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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Jez ihn entschieden. »Ich will nicht, dass sie bewusstlos geschlagen wird, und ich denke nicht, dass sie uns verletzen kann - sie besucht schließlich noch die Grundschule.« Jez grinste Morgead frech an. »Also, haltet euch bereit. Ab mit dir, Thistle.«
    Während Thistle über die Straße lief, stieß Morgead einen scharfen Atemzug aus. Sein Kinn war angespannt.
    »Du konntest noch nie einen Rat annehmen, Jez.«
    »Und du konntest noch nie Befehle entgegennehmen.« Sie sah, dass er kochte, aber nur aus dem Augenwinkel. Im Wesentlichen konzentrierte sie sich auf das Wohngebäude.
    Es war ein trostloser Ort. Keine Graffiti - aber auch kein Gras. Vor dem Gebäude standen einige mutlose Bäume. Und dieser Spielplatz mit einer blauen Metallrutsche und einem Klettergerüst ... alles sah neu und unberührt aus.
    »Stellt euch vor, an einem Ort wie diesem aufzuwachsen«, sagte sie.
    Pierce stieß ein seltsames Lachen aus. »Du klingst so, als täte sie dir leid.«
    Jez schaute ihn an. Da war kein Mitgefühl in seinen tiefliegenden, dunklen Augen - und auch keins in Ravens mitternachtsblauen oder Vals grau gesprenkelten Augen. Komisch, sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie so herzlos waren - aber natürlich war sie in alten Zeiten auch nicht so empfindlich gewesen, was dieses Thema betraf. Sie hätte sich nie die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, was sie für menschliche Kinder empfanden.
    »Es liegt daran, dass sie ein Kind ist«, sagte Morgead schroff. »Es ist für jedes Kind schwer, an einem solchen Ort aufzuwachsen.«
    Jez schaute ihn überrascht an. Und in seinen smaragdgrünen Augen sah sie, was ihr in den Augen der anderen gefehlt hatte; eine Art von trostlosem Mitleid. Dann zuckte er die Achseln, und der Ausdruck war verflogen.
    Teils um das Thema zu wechseln, teils aus Neugier fragte sie: »Morgead? Kennst du den Vers über die Vision der blinden Jungfer aus der Prophezeiung?«
    »Meinst du diesen?« Er zitierte:
    ***
    Vier müssen zwischen Licht und Dunkel stehen.
    Vier mit dem blauen Feuer, der Macht in ihrem Blut.
    Geboren im Jahr der Vision der blinden Jungfer.
    Fehlt von den Vieren eine, siegt das Dunkel.
    ***
    »Ja. Was denkst du, was >geboren im Jahr der Vision der blinden Jungfer< bedeutet?«
    Er wirkte ungeduldig. »Nun, damit muss die Jungfer Aradia gemeint sein, richtig?«
    »Wer ist das?«, unterbrach Val ihn, und sein muskulöser Körper zitterte förmlich vor Interesse.
    Morgead warf Jez einen seiner Tun-wir-es-Val-zuliebe-Blicke zu. »Die Jungfer der Hexen«, erklärte er. »Du weißt doch, das blinde Mädchen? Die Jungfer aus dem Dreigestirn: Jungfer, Mutter und Alte, die über alle Hexen herrschen? Sie ist nur eine der wichtigsten Leute in der Nachtwelt ...«
    »Oh, ja. Ich erinnere mich.« Val lehnte sich zurück.
    »Du hast recht«, sagte Jez. »Die blinde Jungfer muss Aradia sein. Aber was bedeutet das >Jahr ihrer Vision    »Ungefähr acht, denke ich.«
    »Hatte Aradia vor acht Jahren irgendeine besondere Vision?«
    Morgead starrte jetzt mit gerunzelten Brauen auf die andere Straßenseite. »Woher soll ich das wissen? Sie hat Visionen, seit sie blind geworden ist, okay? Also seit ungefähr siebzehn Jahren. Wer weiß schon, welche Vision diese Prophezeiung meint?«
    »Was du meinst, ist Folgendes: Du hast nicht mal versucht, es herauszufinden«, erwiderte Jez schneidend.
    Er warf ihr einen bösen Blick zu. »Du bist doch so klug; mach du’s.«
    Jez antwortete nichts, aber sie beschloss, genau das zu tun. Aus irgendeinem Grund beunruhigte dieser Vers sie. Aradia war jetzt achtzehn und hatte Visionen, seit sie im Alter von einem Jahr das Augenlicht verloren hatte. Irgendeine konkrete Vision musste etwas Besonderes gewesen sein. Warum sollte sie sonst in der Prophezeiung erwähnt werden?
    Es musste wichtig sein. Und ein Teil von Jez machte sich deswegen Sorgen.
    Genau in dem Moment sah sie eine Bewegung auf der anderen Straßenseite. Eine braune Metalltür wurde geöffnet, und zwei kleine Gestalten kamen heraus.
    Eine mit duftigem, blondem Haar, die andere mit winzigen, dunklen Zöpfen. Sie gingen Hand in Hand.
    Etwas in Jez krampfte sich zusammen.
    Bleib einfach ruhig, bleib ruhig, beschwor sie sich. Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken, sie zu packen und zur East Bay zu fliehen. Sie würden dir einfach folgen und dich aufspüren. Bleib cool, und du wirst das Kind später befreien können.
    Yeah, nach Morgeads kleiner

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