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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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auf Barbarossa zu. Der reichte ihm gerade bis zum Hosenbund.
»Die Summe, die auf dem Preisschild steht, ist fast zehnmal so hoch wie das, was du Prosper bezahlt hast«, sagte er. »Wir haben lange nach deinen Regeln gespielt, Rotbart, aber nun spielst du eine Weile nach den unseren.«
»Gar nichts werde ich!« Barbarossa stemmte aufgebracht die Arme in die Seiten, aber Scipio kehrte ihm einfach den Rücken zu und musterte die Gegenstände, die noch in der Vitrine lagen.
Renzo stopfte sich die beiden Geldbündel aus dem Safe unter die Jacke, ließ die Zuckerzange in seine Hosentasche rutschen und drehte sich um.
»Ich wünsche dir Glück, Herr der Diebe«, sagte er und öffnete die Ladentür. Der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht. »Solltest du uns wieder einmal besuchen wollen, dann läute die Glocke am Tor. Wenn ich da bin, werde ich öffnen.«
»Und ich werde jedes Mal, wenn ich an der Basilica San Marco vorbeikomme, an den Conte denken«, sagte Scipio. Renzo nickte.
»Barbarossa!«, sagte er, bevor er nach draußen trat. »Du machst künftig besser einen weiten Bogen um die Isola Segreta. Unsere Hunde werden deinen Geruch nie vergessen.« Barbarossa sah ihn finster an.
»Na und? Die Biester werden nicht ewig leben«, hörte Prosper ihn murmeln, aber Renzo hatte sich schon umgedreht und war hinaus auf die Gasse getreten. Der Regen prasselte von den Dächern, als hätte der Himmel dem Meer versprochen, die Stadt zu ertränken. Scipio trat ans Fenster und blickte Renzo nach, bis er zwischen den Häusern verschwunden war.
»Prop, du gehst doch bestimmt zurück zu Ida Spaventos Haus«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Ich werde dich hinbringen, in Ordnung?«
»Sicher. Du kannst bestimmt auch bei uns im Zimmer schlafen, zumindest die kommende Nacht«, sagte Prosper, aber Scipio schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er und schaute hinaus in den Regen. »Ich muss heute Nacht allein sein. Ich habe noch etwas Geld, davon werde ich mir ein Hotelzimmer mieten, mit einem großen Spiegel, damit ich mich an mein neues Gesicht gewöhnen kann. Vielleicht lass ich mir von Mosca auch etwas von dem Falschgeld geben. Für Notfälle. In welchem Hotel wohnt deine Tante?« »Gabrielli Sandwirth«, antwortete Prosper. Und überlegte, ob er nicht doch besser zuerst dorthin gehen sollte. »Lass uns erst zu Ida gehen, die anderen machen sich vielleicht schon Sorgen, wo du steckst«, sagte Scipio, als hätte er Prospers Gedanken erraten. »Und was ist mit mir?« Barbarossa drängte sich zwischen die beiden.
Prosper und Scipio hatten den Rotbart ganz vergessen. Wie klein er aussah zwischen all den kostbaren und wertlosen Dingen, die er angesammelt hatte. Sein Ladentisch reichte ihm bis an die Schultern.
»Ihr könnt bei mir übernachten«, sagte er. »Meine Wohnung ist sehr, sehr groß und gleich über dem Laden.«
»Nein, danke«, antwortete Scipio und zog sich den Umhang enger um die Schultern. »Komm, Prop, lass uns gehen.«
»Moment, nicht so eilig! So wartet doch!« Barbarossa stolperte an ihnen vorbei und versperrte ihnen die Tür. »Ich werde euch begleiten!«, verkündete er. »Ich bleibe nicht hier, kommt nicht in Frage. Morgen sieht das bestimmt alles anders aus, aber jetzt…« Er blickte beunruhigt durch die nasse Scheibe nach draußen. »Bald wird es dunkel, das heißt, es ist schon abscheulich dunkel, der Regen scheint die Stadt fortspülen zu wollen und ich komme nicht mal an meinen Kühlschrank oder meine Kaffeekanne. Basta! « Er stieß Scipios Hände weg, als der nach der Klinke griff. »Ich komme mit. Nur bis morgen, wie gesagt.« Prosper und Scipio sahen sich ratlos an. Schließlich zuckte Prosper die Schultern. »Er kann in dem Bett für Bo schlafen«, sagte er. »Wenn’s nur eine Nacht ist, wird Ida wohl nichts dagegen haben.«
Erleichterung machte sich auf Barbarossas immer noch rundem, aber gänzlich bartlosem Gesicht breit. »Bin gleich zurück!«, verkündete er und holte einen gewaltigen Regenschirm. In seinem Schutz machten sie sich zu dritt auf den langen Weg zum Campo Santa Margherita. Das Boot seines Vaters ließ Scipio dort, wo er es vertäut hatte. Zwei Tage später fiel es der Wasserpolizei auf, und Dottor Massimo wurde mitgeteilt, dass das Boot, das er gestohlen gemeldet hatte, wieder aufgetaucht sei. Von seinem Sohn aber, dessen Verschwinden der dottore ebenfalls gemeldet hatte, fehle jede Spur.

Scipio hatte Recht, die anderen machten sich Sorgen um Prosper, furchtbare Sorgen.
Sie erinnerten sich alle

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