Herr der Finsternis
machen! Wir werden es tun!«
»Ist das Euer Ernst?«
»Wir werden es tun«, sagte er beharrlich. »Sage es ihm. Gib ihm unsere verbindliche Zusage!«
Und so wurde es vereinbart. Den ganzen Tag lang wurden scharfe Kriegsvorbereitungen unter den Jaqqas betrieben, und des Abends gab es ein weiteres großes Fest, das so wild wie das zuvor wurde.
Die Frauen tanzten zum Klang der Trommeln, und einige junge führten einen obszönen Ritus durch, indem sie paarweise tanzten, eine der anderen folgte und die zweite die Gesten und Bewegungen eines Mannes nachäffte, der einer Frau nachsetzte. Bei gewissen Augenblicken, wenn das Donnern der Trommeln seinen lebhaftesten Rhythmus erreichte, ergriff die junge Frau, die die Rolle des Mannes spielte, die andere und drehte sie um. Dann hielten sie sich an den Schultern fest und ahmten heftig und rasend den Geschlechtsakt nach, wobei sie die Lenden und die Bäuche aneinanderstießen und sich in einer Verspottung und Nachahmung der Kopulation die dunklen, haarigen Dreiecke der Weiblichkeit aneinanderrieben, bis sie erschöpft zu Boden fielen. Dann verfuhr ein zweites Paar ebenso und ein drittes, und als alle erkennbar erregt waren, suchten sich die Häuptlinge des Stammes tanzende Frauen aus, nahmen sie beiseite, spreizten ihnen die Beine und nahmen sie vor allen Augen, wobei sie harte, grollende Geräusche von sich gaben, die eher zu kopulierenden Wildhunden oder Hyänen gepaßt hätten. Doch mir fiel auf, daß die Jaqqas sorgsam darauf achteten, ihr Geschlecht herauszuziehen und den Samen auf die Bäuche dieser Mädchen und nicht in ihre Schöße zu spritzen, was, wie ich später erfuhr, ein Teil dieses Ritus war und kein allgemeiner Brauch der Jaqqas bei der Kopulation.
Das Fest endete um Mitternacht, und es herrschte eine plötzliche Stille, wie ein fallender Vorhang, und alle schliefen. Ich lag lange auf meinem groben Lager wach, lauschte dem leisen Atem der Kannibalen überall um mich herum, und durch meinen Verstand wirbelten die Ereignisse des Tages: die nackten Frauen, die die Kopulation nachahmten, die gewaltigen Jaqqakrieger, die ihren Samen auf sie verspritzten, das Jaqqalächeln mit den fehlenden Zähnen, die hoch lodernden Feuer, und immer Calandola, Calandola, Calandola, der mit inbrünstigem Genuß diesen höllischen Spielen vorstand und mit wundersamem Getöse zwischen seinen Spielgefährten sang und johlte.
Am Morgen, noch vor Tagesanbruch, erhob sich Calandola, ließ seinen Ngongo ertönen, was ein Kriegsgerät ist, das die Form einer doppelten Glocke hat, und hielt schließlich mit lauter Stimme eine Rede, die das gesamte Lager vernehmen konnte. Ich hatte schon an einem einzigen Tag genug von der Jaqqazunge gelernt, um etwas von dem, was er sagte, zu verstehen, nämlich, daß er die Benguelas völlig vernichten würde. Dann stieß er mit solcher Lautstärke einen Schrei aus, als wolle er die Erde selbst erzittern lassen.
Und schließlich waren sie alle bewaffnet und marschierten zum Flußufer, wo sie Jangadas oder Flöße aus einem leichten Holz erbaut hatten, das an den sumpfigen Ufern von Gewässern im Überfluß wächst. Wegen der Stärke der Strömung wäre es eine gewaltige Anstrengung gewesen, diese Jangadas mit Stangen über den Fluß zu staken, eine Aufgabe, die den Kriegern die Kraft genommen hätte, bevor sie das andere Ufer erreicht hatten; daher wollten sie unser Boot benutzen. Sie umschwärmten uns, ein jeder eifrig, den Ruhm zu erwerben, der erste auf diesem Feldzug gewesen zu sein, und Calandola konnte sie kaum zurückhalten, unser Boot nicht durch ihr bloßes Gewicht zu versenken. Er wählte seine besten Männer aus, und wir setzten eine Ladung, die Tapfersten der Kannibalen, über den Fluß und dann noch eine Gruppe.
Beim zweiten Übersetzen erschienen einige Krieger der Benguelas und nahmen eine kriegsähnliche Position ein, um die erste Gruppe der Jaqqas zu bedrohen, die sich hoffnungslos in der Unterzahl befand. Doch Pinto Dourado sagte: »Schießt auf sie«, und wir feuerten unsere Musketen ab, was viele Benguelas tötete und die anderen vertrieb.
Zwölf Stunden darauf hatten wir alle Jaqqas auf das andere Ufer übergesetzt. Dann befahl Calandola den Männern, die all seine Trommeln, Tavales, Mpungas und die anderen Schall- und Schlaginstrumente spielten, eine Kriegsmusik anzustimmen, und gab das Zeichen zum Angriff, was den Benguelas einen blutigen Tag bescherte.
Wir nahmen an dem Gemetzel nicht teil, sondern beobachteten es aus der
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