Herr der Finsternis
João angeführt wurde, doch was bei diesen Konferenzen beschlossen wurde, weiß ich nicht. Die einzigen Nachrichten, die ich erhielt, kamen von Doña Teresa, doch selbst sie wußte nicht genau, was vor sich ging, bis auf die Tatsache, daß Verhandlungen darüber geführt wurden, wer der neue Gouverneur von Angola sein sollte, nachdem Don Franciscos Herrschaft endgültig beendet war.
Ich ging still meinen Aufgaben nach, achtete darauf, mich mit keiner der beiden Parteien zu sehr einzulassen, und blieb Gaspar Caldeira de Rodrigues und seinen Freunden gegenüber wachsam. Dann und wann kreuzten sich unsere Wege, und es fielen genügend verdrossene Blicke, doch sie unternahmen nichts gegen mich.
Das Schiff aus Brasilien traf inmitten dieser Vorgänge ein; es brachte einige wenige neue Kolonisten mit, auch den freundlichen Barbosa, der nach Übersee zurückgekehrt war, um die Steuereinschätzung der Kolonie vorzunehmen. Durch Zufall war ich bei den Docks, als er an Land kam, und er betrachtete mich mit solchem Erstaunen, als hätte er einen Geist gesehen.
»Was, Battell, noch immer hier und lebendig?«
»Aye. Meint Ihr etwa, eine kleine Sache wie ein Schiffbruch könnte meiner Gesundheit schaden?«
»Ein Schiffbruch? Was für ein Schiffbruch? Ich dachte, du wärest der Roten Ruhr anheimgefallen. Es hieß, du würdest nicht überleben.«
»Ah, ich habe überlebt, und seit dieser Zeit ist viel geschehen!«
Wir umarmten einander freundlich. Da man nun den April des Jahres ‘93 schrieb, war es zwei Jahre her, daß ich ihn zuletzt gesehen hatte. Er wirkte schlanker und älter als nur diese zwei Jahre, doch er war so elegant gekleidet wie immer, in seegrünen Beinkleidern, einem leichten, lavendelfarbenen Umhang und mit einem Hut mit hohem Kopf und schmaler Krempe.
Er trat zurück, musterte mich und sagte: »Du siehst durchaus gesund aus. Was soll dies nun heißen, bist du zur See gefahren?«
»Aye. Nachdem ich meine Krankheit überwunden hatte, ging ich für eine Weile in den Kerker und wurde dort vergessen, doch dann erinnerte man sich wieder an mich, und Don João warb mich an, seine Pinasse im Elfenbeinhandel die Küste entlang zu lotsen. Die selbige Pinasse verloren wir auf meiner letzten Reise, als wir von Loango nach Hause zurückfuhren, doch wie Ihr seht, hielt ich mich über Wasser und werde über kurz oder lang wohl wieder segeln.«
»Das ist nicht das Schicksal, das ich für dich bestimmt hielt«, sagte er. »Dann hast du deine Freiheit?«
»Recht und schlecht«, antwortete ich. »Ich habe ein Haus und Diener, und man sagt mir, auf meiner nächsten Reise würde ich einen Anteil des Gewinns bekommen, was sehr freundlich von ihnen ist, wenngleich auch nicht ein Zehntel so freundlich, als würden sie mich einfach nach England heimkehren lassen. Das wollen sie jedoch nicht, obwohl sie mir ein windiges Versprechen gegeben haben, wenn ich nur zuerst noch ein paar Reisen für sie unternehme. Doch ich glaube, wegen des Bürgerkriegs, den wir bald haben werden, wird es dieses Jahr weder Reisen noch Gewinne geben.«
Das verblüffte Barbosa. »Bürgerkrieg?«
»Aye«, sagte ich und berichtete ihm von den Zwistigkeiten zwischen Don Francisco und den Jesuiten, und nun von diesem Schachern zwischen Don João und Don Jeronymo. All dies vernahm er mit Anzeichen gewaltigen Unbehagens und Kummers, denn Barbosa war ein anständiger Mann, und ein Streit unter Portugiesen bereitete ihm große Pein. Am Ende meines Berichts schüttelte er traurig den Kopf und schritt in einem kleinen Kreis hin und her.
»Sie sind Narren, sich so aufzuführen«, sagte er schließlich. »Bei so vielen Feinden, die sich vor der Stadt versammeln, können sie sich nicht den Luxus erlauben, innerhalb der Mauern um die Macht zu streiten. Ich werde mit Don João sprechen.«
»Und was werdet Ihr ihm sagen, wenn ich fragen darf?«
»Nachzugeben und seine Zeit abzuwarten. Die Partei d’Almeidas hält im Augenblick die königliche Beglaubigung. Don João ist der beste Herrscher für diesen Ort, doch nur, wenn er mit legitimen Mitteln an die Macht kommt.« Barbosas Gedanken schienen einen Moment lang abzuschweifen. Dann lächelte er, nahm meinen Arm und sagte: »Wie seltsam es ist und wie schön, daß du, der du als verachteter Gefangener kamst, lebst und sogar gedeihst und Sklaven hast! Ich bin so erfreut, von deinem Glück zu erfahren! Willst du morgen abend mit mir speisen?«
»Sehr gern«, sagte ich. »Ich werde höchstes Vergnügen an Eurer
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