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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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öffnete verblüfft den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, drückte der junge Mann den Kleinen auch schon unsanft auf seinen Stuhl zurück.
»Sei still, Barbarino«, sagte er. »Wenn du dich nicht benehmen kannst, setzen wir dich vor die Tür. Das ist Victor, ein Freund von uns. Und das neben ihm ist Ida Spavento. Ihr gehört dieses Haus, und du hast eindeutig zu viel von ihrem Portwein getrunken.« Victor und Ida wechselten einen erstaunten Blick. »Tut mir Leid, dass wir den Rotbart auch noch hergebracht haben«, stammelte Prosper. »Und dass er auch noch deinen Portwein getrunken hat, Ida, aber er wollte nicht allein in seinem Laden bleiben. Es ist nur für diese Nacht…«
»In seinem Laden?«, fragte Victor. »Verdammt noch mal, Prosper, kannst du jetzt endlich mal erklären, was hier los ist?«
»Wir haben unser Ehrenwort gegeben, nicht darüber zu reden«, murmelte Prosper und zupfte an dem schmutzigen Tuch, das seinen Arm hielt.
»Ja, allerdings. Tut uns wirklich Leid, Victor«, sagte der junge Mann. Victor konnte sich nicht erinnern, jemals ein so unverschämtes Grinsen bei einem Erwachsenen gesehen zu haben. »Aber vielleicht hast du Lust zu raten, wen du vor dir hast. Das mit meinem Nachnamen war schon nicht schlecht.« Victor wurde die Antwort erspart. Jemand zupfte ihn am Ärmel und als er über die Schulter blickte, stand Wespe hinter ihm. »Was ist denn nun los?«, fragte sie mit gesenkter Stimme und versuchte einen Blick in die Küche zu erhaschen. Als sie Prosper entdeckte, schob sie sich hastig an Ida und Victor vorbei. Keinen Blick hatte sie übrig für den rot gelockten Jungen oder den fremden Mann, der an Idas Tisch lehnte. Ihre Augen hingen bloß an Prospers verletztem Arm.
»Wo warst du?«, rief sie, und in ihrer Stimme schwangen zugleich Wut und Erleichterung mit. »Wo warst du, verdammt noch mal? Weißt du, was für Sorgen wir uns alle gemacht haben? Verschwindest einfach mitten in der Nacht…« Tränen traten ihr in die Augen.
Prosper öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Wespe ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Die ganze Stadt haben wir nach dir abgesucht, Mosca und Riccio sind immer noch unterwegs!«, rief sie. »Lucia und Giaco auch. Und Bo hat sich die Augen aus dem Kopf geweint! Nicht mal Victor konnte ihn trösten…«
»Bo?« Prosper war Wespes Blick verlegen ausgewichen, aber jetzt sah er sie an, ungläubig, als hätte er sich verhört. »Bo?«, stammelte er. »Bo ist bei Esther.« »Nein, ist er nicht!«, rief Wespe. »Aber wie willst du das auch wissen, wenn du einfach verschwindest? Was ist mit deinem Arm passiert?«
Prosper antwortete nicht. Er sah nur Victor an. »Ja, guck nicht so. Dein kleiner Bruder ist Esther schon wieder weggelaufen«, sagte Victor. »Und vorher hat er sich so gründlich danebenbenommen, dass deine Tante ihn nicht mehr für einen Engel hält. Sie will ihn nie wieder sehen, nie wieder, das sind ihre eigenen Worte, ihn nicht und dich sowieso nicht. Ich soll ein schönes italienisches Waisenhaus für euch finden, für den Fall, dass ihr jemals wieder auftaucht. Aber sie will nichts mehr mit euch zu schaffen haben.«
Prosper schüttelte den Kopf. »Unmöglich!«, flüsterte er. »Ich habe deinen Bruder im Kino gefunden«, sagte Victor. »Ich dachte, ich komme hierher und du fällst mir um den Hals vor Freude. Aber du warst nicht da.« Prosper schüttelte noch einmal den Kopf, als könne er einfach nicht glauben, was Victor da erzählte. »Hast du das gehört, Scip?«, murmelte er.
»Wenn das kein Grund zum Feiern ist«, sagte der junge Signor Massimo und legte Prosper den Arm um die Schulter. »Vielleicht sollten wir ein Bündel von unserem Falschgeld ausgeben.«
»Wer zum Teufel ist das, Prosper?«, knurrte Victor. »Scipio natürlich«, antwortete Prosper. »Und jetzt sag mir, wo Bo ist, bitte, Victor!«
Aber Victor hatte es die Sprache verschlagen. Er machte den Mund auf, er machte ihn wieder zu. Aber es kam ihm kein Laut über die Lippen. Da griff Ida nach Prospers Hand.
»Komm mit«, sagte sie und zog ihn auf den Flur hinaus.
Bo schlief immer noch in dem Sessel, in dem Victor ihn abgelegt hatte. Wie eins seiner Kätzchen hatte er sich zusammengerollt unter dem Pullover, den Wespe über ihn gebreitet hatte. Sein Haar war nass vom Regen und seine Augen sahen verweint aus. Prosper beugte sich über ihn und zog ihm den Pullover bis unter die Nase. »Ja, Bo hat die Sache selbst in die Hand genommen«, sagte Ida leise. »Während sein Bruder auf die

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