona sah sie an und sprach zum ersten Mal wieder. »Ich habe gar nichts getan!« In ihrer Stimme, die zuvor so gefasst gewesen war, schwangen jetzt Tränen mit.
Das Feuer brannte inzwischen lichterloh, laut wie ein tosender Wind, und wehte kleine Bröckchen brennenden Mülls in die Luft. Eins schwebte auf Ionas Fuß herab, und sie trat einen Schritt zurück.
Sie muss Angst haben, sagte Jez sich. Das ist der Sinn dieser Prüfung. Wenn sie keine Angst hat, wird sie ihre Macht niemals finden können. Es geht immerhin um die Rettung der Welt. Wir foltern dieses Kind nicht zum Spaß ...
Es ist trotzdem falsch.
Der Gedanke explodierte aus irgendeinem Teil von ihr. Jez hatte als Vampir und Vampirjägerin eine Menge schrecklicher Dinge gesehen, und plötzlich wusste sie, dass sie das hier nicht länger mitansehen konnte.
Ich werde es abbrechen.
Sie sah Morgead an. Er stand angespannt da, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick seiner grünen Augen auf Iona geheftet, als könne er sie allein mit seinen Augen dazu überreden, das zu tun, was er wollte. Raven und Val standen neben ihm; Raven mit ausdrucksloser Miene unter ihrem dunklen Haar; Val hatte die massigen Hände in die Hüften gestemmt und runzelte die Stirn. Thistle war ungefähr einen Schritt hinter ihnen.
»Es ist Zeit aufzuhören«, sagte Jez.
Morgead riss den Kopf herum, um sie anzusehen. »Nein. Wir sind schon so weit gekommen; es wäre dumm, wenn wir noch einmal ganz von vorn anfangen müssten. Das wäre ihr gegenüber auch nicht netter, oder?«
»Ich sagte, es ist Zeit aufzuhören. Was hast du hier, um das Feuer zu löschen - oder hast du darüber
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