Herr der Finsternis
kari ha belelelle klang, als würden sie einem fröhlichen Fest beiwohnen. Und einer nach dem anderen wurden sie von den Portugiesen ergriffen, die das heiße Eisen auf ihr Fleisch drückten und sie auf den Hinterbacken oder Oberschenkeln brandmarkten, sowohl die Männer wie auch die Frauen. Die meisten schrien dabei nicht einmal auf, wenngleich einige vor Schmerzen ohnmächtig wurden. Ich beobachtete diese langen Minuten voller Schrecken, hörte, wie das Eisen auf der Haut zischelte, und roch den Geruch verbrannten Fleisches. Und schließlich fragte ich einen Portugiesen: »Warum zeigen sie keine Furcht? Warum zucken sie vor dem Eisen nicht zurück? Sind sie so kindisch unwissend, daß sie nicht argwöhnen, wie sehr es schmerzen wird?«
Und er lachte und sagte: »Sie wissen, daß es schmerzt. Doch wir sagen ihnen, wenn sie das Zeichen nicht haben, wird man sie in Brasilien für nichtswürdige Menschen halten, und so sind sie versessen darauf, gebrandmarkt zu werden!«
Oh, die armen, hintergangenen Mohren!
Und dann müssen sie auf die Abfahrt des nächsten Sklavenschiffes warten. So liegen sie jede Nacht unter freiem Himmel auf dem nackten Erdboden, ohne jeden Schutz, wodurch sie schwach und krank werden. Einige aus dem Landesinneren, die das schreckliche Klima von São Tomé nicht gewöhnt sind, werden krank, und man läßt sie ohne jede Versorgung sterben, was mir eine sehr schlechte Art zu sein scheint, mit seiner Handelsware umzugehen; doch die Portugiesen sagen, es wäre nur recht, daß jene hier sterben, denn wenn die kränklichen Arbeiter verschifft und verkauft würden und dann stürben, kämen die Sklavenhändler in einen schlechten Ruf, und so läßt man die Schwächlinge lieber umkommen, bevor sie verkauft werden.
Ihre Wartezeit betrug manchmal nur eine oder zwei Wochen, manchmal aber auch viele Monate, wenn das Meer stürmisch war. Die Portugiesen haben große, schreckliche Sklavenschiffe gebaut, und es ist fürwahr herzzerreißend, mit anzusehen, wie sie diese armen Unglücklichen zusammenpferchen, sechshundertundfünfzig oder siebenhundert auf einem Schiff. Die Männer stehen in den Laderäumen, mit Pflöcken aneinandergefesselt. Die Frauen liegen unter Deck, und die, die mit einem Kind schwanger gehen, in großen Kajüten, und die Kinder in den Zwischendecks, aneinandergedrückt wie Heringe in einem Faß, was in diesem heißen Klima eine unerträgliche Hitze und einen nicht minder schlimmen Gestank verursacht. Die Reise vollzieht sich im allgemeinen in dreißig oder fünfunddreißig Tagen, wenn der Passatwind sie antreibt; doch manchmal flaut er ab, und dann dauert sie länger, oftmals viel länger, und ich glaube, dann müssen die Schwarzen Fürchterliches erleiden.
Bevor ein jedes Schiff aufbricht, lassen die Portugiesen die Sklaven, die sie verladen, taufen, da es unter Androhung der Exkommunikation verboten ist, jemanden, der kein Christ ist, nach Brasilien zu bringen. Auf diese Art schafft man – ich habe es selbst gesehen – sehr viele neue Römische Katholiken, die man durch Peitschenhiebe und Hunger lehrt, die Mutter Gottes und alle Heiligen zu lieben.
Auf dem Schiff sah ich, wie alle Männer den Namen João und alle Frauen den Namen Maria bekommen, und der Priester ermahnte sie alle, auf die Gnade Gottes zu vertrauen, der jemanden, der wirklich auf ihn vertraut, niemals aufgibt, und fügte hinzu, daß Gott Leiden schickt, um uns für unsere Sünden zu bestrafen. Nun, ich rufe »Amen!«, denn auch ich glaube, daß Gott den nicht aufgibt, der Ihn liebt, wenngleich ich dagegen halte, daß Er uns keine Leiden schickt, um uns zu bestrafen, sondern um uns zu unterweisen und zu stärken. Doch ich frage mich, wieviel die Schwarzen von alledem verstanden. Sie sangen nicht mehr mundele que sumbela und diese anderen fröhlichen Lieder, sondern stießen nun ein Wehklagen aus, das sich gar fürchterlich anhörte.
An diesem Handel verdienen die Portugiesen überaus viel. Und doch vertraue ich darauf, daß sie am Tag des Jüngsten Gerichts, wenn sie ihrem Schöpfer und vielleicht auch noch all ihren Heiligen ins Gesicht sehen müssen, alles zurückzahlen werden, mit vollen Zinsen darauf. Und ja, ich weiß, daß wir Engländer unseren Teil an Sklaven befördern, daß selbst so große Männer wie Drake und Hawkins an diesem Handel teilgenommen haben. Doch diese Sklaven wurden alle anständig gekauft, denke ich, und nicht einfach aus ihren Heimen und Familien gestohlen, und bei der Verschiffung nicht
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