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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mich an, so daß der Wein mein Kinn und die Brust hinabfloß, bis zu meinen Lenden, wo ich fühlte, wie er über meine Geschlechtsteile rann, dieser Wein, der mit Blut vermischt war.
    »Kimana Kyeer!« riefen sie alle.
    Und die ganze Zeit über konnte ich nur an diese arme, tumbe Frau denken, die ich aufgrund eines unmenschlichen Befehls, dem zu widersetzen ich nicht die Kraft gefunden hatte, zur Hölle geschickt hatte.
    »Schätze dich glücklich«, sagte Kinguri zu mir. »Er wird dich unter uns erheben und dich sehr glücklich machen, denn du hast die Macht, aus der Ferne zu töten.«
    Ich sah zu den anderen Fürsten hinüber und bemerkte, daß sie sich emsig miteinander unterhielten, und einig nickten, und andere spuckten aus, und ich begriff, daß es gefährlich und kitzlig war, unter diesem Volk zum Stellvertreter und Fürsten erhoben zu werden. Doch ich war zu lange ein Gefangener und Faustpfand gewesen, und wenn meine Muskete mir zu Rang und Würden verhalf, so sagte ich mir, nun, dann wollte ich gern Kimana Kyeer sein, und den letzten beißen die Hunde.
    Doch dann machte Calandola zu meinem Schrecken eine überaus herrische Geste, und eine zweite seiner Frauen wurde aus deren Menge hervorgestoßen.
    Was, sollte ich etwa eine nach der anderen den gesamten Harem des Imbe-Jaqqa massakrieren? Bei Gottes Tod, das würde ich nicht! Stellvertreter oder nicht, Kimana Kyeer oder nicht, Herr über alle Krieger oder nicht, das würde ich nicht! Davon wollte ich nicht abweichen und mich auch nicht von Calandolas Zorn anderen Sinnes machen lassen. Ich sah bittend zu Kinguri hinüber, den ich schon zu diesem Zeitpunkt für einen der Vernunft zugänglicheren Mann hielt als seinen Bruder, und äußerte einige Worte des Protestes. Doch Kinguri lächelte, genau wie die Frau, die aus der Gruppe von Calandolas Weibern hervorgetreten war.
    »Der Imbe-Jaqqa ist sehr zufrieden mit dir, Andubatil«, sagte Kinguri, »und er gibt dir seine liebste Frau, damit sie dir ein Weib ist.«
    Gottes Wundmale!
    Ich ein Kannibale, der Gemahl einer Kannibalin! Nun, und was sollte ich dazu sagen? Ich betrachtete sie mir genau.
    Sie war in diesem frühen Frauenalter, in dem auch Matamba gewesen war, als ich sie aus der Sklaverei gekauft hatte: sechzehn Jahre, vielleicht noch jünger, was man nicht so leicht sagen konnte. Ihr Fleisch war reif, mit hochstehenden, schweren Brüsten, großen runden Hinterbacken und festen, glatten Schenkeln, die wie Säulen aus Ebenholz anmuteten, und alles an ihr war jung und fest, und die Haut saß straff über dem üppigen, kräftigen Fleisch. Ihre Augen waren freundlich, und sie hatte ein sanftes Lächeln, doch ihr Gesicht kam mir nicht schön vor, denn wenn auch ihre Züge gut geformt und fürwahr grazil und alles andere als grobschlächtig waren, war sie derart mit den Wundmalen ihres barbarischen Brauches geschmückt, daß sie mir kaum wie ein Mensch erschien, eher wie ein Ungetüm aus einer Fabel. Ornamente in Form von Blitzen, Dreiecken und Schlangen waren in ihre Wangen und die Stirn eingelassen, und zwischen den Brüsten, auf der Außenseite des einen und der Innenseite des anderen Schenkels; und jede ihrer Hinterbacken, die entblößt lagen, während ihr knappes Lendentuch zwischen ihnen verlief, wies einen Schmuck aus kreisrunden Ringen auf, von denen einer im anderen lag und die eine erstaunliche Höhe erreichten. Darüber hinaus war sie mit der Schmiere aus Menschenfett eingeölt, die ihre Haut glänzen ließ, ihr jedoch einen überaus seltsamen Geruch verlieh, und ihr Haar, das lang hinabfiel, hing in schweren Zöpfen hinab, die mit Öl und einem roten Ton eingerieben waren und mit etwas besprenkelt waren, das an Lavendel erinnerte, wenngleich es auch viel herber roch. Und diese Frau, und nicht Anne Katherine, die ich schon längst vergessen hatte, sollte meine Frau werden, der ich seit Rose Ullwards Zeiten nicht mehr verheiratet gewesen war. Bei Gottes Gebeinen, zu solch einem seltsamen Traum war mein Leben geworden, zu solch einem wandelnden Schlaf der Trugbilder!
    Die Kannibalenfrau kam sehr geziert mit niedergeschlagenen Augen zu mir und kniete nieder, wie es sich für eine Frau gehörte.
    »Hebe sie auf, Andubatil«, sagte Kinguri.
    Ich zog sie auf die Füße.
    »Wie wirst du genannt?« fragte ich.
    »Kulachinga«, sagte sie mit einem leisen Murmeln, das ich kaum vernehmen konnte.
    »Sie ist voller Saft, Andubatil!« rief Calandola. »Sie ist weich und zart! Eine gute Frau für den Kimana

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