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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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des überdachten Bereichs mit Bänken, nicht weit entfernt von einem kleinen Wachhäuschen aus Beton. Es war ein ungestörter Treffpunkt, da die Station nach dem morgendlichen Ansturm von Pendlern fast verlassen war. »Sie haben mein Bike an eine riesige Kette gelegt. Claire hat mich zur Schule gefahren - sie hat mich beobachtet wie ein Werwolf, der sein Abendessen bewacht. Und Tante Nan hat im Sekretariat angerufen, um dafür zu sorgen, dass ich nicht blaumachen kann.«
    Hugh rutschte besorgt hin und her. Ein winziger, warmer Lufthauch kam auf und fuhr ihm in das blonde Haar. »Also, was hast du dann gemacht?«
    Jez grinste. »Ich habe blaugemacht.« Sie zuckte die Achseln und fügte hinzu: »Ich habe mich von einem Jungen aus meinem Kfz-Kurs hierher fahren lassen. Es war nicht schwierig.«
    Er lächelte sie traurig an, einen leeren Ausdruck in den grauen Augen. »Aber sie werden es herausfinden. Jez, es tut mir wirklich leid, dass ich dir dein Leben vollkommen vermassele.«
    Sie zuckte erneut die Achseln. »Ja, aber wenn ich es nicht tue, wird das Leben aller anderen noch viel vollkommener vermasselt werden. Das Leben sämtlicher Menschen.«
    »Ich weiß.« Er schauderte leicht. Dann winkelte er die Beine an und schlang die Arme darum. Das Kinn auf die Knie gestützt, sah er sie an. »Also, was hast du herausgefunden?«
    »Dass das Mädchen, das Morgead für die Wilde Macht gehalten hat, keine ist.« Er sieht so süß aus, wie er dasitzt, dachte Jez hilflos. So - kompakt. Morgead würde niemals so dasitzen.
    Hugh zuckte zusammen. »Na klasse. Bist du dir sicher?«
    »Ja. Es war ein kleines Mädchen, acht Jahre alt, und sie war etwas Besonderes - aber nicht das. Sie war ...« Jez suchte nach einer Möglichkeit, Iona zu beschreiben. Hugh beobachtete sie mit Augen, die gleichzeitig klar und unergründlich waren, traurig und ironisch und sanft. Und plötzlich begriff sie es. Jez schnappte nach Luft.
    »Göttin - ich weiß! Sie war wie du. Dieses Kind war eine Alte Seele.«
    Hugh zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du?«
    »Ich bin mir sicher. Sie hatte die gleiche Art, einen anzuschauen, als hätte sie die gesamte Geschichte miterlebt und wüsste, dass du selbst nur ein kleiner Teil davon bist. Es war dieser ... >Blick des großen Ganzen<. Als stünde sie über all den dummen menschlichen Dingen.«
    »Aber sie ist keine Wilde Macht«, sagte Hugh leise. Er wirkte halb entmutigt und halb erleichtert. »Dann ist die Verbindung zu Morgead also nutzlos.«
    »Tatsächlich ist sie das nicht. Denn er hat den Beweis für das Wirken einer Wilden Macht auf Video.« Jez erzählte von der Aufnahme und dem Feuer und dem blauen Blitz. »Also war es wahrscheinlich jemand aus dem Umfeld dieses Kindes. Ich kenne das Gebiet, und Morgead kennt es ebenfalls. Wir sind vielleicht in der Lage herauszufinden, wer es war.«
    Hugh kaute auf seiner Unterlippe. Dann sah er sie direkt an. »Klingt gefährlich. Wie reagiert Morgead eigentlich darauf - dass du zurückgekommen bist und alles?«
    Jez starrte über die Schnellbahnschienen hinweg. Sie sahen aus wie gewöhnliche Zugschienen, bis auf die mittlere mit der Aufschrift GEFAHR Hochspannungsleitung. Sie hörte ein Geräusch wie fernen Donner, dann kam ein Zug wie ein glatter, futuristischer weißer Drache herangeschossen. Er hielt an, und einige Leute stiegen in der Ferne ein und aus. Jez wartete, bis der Zug wieder abgefahren war, bevor sie antwortete.
    »Er ... war zuerst nicht besonders glücklich. Aber dann hat er sich irgendwie daran gewöhnt. Ich glaube nicht, dass er Ärger machen wird - es sei denn, er findet es heraus ...«
    Sie war sich nicht sicher, was sie sonst sagen sollte. Sie wollte mit Hugh nicht über Morgead reden - und erst recht nicht erklären, was vorgefallen war. Vor allem deshalb nicht, weil sie darüber selbst so verwirrt war.
    »Du denkst immer noch, dass er dich hassen würde, wenn er herausfände, dass du halb menschlich bist?« Hughs Stimme war leise.
    Jez lachte kurz auf. »Glaub mir. Er würde.«
    Schweigen trat ein, während Hugh sie ansah. Plötzlich kam Jez eine seltsame Frage in den Sinn. Wenn sie die Wahl zwischen Hugh oder Morgead hätte, welchen von beiden würde sie nehmen?
    Natürlich war es eine absolut lächerliche Frage. Sie konnte keinen von beiden haben. Hugh war eine Alte Seele und außerhalb ihrer Reichweite. Ganz zu schweigen davon, dass er sie nur als Freundin sah. Und Morgead mochte zwar ihr Seelengefährte sein, aber wenn er jemals die Wahrheit

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