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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Steuern und Abgaben einer ganzen englischen Grafschaft zu entrichten. Ich beobachtete staunend, wie dieser heilige Schatz unter der großen Hitze inmitten der Stadt mit wundersam großer Geduld und Obhut aufgebaut und gruppiert wurde.
    Der Platz, der beinahe leer gewesen war, füllte sich allmählich. Jeder Portugiese in Angola schien hier zu sein; Don Francisco und seine Leute hatten sich auf dieser Seite versammelt, Don João mit Doña Teresa dort; und Soldaten, Händler, Sklavenhändler und Schankwirte sowie einige tausend der einheimischen Bevölkerung – sowohl Sklaven wie auch Freie – standen stumm und still wie die Schafe auf den Feldern.
    Ich begriff nun, warum Don Francisco gegen diese Jesuiten hilflos war. Wie konnte er es wagen, seinen Truppen zu befehlen, das Feuer zu eröffnen, wie er angedroht hatte, und die Patres vor der gesamten Stadtbevölkerung zu töten? Dieser Pater Affonso war so furchterregend, daß er imstande schien, den Musketenschuß mit einer Handbewegung beiseite zu fegen, wie wir einen summenden Moskito verscheuchen. Und bei all diesem römischen Pomp verspürte sogar ich ein Zittern der Ehrfurcht und konnte mir gut das Entsetzen vorstellen, das solch eine Vorführung in einem auslöste, der diesen Glauben teilte.
    Dies war keine bloße Angelegenheit der Politik und kein bloßer Machtkampf, obwohl die Sache dort ihre Wurzeln hatte: Gottes eigene Heere schienen sich hinter Pater Affonsos Rücken zusammengezogen zu haben, und dies sage ich, der ich Jesuiten immer eher für Schurken denn für heilige Männer gehalten habe. Wenn ein ketzerischer Engländer so bewegt sein konnte, wie würde sich dann ein Portugiese fühlen oder ein leichtgläubiger Schwarzer?
    Dann schickte sich Don Affonso zu sprechen an, und als er dies tat, wich meine Ehrfurcht dem Zorn und der wütenden Verachtung, denn ich wußte nun, daß ich unter törichten Barbaren weilte.
    Seine Stimme war tief und volltönend, und er sprach auf lateinisch, langsam und ernst; seine Worte waren derart mit besonderen Ausdrücken des kirchlichen Gebrauchs verbrämt, daß ich kaum eins davon verstehen konnte. Doch ich glaube, sie waren nicht dazu gedacht, daß man sie verstand; sie sollten nur erschrecken. Immer und immer weiter ging der große Fluß sonorer Beschwörungen – denn Beschwörungen waren es, eine ernste, überaus abstoßende Magie –, und als er sprach, drehte er sich manchmal um und nahm eine silberne Glocke von einem silbernen Tablett und hob sie hoch und klingelte damit und setzte sie ab und ergriff zwei mächtige Kerzenhalter und hob sie hoch und so weiter, ein einziges pompöses Theaterspiel heidnischer Riten. Ich hörte, wie er mehrere Male den Namen von Don Francisco d’Almeida erwähnte, und als ich zum Gouverneur hinüberschaute, sah ich, daß er bleich war und zusammenzuckte und wie Schweiß auf seiner weißen Stirn glänzte, die nun mehrere Stufen weißer war als ihr gewohntes Dunkelbraun.
    Dann vollzog der Jesuit ein großes Brimborium, indem er sich den anderen Priestern zuwandte, von ihnen gewisse Bücher und Kelche und wer weiß wie viele andere Gegenstände der papistischen Ausstattung entgegennahm und diese Dinge in vorbestimmter Abfolge einem anderen weiterreichte. Ich staunte, wie ausgeklügelt diese Prozedur war und wie gut einstudiert. Erneut wurden die beiden Kerzenhalter hochgehoben und gesenkt, erneut klingelte die Glocke, erneut dröhnten die lateinischen Worte, und all dies wurde von einer Vielzahl Kreuzzeichen und dann und wann einem erschreckenden Ausstrecken der Arme begleitet, als würden Blitze aus den Fingerspitzen des Jesuiten hervorschießen.
    Dann – und er sprach nun in der portugiesischen Zunge, so daß jeder, selbst die Schwarzen, ihn verstehen konnten – erklärte Pater Affonso:
    »Woraufhin du, Don Francisco, in genügenden Punkten der Aufsässigkeit und Blasphemie überführt bist und des Widerstandes gegen die Heilige Mutter Kirche und nach gewährter Ermahnung und Gebeten eigensinnig bleibst ohne jede Spur oder ein Zeichen der wahren Reue. Daher verkünde ich und erkläre ich dich, Don Francisco d’Almeida, im Namen des Herrn Jesus Christus und Seines Vaters und des Heiligen Geistes, und vor dieser versammelten Gemeinde, als exkommuniziert, ausgeschlossen von der Gemeinschaft der Gläubigen, bar jeden kirchlichen und weltlichen Privilegs, und liefere dich zur Vernichtung deines Fleisches dem Satan aus, damit deine Seele am Tag des Herrn Jesu gerettet werde.«
    Und mit

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