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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Fleisch heute zum Abendessen kosten?«
    »Nay«, sagte ich, »es versucht mich nicht allzu sehr. Ich glaube, ich werde ein Leben verbringen, ohne Hundefleisch zu essen.«
    Und ich wandte mich ein wenig erschaudernd ab. Doch Hundefresser würden mir im Vergleich mit dem, was mich an dieser Küste noch erwartete, bald harmlos und unschuldig erscheinen.
    Denn wir fuhren ein kurzes Stück über Benguela hinaus und sahen ein gewaltiges Lager am südlichen Ufer des Flusses Kuvu. Da er zu erfahren wünschte, was das für Männer waren oder wer sie befehligte, wählte unser Kommandant, ein gewisser Diogo Pinto Dourado, eine Mannschaft aus, die mit unserem Ruderboot an Land gehen sollte, und ich befand mich unter dieser Mannschaft, was ich meiner Beschlagenheit in den einheimischen Zungen verdankte. Als wir das Ufer beinahe erreicht hatten, spähte ich hinüber, und was ich sah, ließ mir das Blut gefrieren, denn diese Männer waren nackt, hier und dort weiß bemalt, gut bewaffnet und häufig von großer Gestalt und mächtigem Körperbau: Ich erkannte sie als Jaqqas.
    Ich ergriff das Handgelenk unseres Bootsmannes und sagte: »Laßt uns umkehren, denn wir fahren in unseren Tod. Das sind Menschenfresser!«
    »Bist du dir dessen sicher?«
    »So wahr ich Christ bin!«
    Der Bootsmann, Fernão Coelho mit Namen, war ein Mann mit dunkler Gesichtsfarbe, doch er wurde weiß wie ein Laken und bedeutete augenblicklich, das Boot zu wenden, da wir ein Dutzend und sie am Ufer mindestens fünfhundert waren. Doch als wir zu der Fregatte zurückruderten, erschien Hauptmann Pinto Dourado an Deck und rief uns zu, wieso wir nicht an Land gegangen seien, und als wir erwiderten, das Ufer würde von Jaqqas gehalten, sagte er mit heftigen Gesten, daß wir trotzdem zu ihnen gehen müßten.
    »Nay«, murmelte ich in meinen Bart, »sie werden uns im Handumdrehen kochen!«
    Der Bootsmann hatte eine ähnliche Vorstellung, denn er führte uns weiterhin zur Fregatte; doch Pinto Dourado ließ Musketen auf uns richten, und unter dem Druck der Waffen hatten wir keine andere Wahl, als wieder zum Ufer zu rudern. Schweigend wie Geister fuhren wir dorthin, und die Portugiesen bekreuzigten sich oft. Und doch fand ich Mut, als ich mich an die Jaqqas erinnerte, die mich, als ich mich nach dem Massaker des Kafuche Kambara in der Wüste verirrt hatte, in Sicherheit gebracht hatten, und ich sagte mir, daß auch diese hier gnädig sein könnten. Doch trotz all dieser Gedanken war mir nicht gerade fröhlich zumute, waren doch hinter mir Musketen auf mich gerichtet und warteten vor mir Menschenfresser auf mich.
    Wir erreichten das Ufer, und ein Trupp von einhundert Mann erwartete uns dort. Wir waren bewaffnet, hielten die Waffen aber nach unten gerichtet, um keinen Angriff zu provozieren. Fernão Coelho sah mich an, und ich sagte: »Aye, fürwahr Jaqqas.«
    »Dann hat uns Pinto Dourado ins Verderben geschickt!« sagte Coelho mit einem Fluch. »Bist du sicher?«
    »Sie haben die Jaqqamerkmale. Sie schlagen sich als Zeichen der Stattlichkeit vier Zähne aus, und sie bemalen ihre Körper hier und da mit weißen Mustern, und sie tragen verschiedene Waffen an ihren Gürteln.«
    Die Jaqqas umzingelten uns nun, sagten nichts, musterten uns nur angestrengt, als seien wir Menschen vom Mond, die auf einen Besuch gekommen wären.
    »Kannst du ihre Sprache sprechen?« fragte mich Coelho.
    »Kaum ein Wort. Doch ich spreche andere Sprachen, die sie vielleicht auch kennen. Ich werde es versuchen.«
    Ich sage Euch im vollen Ernst, daß ich erwartete, an diesem Tag zu sterben, vielleicht schon innerhalb der nächsten Stunde. Und doch war ich seltsam ruhig, wie es die Menschen oftmals sind, wenn sie sich in der Gegenwart des Todes befinden. Ich sah mich um, machte den größten und furchterregendsten der Jaqqas aus und sprach in der Kikongo-Zunge zu ihm, sagte, wir kämen in Frieden, als Händler, und seien Gesandte des großen Schiffes dort, das vor dem Ufer lag.
    Der Jaqqa sagte nichts, sondern musterte mich lediglich eindringlich.
    »Laß uns zum Schiff zurückkehren, wenn sie nicht mit uns sprechen wollen«, sagte Coelho.
    »Friede, Bootsmann. Wir können noch nicht so bald umkehren.«
    »Warum nicht? Wir wurden hergeschickt, um herauszufinden, wer sie sind, und jetzt sind wir uns sicher, und daher…«
    Ich bedeutete ihm zu schweigen. Der große Jaqqa sprach überaus tief und ernst Worte, die ich nicht verstand, und dann stockend auf Kikongo. Und was er sagte, war: »Von welcher Welt

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