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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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genug meine Seele anheim gegeben wird, dieser Eid ist wahr. Das nächste Schiff nach Portugal, für uns beide. Was denkst du darüber, Andres?«
    »Ich denke nichts, Herr.«
    »Du hast den Wunsch aufgegeben, nach Hause zurückzukehren, nicht wahr?«
    »Nay, diesen Wunsch würde ich niemals aufgeben. Doch ich habe das Vertrauen in Eide verloren.«
    Er nickte ernst. »Dazu hast du guten Grund. Doch dieser hier ist aufrecht gemeint. Noch eine Reise, und dann nach Hause! Bei dem Kreuz, Andres! Bei all meiner Hoffnung auf den Himmel, so gering sie auch sein mag!«
    »Nur noch eine Reise?«
    »Nur noch eine.«
    »Und wohin soll ich also fahren?«
    »In den Süden«, sagte er. »Benguela und darüber hinaus. Wirst du dies tun?«
    »Wie kann ich mich weigern?«
    »Nay, tue es gern, Andres!«
    »Ich werde es tun«, sagte ich. »Dies soll genügen, Don João.«
    So geschah es, daß ich wieder zur See fuhr, südwärts mit sechzig Soldaten auf einer Fregatte, auf einer Handelsfahrt, mit allen Annehmlichkeiten. Es erfreute Don João sehr, daß ich dieser Aufgabe zustimmte, und er nahm meine Hand zwischen seine feuchtkalten, fleischigen und drückte sie, und ich wußte, daß ich ihn niemals lebendig wiedersehen würde, und das mußte er auch gewußt haben. Und was sein Versprechen betraf, mich freizulassen, nun, so hatte ich diese Musik schon zuvor gehört, und ich beabsichtigte nicht, die Melodie noch einmal zu summen. Ich dachte nur, es sei besser, zur See zu fahren, als erneut unter dem Pfeilhagel der Schwarzen zu stehen, während ich unter der heißen Sonne des Landesinneren wieder eine portugiesische Rüstung trug, und daß Gott mich zu Seiner Zeit wieder nach England zurückbringen würde.
    Ich umarmte Matamba, die sagte: »Immer wünschen wir uns Lebwohl«, und ich hatte keine Antwort darauf, sondern konnte sie nur umarmen. »Gerade erst habe ich dich wieder bekommen«, sagte sie, »und schon mußt du mich wieder verlassen. Was soll ich tun? Was soll ich tun?«
    »Du stehst unter dem Schutz von Don João de Mendoça«, sagte ich zu ihr, denn dies hatte ich mit dem Gouverneur vereinbart. »Niemand wird dir ein Leid antun. Man wird dich nicht wieder in dein altes Leben zwingen.«
    »Und wenn Don João stirbt, was bald geschehen wird, wie du sagst?«
    »Gott wird dich behüten«, sagte ich, denn ich wußte nicht, was ich sonst sagen konnte.
    Wir beide hatten eine überaus leidenschaftliche und ungestüme letzte Nacht miteinander, und bei Anbruch der Dämmerung schlüpfte ich in den Morgennebel hinaus und zu den Docks hinab, und ich dachte dabei überaus innig an dieses Sklavenmädchen, das so tief in meine Seele getreten war.
    Es erschien mir seltsam, daß mich die Gleise meines Lebens zu so verschiedenen Frauen wie Rose und Anne Katherine und Doña Teresa und Isabel Matamba geführt hatten, die so wenig miteinander gemein hatten bis auf ihre Weiblichkeit: Und doch hatte ich sie alle geliebt, und sie mich, eine jede auf andere Art.
    Wir segelten mit unserer Fregatte gemächlich gen Süden, bis wir einen Ort zwölf Grad unterhalb des Äquators erreicht hatten. Das Volk dieses Ortes brachte uns Kühe und Schafe, Guineaweizen und Bohnen; doch wir blieben nicht dort, sondern fuhren weiter nach Bahia das Vaccas: Das heißt »die Bucht der Kühe«, die die Portugiesen auch »Bahia de Torre« nennen, weil sie einen Fels wie einen Turm hat. Hier fuhren wir auf der nördlichen Seite um den Fels herum in eine Bucht mit einem Sandstrand, in die ein jedes Schiff wegen ihrer glatten Küste ohne Gefahr einfahren konnte. Hier nehmen alle Schiffe, die aus Ostindien { * } kamen, Proviant an Bord. Denn die großen Karracken kommen, schwer beladen mit Gütern aus den portugiesischen Besitztümern, in letzter Zeit nun immer diese Küste entlang und fahren zu der Stadt namens Benguela, um Wasser und Vorräte aufzunehmen.
    Diese Provinz wird Dombe genannt und verfügt über eine Kette hoher Serras oder Berge, die sich von den Serras oder Bergen von Kambambe erstrecken, in denen Silberminen vermutet werden, und liegt südlich und westlich von der Küste. Hier gibt es große Vorkommen an gutem Kupfer, und das dort lebende Volk, die Ndalabondos, das keine eigene Herrschaftsform kennt und sehr einfach, wenn auch verräterisch ist, schürft dieses Kupfer nicht und holt nicht mehr aus den Bergen heraus, als es an Rüstungen tragen kann, um seine Tapferkeit zu beweisen.
    Die Männer dieses Landstrichs tragen Felle um die Hüften und Glasperlenketten um

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