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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ferne, und ich sah, wie Calandolas Truppen zu diesem hilflosen Dorf ausschwärmten, was mich daran erinnerte, wie die gefräßigen Ameisen in meine Hütte in diesem Dorf am See Kasanza eingedrungen waren. Es gab kein Zurückhalten unter den Jaqqas, keine Erschöpfung. Mit schrecklichen, langgezogenen, schrillen Teufelsschreien fielen sie über die Benguelas her, die ihnen eine kleine Weile standhielten, bevor sie, da sie die schreckliche Natur ihres Feindes kannten, die Furcht überkam.
    Sie gaben ihre Schlachtordnung auf und wandten sich zur Flucht, und eine große Anzahl von ihnen wurde erschlagen oder gefangengenommen: Männer, Frauen und Kinder. Diese Jaqqas sind hauptsächlich Männer von sehr großer Statur und Kraft, und sie kämpfen mit solch einer Raserei und solch heftigem Schwingen ihrer Schwerter und Lanzen, daß man sie nicht mehr zurückhalten kann, sobald sie sich erst einmal in ihren Kriegsrausch gesteigert haben.
    Der Fürst dieses Landes, Hombiangymbe, wurde gemeinsam mit über einhundert seiner Kriegsherren erschlagen, und man haute den Toten die Köpfe ab und warf diese vor die Füße des großen Imbe-Jaqqa Calandola, der auf seinem Thron saß und überaus ernst seinen Sieg beobachtete und genoß.
    Dann wurden die Männer, Frauen und Kinder des Stammes lebendig in Gefangenschaft genommen, und die gefangenen Männer mußten die Leichen der toten Benguelas tragen, die aufeinandergelegt wurden, um verzehrt zu werden. Denn diese Jaqqas sind die größten Kannibalen und Menschenfresser, die es auf der Welt gibt, und lieben es, sich hauptsächlich von Menschenfleisch zu ernähren, obwohl sie große Viehherden ihr eigen nennen. Und ich glaube, sie hatten diesen Krieg gegen die Benguelas in erster Linie unternommen, weil sie einige Wochen lang durch ein Land marschiert waren, in dem es keine Siedlungen gab und sie infolgedessen keine Gelegenheit gehabt hatten, von ihrem Lieblingsfleisch zu speisen.
    Was danach geschah, war fürchterlich, wenngleich ich für meinen Teil etwas davon schon vor langen Jahren unter den Menschenfressern von Brasilien beobachtet hatte, und so war meine Seele gegen den Anblick etwas abgehärtet.
    Die Jaqqas errichteten ein großes Feuer, warfen viel Holz von den Häusern der Unterworfenen darauf und fügten gewisse Steine und Puder hinzu, die ihre Medizinmänner bei sich trugen, damit die Flammen in blauen, grünen, violetten und anderen kräftigen Farbtönen hochschlugen. Während dies geschah, weideten einige ältere Männer des Stammes die Leichen mit langen Kupferklingen aus, die sie mit großer Fertigkeit handhabten, und bereiteten sie für das Mahl vor, indem sie jene Teile fortschnitten, die die Jaqqas nicht bevorzugten, und die Haut an manchen Stellen einritzten, damit sie das Fleisch besser braten konnten. Denn manchmal kochen die Jaqqas ihre Opfer, und manchmal braten sie sie, doch sie hatten ihre großen Kessel nicht von der anderen Flußseite mitgebracht, so daß es nun vonnöten war, sie zu braten. Sie nahmen gewisse lange Holzspieße und spitzten sie mit großer Obhut zu, und es wurde ersichtlich, daß sie in diesem Werk sehr erfahren und beschlagen waren; und dann zogen sie die Körper der Toten wie Ochsen über die Spieße und drehten sie, brieten sie und beträufelten sie mit Fleischsaft, wie es die besten Köche getan hätten, die jemals in der Küche eines Königs gekocht hatten. Das Fleisch zischte und brutzelte und bräunte sehr gut an, und ein Geruch stieg von ihm empor, der – Gott helfe mir, es ist die Wahrheit! – sehr wohlschmeckend war, solange man den Feuern den Rücken zuwandte und nicht das Fleisch erblickte, das diesen Duft ausströmte.
    Calandola rief uns auf seine laute, tosende Art recht jovial etwas zu, und es war nicht schwer zu erraten, daß seine Worte in etwa bedeuteten: »Kommt, Portugiesen, gesellt euch zu unserem Fest! Wir werden euch die besten Stücke überlassen, denn ihr seid unsere Freunde!«
    Doch wir schlugen seine Gastfreundschaft aus, und in der Tat stahlen sich viele unserer Männer in das Gehölz davon, und ich hörte, wie aus ihrer Richtung würgende, spuckende Geräusche kamen. Ich selbst war nicht so schwer betroffen, wenngleich es mir auch nicht in den Sinn kam, an diesem abscheulichen Mahl teilzunehmen. Was das besiegte Benguelavolk betraf, so mußte es sich nackt und waffenlos in zwei Reihen aufstellen und zusehen, wie das Braten vonstatten ging.
    Welche Gedanken durch die Seelen dieser Menschen gingen, kann ich nicht

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