Herr der Finsternis
diesen schrecklichen Worten stieß er die angezündeten Kerzen zu Boden und löschte sie aus, klingelte mit seiner Glocke, schwenkte die heilige Bibel und schlug sie zu, ergriff einen Kelch und hielt ihn hoch und marschierte zum Jesuitenkloster, gefolgt von seinen drei Amtsbrüdern und seiner gesamten Gesellschaft von Untergebenen, die den Altar und seine reiche Ausschmückung mit sich nahmen.
Unter den Schwarzen erklangen Schreie, unter den Portugiesen herrschte Konsternation. Ich warf einen Blick auf Don Francisco, der aussah, als hätte er einen Schlag erlitten; sein Gesicht war rot gesprenkelt, und er fuhr herum und ging zu seinem Palast, gefolgt von seinem Bruder Don Jeronymo und anderen engen Vertrauten, die alle sehr ernst wirkten.
Ich sah Don João de Mendoça, der gelassen dastand, die Arme verschränkt und ein seltsames kleines Lächeln auf den Zügen. Ich sah Doña Teresa, die Augen aufgerissen und den Mund geöffnet, als habe sie gerade eben gesehen, wie Satanas Mephistopheles vor dem Antlitz der Sonne floh. Ich sah Hauptmann Fernão de Souza in einem hitzigen Gespräch mit Soldaten, die alle verblüfft und erstaunt wirkten. Und so war es auf dem gesamten Platz: Jeder hatte die Exkommunikation erwartet, und doch waren die meisten wie von Sinnen, als wären sie völlig überrascht und wüßten nun nicht, was sie denken oder tun sollten.
Und ich? Ich, der ich dieses Kitzeln der Ehrfurcht angesichts der Errichtung dieses unheilverkündenden Altars unter dem strahlenden Auge der Sonne verspürt hatte?
Ich fühlte mich krank vor Gram über die Torheit der Menschheit. Dies alles kam mir völlig aberwitzig vor, dieses Schwingen der Glocken und Bücher und Kerzen, dieser Singsang furchterregender Worte, diese geistlichen Donnerschläge im Namen von Gottes barmherzigem Sohn. Es war so magisch für mich, so heidnisch wie dieses Wirken in Loango mit den Albinohexern und Mokisso -Häusern und dem Blasen von Trompeten, um Regen herbeizuzaubern. Nun, nicht einmal die Coccodrillos, die brüllend und schnaubend an den Flußufern lagen, wären so hohlköpfig, diesem Getue Glauben zu schenken; nur diese Sterblichen, die sich selbst mit geräuschvollem Singsang und geheiligtem Gewäsch verzaubern, können dies schlucken.
Glaubte Pater Affonso wirklich, er habe Don Francisco die Gnade Gottes genommen? Glaubte Don Francisco dies? Oder war dies alles nur ein äußerliches Schauspiel, um die Törichten zu erschrecken und ihm die Macht als Gouverneur zu nehmen, indem die gewöhnlichen Leute sich nun scheuten, sich ihm zu nähern, wollten sie nicht auch zur Hölle fahren?
Ich weiß es nicht. Doch eins ist sicher: daß die Schwarzen dieses Landes zwischen zwei scharfe Mäuler gefallen sind, wenn sie entweder von den korrupten und käuflichen staatlichen Gewalten oder von diesen grausamen Priestern beherrscht werden; und welche Herrschaft besser für sie ist, kann niemand sagen.
Wir würden nicht halb so oft von Teufeln heimgesucht werden, hätten wir uns nicht die Mühe gemacht, so viele von ihnen zu erfinden.
5
Als ich mich von der Exkommunikation heimwärts wandte, fand ich meinen Weg von einem schlanken und flink aussehenden Mann in engen blauen Samthosen und einem flammend scharlachroten Wams versperrt, der mich überaus boshaft betrachtete, während er seine Hand am Schaft seines Schwertes auf und ab rieb, als streichle er seine lusterfüllte Männlichkeit.
Ich wußte sofort, daß dies Gaspar Caldeira de Rodrigues war. Er hatte den unbeständigen, verschlagenen Blick seines Bruders und dessen leichtes, verächtliches Lächeln und auch den gleichen dünnen Bart, der nur auf einigen Stellen seines Gesichts wuchs. Doch er war größer und robuster und erweckte einen etwas weniger feigen Eindruck. Hinter ihm standen vier andere seiner Sorte, häßlich und mürrisch, und ich machte mich augenblicklich bereit, mich zu verteidigen, da ich einen Angriff fürchtete und entschlossen war, mindestens die Hälfte von ihnen zur Hölle zu schicken, bevor sie mich fertig machten.
»Halte ein, Mörder«, sagte er kalt. »Ich will mit dir sprechen.«
»Ich bin kein Mörder«, entgegnete ich. »Doch ich bin imstande, Euch zu erschlagen, wenn Ihr mich auf die Probe stellen wollt.«
»Mein Bruder hat dir keinen Schaden zugefügt.«
»Laßt das Gericht darüber urteilen, Don Gaspar.«
»Ich habe mit denen gesprochen, die gesehen haben, wie du ihn getötet hast. Das Gericht wird dich hängen, wenn du lange genug lebst, um gehängt zu
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