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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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steigen, oder ich werde Schatzsucher, darüber habe ich mal was gelesen. Ich könnte auch tauchen lernen…« Victor musste grinsen, und Scipio bemerkte es. »Du machst dich lustig über mich«, sagte er ärgerlich. »Ach was!«, brummte Victor. Schatzsucher, Taucher, so was hatte er nie werden wollen.
»Gib zu, du hast es auch gern etwas abenteuerlich!«, sagte Scipio. »Du bist schließlich Detektiv.«
Dazu sagte Victor nichts. Die Füße taten ihm weh, er war müde, und er hätte jetzt gern bei Ida auf dem Sofa gesessen. Warum, zum Teufel, tat er es nicht? Trottete stattdessen in der Nacht herum. »Du solltest dich mal wieder bei deinen alten Freunden sehen lassen«, sagte er, als sie die Brücke überquerten, von der aus man seinen Balkon sah. »Oder stört es dich, dass sie jetzt ein paar Köpfe kleiner sind als du? Ich glaube, sie fragen sich oft, wo du steckst.«
»Mach ich, mach ich«, sagte Scipio abwesend, als wären seine Gedanken plötzlich ganz woanders. Dann blieb er abrupt stehen. »Victor!«, sagte er. »Ich glaube, ich habe schon wieder eine geniale Idee.«
»Oje«, murmelte Victor und trat müde auf seine Haustür zu. »Erzählt mir morgen, ja? Vielleicht kommst du zum Frühstück zu Ida. Ich werde auch da sein, ich bin fast jeden Tag bei ihr.«
»Nein, nein!« Scipio schüttelte energisch den Kopf. »Ich erzähl’s dir gleich.«
Er holte tief Luft und für einen Moment sah er wieder aus wie der Junge, der er noch vor kurzem gewesen war. »Also, pass auf. Du bist doch nicht mehr der Jüngste…«
»Was soll das denn heißen?« Victor drehte sich ärgerlich zu ihm um. »Wenn du damit meinst, dass ich kein Kind bin, das im Körper eines Erwachsenen herumläuft, dann hast du Recht…«
»Nein, Unsinn!« Ungeduldig schüttelte Scipio den Kopf. »Aber du machst diese Detektivarbeit doch nun schon viele Jahre – tun dir nicht manchmal die Füße weh, wenn du stundenlang hinter jemandem herläufst? Erinner dich dran, wie mühsam es war, uns zu verfolgen…«
Victor warf ihm einen finsteren Blick zu. »Daran will ich mich nicht erinnern«, knurrte er und schloss die Haustür auf. »Ja, ja, schon gut.« Scipio drängte sich an ihm vorbei. »Aber stell dir doch mal vor…«, er sprang so behände die Treppe hinauf, dass Victor ins Keuchen kam, als er versuchte hinterherzukommen, »stell dir vor, das ganze Herumgerenne, die nächtlichen Beschattungen, all das, wovon dir dir Füße wehtun, würde jemand anderes übernehmen. Jemand…«, Scipio machte vor Victors Wohnungstür Halt und breitete triumphierend die Arme aus, »… jemand wie ich!« »Was?« Victor blieb schwer atmend vor ihm stehen. »Wie meinst du das? Du willst für mich arbeiten?« »Natürlich. Ist das nicht eine wunderbare Idee?« Scipio zeigte auf Victors Schild, das dringend wieder mal geputzt werden musste. »Getz könnte natürlich weiter an erster Stelle stehen, aber darunter käme mein Name…«
Victor wollte gerade antworten, aber da öffnete sich die Wohnungstür gegenüber und seine Nachbarin, die alte Signora Grimani, schob den Kopf heraus.
»Signor Getz«, wisperte sie mit einem neugierigen Seitenblick auf Scipio, »wie gut, dass ich Sie noch antreffe. Wären Sie so freundlich, mir morgen früh, wenn Sie zum Bäcker gehen, ein Brot mitzubringen? Sie wissen ja, das Treppensteigen fällt mir an diesen feuchten Tagen so schwer.«
»Natürlich, Signora Grimani«, antwortete Victor und polierte sein Schild mit dem Jackenärmel. »Soll ich Ihnen sonst noch etwas besorgen?«
»Nein, nein!« Signora Grimani schüttelte den Kopf und musterte Scipio so verstohlen, wie man jemanden mustert, dessen Namen man vergessen hat.
»Dottor Massimo!«, rief sie plötzlich und klammerte sich an ihre Klinke. »Ich habe Ihr Foto in der Zeitung gesehen, und im Fernsehen waren Sie auch schon einmal. Das mit Ihrem Sohn tut mir Leid. Ist er schon wieder aufgetaucht?«
»Bedauerlicherweise nicht, Signora«, antwortete Scipio mit ernstem Gesicht. »Genau deshalb bin ich hier. Signor Getz will mir bei der Suche nach ihm helfen.« »Oh, das ist gut! Benissimo! Signor Victor ist der allerbeste Detektiv der Stadt! Sie werden sehen!« Signora Grimani strahlte Victor an, als wäre ihm ein Paar schneeweißer Engelsflügel gewachsen.
»Buona notte, signora Grimani!«, knurrte Victor und zog Scipio mit in seine Wohnung, bevor er noch mehr Gerüchte in die Welt setzte.
»Na, wunderbar!«, schimpfte er, während er sich aus dem Mantel kämpfte. »Jetzt wird bald ganz

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