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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Geld geht, um eine wertvolle Figur, die er verkaufen will… Nein. Da muss noch mehr dahinter stecken. Hast du meine Jacke noch, Prop?«
Prosper nickte und warf sie ihm zu. Mit einem Seufzer schlüpfte Scipio in die zu langen Ärmel. »Hier, bewahrt das sorgfältig auf, am besten in unserem Geldversteck«, sagte er und reichte Wespe Karte, Foto und Grundriss des Conte. »Ich muss los. Ich bin drei Tage nicht in der Stadt. Bis ich zurückkomme, kundschaftet ihr schon mal das Haus aus. Wir müssen alles wissen: wer ein-und ausgeht, welche Gewohnheiten die Bewohner haben, wie viel Besuch, wann das Haus leer steht, wo man am unauffälligsten hineinkommt und was mit den Hunden ist. Na ja, ihr wisst schon, das Übliche. Überprüft, ob die Türen auf dem Grundriss an den richtigen Stellen eingezeichnet sind. Das Haus soll einen Garten haben, das könnte vielleicht hilfreich sein. Und, Prosper…«, Scipio drehte sich noch mal zu ihm um, »du und Bo, ihr verlasst das Versteck in den nächsten Tagen so wenig wie möglich. Ich denk zwar, dass wir diesen Detektiv los sind, aber man weiß ja nie…« Scipio schob sich die Maske übers Gesicht.
»Hör mal«, sagte Riccio und trat ihm in den Weg, als er sich zum Gehen wandte. »Könnten wir dir bei dem Auftrag helfen? Ich mein, nicht nur beim Kundschaften, sondern bei dem Raubzug selbst… Willst du uns nicht ausnahmsweise mal mitnehmen? Wir, wir…«, Riccio verhaspelte sich vor Aufregung, »könnten doch Wache stehen oder dir beim Tragen helfen. Dieser Flügel ist bestimmt schwer, das ist keine Zuckerzange oder Kette oder so was, den kannst du nicht einfach in deinen Beutel stopfen! Was… was meinst du?«
Scipio hatte ihm reglos zugehört, das Gesicht verdeckt von der Maske. Auch als Riccio geendet hatte und ihn voll ängstlicher Erwartung ansah, sagte er zunächst kein Wort. Dann zuckte er die Achseln und sagte: »In Ordnung!«
Riccio war so verdutzt, dass er ihn mit offenem Mund anstarrte. »Ja, warum nicht?«, fuhr Scipio fort. »Machen wir den Raubzug zusammen! Das gilt natürlich nur für die von euch, die mitmachen wollen.« Er blickte zu Prosper hinüber, doch der schwieg. »Ich mach auf jeden Fall mit!«, rief Bo und sprang begeistert um Scipio herum. »Ich kann nämlich durch Löcher krabbeln, in denen ihr stecken bleiben würdet, und ich kann viel leiser schleichen als ihr, ich…«
»Bo, hör auf!« Prospers Stimme klang so scharf, dass Bo sich erschrocken zu ihm umdrehte. »Ich werde nicht mitmachen, Scip«, sagte Prosper. »Ich kann so was nicht. Außerdem muss ich auf Bo aufpassen, das verstehst du doch, oder?« Scipio nickte. »Klar«, sagte er, aber es klang enttäuscht. »Was diesen Detektiv betrifft«, sagte Prosper mit belegter Stimme. »Ich habe eine Visitenkarte von meiner Tante in seinem Portemonnaie gefunden. Damit ist wohl bewiesen, dass er hinter Bo und mir her war. Und mit dem Namen hatte Riccio Recht, er heißt Victor Getz und wohnt drüben in San Polo.«
»Blödsinn. Er wohnt am Canal Grande«, sagte Bo und warf seinem großen Bruder einen finsteren Blick zu. »Und ich komm doch mit, diesen Flügel stehlen. Du kannst nicht immer alles bestimmen, du bist nicht meine Mutter.«
»Ach was, Unsinn, Bo!« Wespe legte ihm von hinten die Hände auf die Schulter. »Prosper hat Recht. So ein Raubzug ist eine gefährliche Sache. Ich weiß auch noch nicht, ob ich mitmache. Aber wieso denkst du, dass der Detektiv in einem Hotel am Canal Grande wohnt?« »Er hat es mir erzählt. Geh weg!« Bo stieß ihre Hände weg und schnappte nach Luft, damit er nicht losweinte. »Ihr seid alle gemein, ganz, ganz gemein!« Als Mosca ihn kitzelte, um ihn zum Lachen zu bringen, kniff Bo ihm in die Hand. »He, hör mal zu!« Prosper ging vor seinem Bruder in die Hocke und drehte ihn mit besorgtem Gesicht zu sich herum. »Ihr zwei scheint euch ja prima unterhalten zu haben. Hast du diesem Detektiv noch irgendwas von uns erzählt? Zum Beispiel über unser Versteck?«
Bo kaute auf seiner Unterlippe. »Nein«, brummte er, ohne Prosper anzusehen. »Ich bin doch nicht blöd.« Erleichtert sah Prosper sich zu den anderen um. »Komm, Bo«, sagte Wespe und zog ihn mit sich. »Hilf mir mal beim Nudelkochen. Ich hab Hunger.« Mit mürrischem Gesicht trottete Bo ihr hinterher. Aber nicht, bevor er den anderen noch mal ausgiebig die Zunge herausgestreckt hatte.

Drei Tage schmerzte Victors Kopf. Aber noch mehr, viel mehr als die Beulen auf dem Kopf schmerzte sein verletzter Stolz.

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