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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die Hälse. Sie führen eiserne Speere mit sich und halten Bögen und Pfeile in den Händen. Sie sind abscheulich in ihrer Lebensweise, denn sie haben Männer in Frauenkleidern, die sie unter ihren Frauen halten. Diese sah ich, affektiert lächelnde, einfältige Schwule unter den Frauen, die mir nicht gefielen. Ein paar Portugiesen fingen eine dieser Mann-Frauen ein und entkleideten sie ihrer Roben, wobei das dumme Geschöpf die ganze Zeit über vor Furcht wimmerte, und wir sahen die männlichen Geschlechtsteile darunter, die genau wie bei jedem anderen Mann aussahen, auch wenn wir gedacht hätten, diese verkleideten Frauen könnten Hermaphroditen sein.
    Eine Ndalabondo-Frau trägt einen Kupferring um den Hals, der wenigstens fünfzehn Pfund wiegt; an den Armen kleine Ringe aus Kupfer, die bis zu den Ellbogen reichen; um die Hüfte ein Tuch aus der Rinde des Nsanda-Bavanes, einer Art wilder Feige mit vielen schlanken Stämmen; an den Beinen Ringe aus Kupfer, die bis zu den Waden reichen.
    Von diesem Volk kauften wir eine große Menge an Kühen, Schafen – die größer als unsere englischen waren – und sehr gutem Kupfer. Und wir kauften auch eine Art süßes graues Holz, das die Portugiesen wegen seines Wohlgeruchs schätzen, und eine große Menge an Guineaweizen und Bohnen. Und nachdem wir unsere Barke beladen hatten, schickten wir sie nach Hause; doch fünfzig von uns blieben an Land und errichteten aus Holzbalken ein kleines Fort, weil das Volk dieses Landes verräterisch ist und die, die mit ihm Handel treiben, auf der Hut sein müssen.
    Nach siebzehn Tagen hatten wir fünfhundert Kopf gutes braunes Vieh gekauft, das wir mit ein Zoll langen Glasperlenketten bezahlten, fünfzehn Ketten für eine Kuh. Der Gouverneur schickte uns drei Schiffe, auf denen wir dieses Vieh nach São Paulo de Luanda verfrachteten, und dann brachen wir zur Stadt Benguela auf.
    Dies ist ein kleiner Außenposten, der, wie ich glaube, in späteren Jahren wohl sehr bedeutend werden wird. Er liegt hinter einer Morro – einer großen Klippe –, die sich direkt aus dem Meer erhebt und mit den dicken, fleischigen, kleinen, blattlosen Dornenbäumen bewachsen ist, die in diesen trocknen Gebieten so häufig vorkommen. Die Bucht der Stadt bietet einen guten Ankergrund, und auf ihrer nördlichen Seite steht das Fort von Benguela, ein viereckiges Gebilde aus Palisados und Baumstämmen, umgeben von Häusern, denen Bananen-, Orangen-, Limonen- und Granatapfelbäume Schatten spenden; und hinter dem Fort liegt ein Süßwasserteich. Um das Dorf herum liegen sieben Dörfer, die den zehnten Teil ihres gesamten Besitzes als Tribut an die Portugiesen von Benguela entrichten.
    Die Luft von Benguela ist sehr schlecht, und die Portugiesen, die dort leben, sehen eher wie Geister denn wie Menschen aus. Den Befehl über die kleine Garnison hatte Manoel de Andrade, der auf mehreren langen Reisen die Küste hinauf mein Gefährte gewesen war; und er war sehr gealtert und schwach und hager. Ich erfuhr von ihm, daß er sich eine ernste Krankheit zugezogen hatte, die er nicht nennen wollte, und als Bestrafung nach Benguela geschickt worden war. Dies traf auch auf alle anderen Portugiesen dort zu.
    Wir konnten in Benguela nur wenig Handel treiben, denn die Portugiesen dieses Ortes waren in letzter Zeit zu träge oder krank gewesen, um irgendwelchen Geschäften nachzugehen. Daher blieben wir nicht lange. Während unseres Aufenthalts führte Andrade uns in eine Eingeborenenstadt, wo ich einen Marktplatz für Hundefleisch sah.
    »In einigen Teilen Angolas schätzt das Volk Hundefleisch mehr als jedes andere«, sagte er, »und daher füttern und mästen sie die Hunde und töten sie dann, um sie auf einem offenen Fleischmarkt zu verkaufen.«
    Auf diesem Schlachthof oder Markt zeigte Andrade uns die verschiedenen Fleischsorten und betastete und befühlte sie mit sachkundigen Bewegungen, während die Händler in ihrer Muttersprache riefen, um die Qualitäten ihrer Erzeugnisse zu rühmen.
    »Sie züchten ihre Tiere auf Geschmack«, erklärte mir Andrade. »Letztes Jahr wurde ein gutes Zuchttier im Austausch gegen zweiundzwanzig Sklaven verkauft. Was, nebenbei bemerkt, bei zehn Dukaten pro Sklave ein Vermögen für einen einzigen Hund ist!«
    »Ah, das Fleisch muß köstlich sein«, erwiderte ich.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Andrade mit einem Lachen. »Ich bin kein Hundeesser. Aber du bist ein Mann, der das Abenteuer schätzt, nicht wahr, Piloto? Hier, willst du dieses

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