Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
trotzdem müde und ...« Und ich habe andere Verpflichtungen, die du nicht verstehst. Und wenn ich noch länger in deiner Nähe bleibe, solange ich so müde bin, habe ich Angst, dass du herausfinden wirst, welche Verpflichtungen das sind.
    »Und du bist immer noch wütend«, murmelte er trostlos.
    »Ich bin nicht wütend ...«
    »Oder angewidert oder was auch immer.«
    Wovon redete er? »Ich bin nur müde«, erklärte sie entschieden. »Jetzt lass uns das Kind absetzen, und ich werde dich morgen sehen.«
    »Ich ...« Er stieß heftig den Atem aus. »In Ordnung.«
    Jez verschwendete keine Zeit mehr. Sie klappte das Visier ihres Helms wieder herunter und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke, unter die sie sich Iona gesteckt hatte. Dann gab sie Gas.
    Einen Häuserblock, zwei Blocks. Jetzt befand sie sich direkt neben dem dunklen, verlassenen Spielplatz, jetzt war sie fast auf gleicher Höhe mit den Streifenwagen. Es standen mehrere Beamte herum und redeten, außerdem etliche weitere Passanten, die vielleicht Nachbarn waren.
    Jez fixierte eine der Nachbarinnen.
    Sie schoss auf die Frau zu, die am Rand des Gehsteigs stand. Sie fuhr sehr schnell, dann bremste sie scharf.
    »He«, sagte sie. »Hier.«
    Die Frau drehte sich um, und ihr klappte der Unterkiefer herunter. Jez zögerte nicht, sondern drückte ihr Iona einfach in die Arme. Die Frau hielt das Kind reflexartig fest.
    »Geben Sie sie ihrer Mom, okay?«
    Und dann donnerte Jez auch schon davon. Sie konnte Morgead hinter sich hören und Rufe aus der Sozialsiedlung. Dann eine Polizeisirene.
    Sie drehte sich um. Morgead bog gerade in eine Nebenstraße ein. Er winkte ihr einmal zu, dann brauste er davon.
    Jez konnte jetzt weitere Sirenen hören. Sie gab Gas und jagte in Richtung Bay Bridge.
    Zumindest war eine Verfolgungsjagd etwas, das sie genießen konnte.
    ***
    Als sie die Streifenwagen endlich abgeschüttelt hatte, fuhr sie nach Clayton. Sie hätte sich Sorgen gemacht, was ihre Tante und ihr Onkel wohl sagen würden, wenn sie sich nicht bereits um Iona gesorgt hätte.
    Es wird ihr schon gutgehen, sagte sie sich. Sie wird sich an nichts erinnern, und ihre Mom wird sich um sie kümmern.
    Aber Jez konnte nicht anders, sie fühlte sich schuldig ... und war schlicht und einfach traurig. Da war irgendeine Art von Band zwischen ihr und dem Kind. Sie fühlte sich - für Iona verantwortlich, und nicht nur, weil sie sie entführt und terrorisiert hatte.
    Niemand sollte an einem solchen Ort aufwachsen. Ich habe mich als kleines Kind vielleicht viel auf den Straßen herumgedrückt, aber zumindest hatte ich Onkel Bracken und ein schönes Zuhause, wohin ich gehen konnte, wenn ich wollte. Iona - sie hat nicht einmal einen sicheren Spielplatz.
    Ich sollte etwas für sie tun. Aber was? Was wäre wirklich von Bedeutung?
    Ich weiß es nicht; vielleicht kann ich sie irgendwann mal besuchen. Vielleicht kann ich ihr eine Pflanze kaufen ...
    Es gab keine einfachen Antworten, während sie sich einem adretten, gelben Ranchhaus näherte.
    Zuhause.
    Zeit, die Suppe auszulöffeln, dachte Jez. Onkel Jim und Tante Nan und die abscheuliche kleine Claire. Sie hoffte nur, dass sie genug von ihr am Leben ließen, damit sie anschließend Hugh anrufen konnte.
    Sie fuhr ihr Motorrad in die Garage, stieg ab und ging ins Haus.
    ***
    »... überhaupt tust, ist schlimm genug. Aber es einen Tag später zu tun, nachdem du uns ein Versprechen gegeben hast - nun, was sollen wir denken? Wie sollen wir dir je wieder vertrauen?«
    Jez saß auf der blauen, geblümten Couch im Wohnzimmer. Das Wohnzimmer der Goddards wurde nicht oft benutzt, nur bei sehr förmlichen Anlässen.
    Dies war einer davon. Es war ein Kriegsgericht.
    Und es gab eigentlich nichts, was Jez den Menschen hätte sagen können, bei denen sie lebte. Gewiss konnte sie ihnen keine Ausrede liefern, die Sinn gemacht hätte.
    »Zuerst hast du Claire versetzt, obwohl du uns geschworen hast, dass du dich von ihr zur Schule fahren lässt.« Tante Nanami zählte die Punkte an den Fingern ab. »Zweitens hast du die Schule geschwänzt, nachdem du uns geschworen hast, dass du nicht wieder blaumachen würdest. Drittens bist du irgendwohin gefahren und willst uns nicht einmal erzählen, wohin. Viertens hast du nicht einmal angerufen, um uns wissen zu lassen, dass du noch lebst. Fünftens kommst du um fast zehn Uhr abends nach Hause ...«
    Onkel Jim räusperte sich. »Nan, ich denke, wir haben das bereits besprochen.«
    Zweimal, dachte Jez. Oh, hm, zumindest

Weitere Kostenlose Bücher