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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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annähernd so grausam behandelt. Ich mag die Sklaverei nicht, und wenn ich die Geschicke der Welt bestimmen würde, so würde ich sie wohl nicht ermutigen; doch ich erkenne sie an als einen Teil des Lebens, wie Krankheit und Sterblichkeit, und ich kann nicht völlig aufrecht sagen, daß ich mich ihr widersetze, sondern nur, daß sie mit etwas Rücksicht auf das Wohlergehen der Versklavten durchgeführt werden sollte und nicht so, wie die Portugiesen sie handhaben.
    Was die Audienz bei dem Gouverneur betraf, so gab es eine gewisse Verzögerung, da er in einer wichtigen Angelegenheit aufs Festland von Guinea gegangen war. So waren wir gezwungen, bis zu seiner Rückkehr auszuharren. Dies war sehr beunruhigend für uns, da São Tomé ein der Gesundheit abträglicher Ort war, fast so schrecklich wie Masanganu, wo ich mir ein Fieber geholt hatte, an dem ich beinahe gestorben wäre.
    Das gleiche Fieber ist auch auf dieser Insel bekannt, und mir wurde gesagt, daß es Neuankömmlinge aus Europa normalerweise in weniger als acht Tagen der Krankheit dahinrafft. Das erste Anzeichen ist ein Schüttelfrost von zwei Stunden, verbunden mit einer unerträglichen Hitze, einem fürchterlichen Brennen im Körper, welches den Patienten in ein tiefes Delirium wirft, das den meisten Menschen, die davon ergriffen sind, am fünften oder siebenten – oder spätestens am vierzehnten – Tag der Krankheit ein Ende macht. Ich fürchtete dieses Fieber, doch Cabral sagte mir, ich würde es nicht bekommen, da ich es schon zuvor gehabt hatte wie übrigens auch alle anderen aus meiner Mannschaft.
    Dieser Cabral, ein kleiner und flinker Mann, dessen eines Bein ein wenig länger als das andere war, hielt sich schon seit vielen Jahren in Afrika auf und war auf seine Art klug, und was Ratschläge dieser Art betraf, so setzte ich ein großes Vertrauen in ihn. »Wenn jemand das Masanganu-Fieber bekommt und es überlebt«, so sagte er, »ist er danach dagegen gefeit, wenn er ein gemäßigtes Leben führt. Doch nur wenige Glückliche überleben es. Du bist von robustem Körperbau, Piloto, und ich glaube, die Götter sind dir gewogen.«
    »Aye, so muß es sein«, sagte ich, »oder sie hätten mir nicht die Gunst eines Exils zu fern von zu Hause erwiesen und andere kleine Gaben dieser Art.«
    »Wir sind alle fern von unserer Heimat«, sagte Cabral. »Doch ich glaube, auf deiner Wanderung durch die Welt hast du ein wenig Freude gekannt, die sich in dein Leid gemischt hat.«
    »Dies ist wahr, guter Freund. Ich will nicht klagen.«
    Cabral warnte mich, daß es auf der Insel auch die Blattern gab und eine Kolik, die man sich bei ausschweifendem Verkehr mit Frauen zuzog, und eine andere, für die der Morgentau verantwortlich zeichnen sollte; und es gäbe einen Blutfluß, der fast immer tödlich verlaufen würde. Doch die Krankheit, die ich während dieser langgezogenen und beunruhigenden Wartezeit am meisten fürchtete, war die, die man bichos no cu nennt und bei der es sich um eine Art Ruhr handelt, die dort sehr häufig vorkommt. Ihre Eigenschaft ist es, das Fett des Menschen innerlich zu schmelzen oder aufzulösen; man gibt es mit dem Stuhlgang ab, so daß man verfällt und stirbt. Das Symptom ist eine außergewöhnliche Melancholie, begleitet von heftigen Kopfschmerzen, Müdigkeit und entzündeten Augen. Sobald diese Dinge auftreten, sagte Cabral – der sah, daß ich begierig auf jedes Wissen über die Länder war, die ich betrat, und mich königlich mit allen möglichen Geschichten versorgte –, nahm man den vierten Teil einer Zitronenschale und stieß sie dem Patienten wie ein Stuhlzäpfchen in den Darm, was allerdings sehr schmerzhaft ist. Wenn die Krankheit nicht zu weit fortgeschritten ist, heilt diese Behandlung ihn bestimmt; doch wenn sich dieses Arzneimittel als unwirksam erweist und die Krankheit so bösartig ist, daß eine Art grauer Schleim ausfließt, legt man Tabakblätter zwei Stunden lang in Salz und Essig ein, gibt sie in einen Mörser und verabreicht dem Patienten ein Klistier davon; doch weil dies einen stechenden Schmerz verursacht, müssen zwei Mann ihn festhalten.
    »Selbst zwei«, sagte er, »reichen manchmal nicht aus. Ich habe einmal gesehen, wie sich ein Mann von dreien losgerissen hat und zum Fluß gestürzt ist, um sich abzukühlen, wo er augenblicklich von einem Coccodrillo gefressen wurde.«
    »Was ihm zumindest den Schmerz im Darm genommen hat.«
    Nachdem Cabral mir solch schreckliche Geschichten erzählt hatte, fürchtete ich

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