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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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hat Claire ihren Spaß. Ihre Cousine stand an der Wohnzimmertür und lauschte unverhohlen. Als sie einmal Jez’ Blick auffing, lächelte sie strahlend, und ihr kleines Gesicht leuchtete vor selbstgefälliger Befriedigung.
    Tante Nan schüttelte den Kopf. »Ich will nur sicherstellen, dass sie es auch versteht, Jim. Ich dachte, sie hätte es gestern Abend verstanden, aber offensichtlich ...« Sie warf die Hände hoch.
    »Nun, die Sache ist die ...« Onkel Jim räusperte sich erneut und sah Jez an. Er schien sich unwohl zu fühlen; er war nicht sehr gut in Sachen Disziplin, aber Jez konnte erkennen, dass er seine Grenzen erreicht hatte. »Die Sache ist die, dass wir dich nicht einfach weiter anbrüllen können. Wir müssen etwas tun, Jez. Also haben wir beschlossen, dein Motorrad wegzusperren. Du darfst nicht länger damit fahren, nicht bis du lernst, verantwortungsbewusster zu sein.«
    Jez saß wie betäubt da.
    Nicht ihr Bike. Sie konnten ihr nicht ihr Bike wegnehmen.
    Wie sollte sie irgendwo hinkommen?
    Sie musste mobil sein. Sie musste morgen zu Morgead fahren - sie musste irgendwann zu Hugh fahren. Sie musste in der Lage sein, die Wilde Macht aufzuspüren. Und ohne fahrbaren Untersatz konnte sie nichts von alldem tun.
    Aber sie sah Onkel Jim an, dass er es ernst meinte. Er hatte nun doch beschlossen, ein Machtwort zu sprechen, und sie würde mit den Folgen zurechtkommen müssen.
    Sie stieß den Atem aus. Ein Teil von ihr wollte brüllen und wüten, wollte die Kontrolle verlieren und einen großen, lautstarken Wirbel veranstalten.
    Aber es würde nichts nutzen. Außerdem war es ihr fast ein Jahr lang gelungen, bei diesen Leuten nicht die Fassung zu verlieren, ein Doppelleben als Schülerin und Vampirjägerin zu führen und dafür zu sorgen, dass alles funktionierte. Das alles jetzt zu zerstören, wäre dumm gewesen.
    Und ein anderer Teil von ihr hatte Angst, dass sie auch nur ansatzweise die Kontrolle verlieren könnte. Das war es, was schon ein einziger Tag in Morgeads Gesellschaft bei ihr anrichtete. Er zerstörte all ihre vorsichtige Disziplin und verwandelte sie zurück in eine tollwütige Barbarin.
    Morgead ... Sie konnte jetzt nicht an ihn denken.
    »Okay, Onkel Jim«, sagte sie laut. »Ich verstehe. Du tust, was du tun musst.«
    »Wenn du dich nur lernwillig zeigst, wenn du uns zeigst, dass du verantwortungsbewusst sein willst, dann kannst du das Bike zurückbekommen. Du musst lernen, das Leben ernster zu nehmen, Jez.«
    Diese Bemerkung entlockte ihr ein müdes Schnauben. Sie lachte, bevor sie wusste, was sie tat, und ihre Tante und ihr Onkel wirkten schockiert und verärgert.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich werde mir mehr Mühe geben.«
    Und ich werde morgen einfach öffentliche Verkehrsmittel benutzen, dachte sie, als die Predigt vorüber war und sie endlich in ihr Zimmer gehen konnte. Auch wenn das erheblich gefährlicher ist. Ich könnte so leicht zur Strecke gebracht werden ...
    »Du hast dich mit der falschen Person angelegt, weißt du?«, bemerkte Claire, als Jez ihre Zimmertür erreichte. »Du hättest mich nicht so versetzen dürfen. Du hättest mich nicht wütend machen dürfen.«
    »Ja, Claire. Jetzt weiß ich es besser. Ich zittere vor Angst.«
    »Du nimmst das alles immer noch nicht ernst, oder?«
    »Claire ...«Jez ging auf das kleinere Mädchen los. Dann blieb sie wie angewurzelt stehen. »Dafür habe ich keine Zeit«, murmelte sie. »Ich muss einen Anruf machen. Mach einfach jemand anderen blöd an, okay?!«
    Sie schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
    Was, wie sie später begriff, ein Fehler gewesen war. Doch an diesem Abend war sie einfach zu müde, um darüber nachzudenken.
    Sie war zu müde, um überhaupt richtig zu denken. Müde und aufgewühlt und erfüllt von dem Gefühl, dass ihr alles über den Kopf wuchs und viel zu schnell ging.
    Und so kam es, dass sie das leise Klicken in der Leitung kaum bemerkte, als sie nach dem Hörer griff, um Hughs Nummer zu wählen. Und sie hielt nicht einmal eine Sekunde inne, um darüber nachzudenken, was es bedeutete.

Kapitel Vierzehn
     
    »Hattest du Probleme wegzukommen?«, fragte Hugh.
    Es war der nächste Morgen, ein ganz anderer Tag als gestern. Der Himmel war bewölkt und die Luft drückend. Alle, an denen Jez an der Schnellbahnstation vorbeigekommen war, hatten ein wenig niedergedrückt gewirkt.
    »Ähm, ein wenig«, antwortete sie und setzte sich neben Hugh auf den Bahnsteig. Sie befanden sich am äußersten Ende der Station, jenseits

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