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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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dem ich einen Besuch abstatten soll, liegt am Campo Santa Margherita«, sagte er. »Und dies hier ist der Grundriss. Interessiert der jemanden?«
»Nun gib schon her!«, sagte Wespe, und Scipio reichte ihr das Blatt. Wespe betrachtete es kurz und gab es dann an Mosca weiter. Scipio musterte währenddessen das Foto, das auch in dem Umschlag gesteckt hatte. Ziemlich ratlos blickte er drein, als könne er sich keinen Reim auf das machen, was er sah. »Was ist drauf?« Riccio stand ungeduldig von seinem Sitz auf. »Nun sag doch schon, Scipio!«
»Sieht aus wie ein Flügel!«, murmelte Scipio. »Oder für was haltet ihr das?«
Das Foto wanderte von einem zum anderen, und alle betrachteten es ebenso ratlos wie der Herr der Diebe selbst. »Ja, es ist ein Flügel«, stellte Prosper fest, nachdem er das Foto auf den Kopf und auf die Seite gedreht hatte. »Und er scheint aus Holz zu sein, wie der Conte gesagt hat.« Scipio nahm ihm das Foto aus der Hand und starrte es an. »Fünf Millionen Lire für einen abgebrochenen Flügel aus Holz?« Mosca schüttelte ungläubig den Kopf.
»Wie viel?« Die Frage kam Wespe und Riccio fast gleichzeitig über die Lippen.
»Das ist ein ganzer Haufen, oder?«, fragte Bo. Prosper nickte. »Guck doch noch mal in den Umschlag, Scip«, sagte er. »Vielleicht steckt da doch noch irgendwas drin, was die Sache erklärt.«
Scipio nickte und hob den Umschlag auf. Er lugte hinein – und zog eine kleine Karte heraus, eng beschrieben von beiden Seiten. »Der Flügel auf dem beiliegenden Foto«, las Scipio vor, »ist das Gegenstück des Flügels, den ich suche. Ansonsten ähneln sie sich wie ein Ei dem anderen. Beide sind etwa siebzig Zentimeter lang und dreißig breit. Die weiße Farbe, mit der ihr Holz einmal bemalt war, ist verblasst, und das Gold, mit dem die Federn eingefasst waren, ist wahrscheinlich auch bei dem zweiten bis auf ein paar Reste abgeblättert. Am Ansatz des Flügels müssen sich zwei lange Metallstifte von etwa zwei Zentimetern Durchmesser befinden.« Scipio hob den Kopf. Sein Gesicht verriet seine Enttäuschung. Offenbar hatte der Herr der Diebe nicht erwartet, dass das, was er für den geheimnisvollen Conte stehlen sollte und was dessen Stimme vor Sehnsucht zittern ließ, ein Stück altes Holz war. »Vielleicht besitzt der Conte einen dieser wunderschönen geschnitzten Engel«, meinte Wespe. »Ihr wisst schon, wie sie in den großen Kirchen stehen. So ein Engel ist sehr wertvoll, aber nur mit zwei Flügeln, und den einen muss er wohl irgendwie verloren haben.«
»Also, ich weiß nicht.« Mosca schüttelte zweifelnd den Kopf und trat neben Scipio, um das Foto noch einmal zu betrachten. »Was ist das da im Hintergrund?«, fragte er. »Sieht aus wie ein Holzpferd, aber es ist ganz verschwommen…«
Scipio drehte die Karte um und runzelte die Stirn. »Wartet, da steht noch mehr. Hört zu: Die Wohnräume der Casa Spavento liegen, wie mir berichtet wurde, größtenteils im ersten Stock. Dort wird vermutlich auch der Flügel aufbewahrt. Von einer Alarmanlage ist mir nichts berichtet worden, aber es könnte Hunde im Haus geben. Beeilen Sie sich, mein Freund! Ich warte auf Ihre Nachricht mit brennender Ungeduld. Füttern Sie die Brieftaube mit Getreide und gewähren Sie ihr etwas Freiflug in Ihrem Haus. Sofia ist ein freundliches, zuverlässiges Wesen.« Nachdenklich ließ Scipio die Karte sinken.
»Sofia, das ist ein hübscher Name«, sagte Bo und lugte in den Taubenkorb.
»Ja, aber du solltest deine Katzen von Sofia fern halten«, sagte Mosca spöttisch. »Die fressen sie nämlich auch, wenn sie einen hübschen Namen hat.« Bo sah ihn erschrocken an. Dann bückte er sich, sah nach, ob seine Kätzchen vielleicht schon unter dem Klappsitz lauerten, auf dem der Korb stand, und presste vorsorglich seine Hände auf den geflochtenen Deckel. »Ein Holzengel!« Riccio rümpfte die Nase und schob den Finger in den Mund. Er hatte oft Zahnschmerzen, aber heute war es besonders schlimm. »Ach was, nicht mal ein Engel, nur ein Flügel. So was soll fünf Millionen Lire wert sein?«
Wespe zuckte die Achseln und lehnte sich gegen den Sternenvorhang. »Irgendwie gefällt mir die Sache nicht«, sagte sie. »Diese Geheimnistuerei, und dann steckt auch noch der Rotbart mit drin.«
»Nein, nein, Barbarossa ist nur der Briefkasten.« Scipio betrachtete noch immer das Foto. »Ihr hättet den Conte hören sollen!«, murmelte er. »Er ist ganz verrückt nach diesem Flügel. Das klang nicht so, als ob es nur um

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