Herr der Finsternis
eine Geschichte zu erzählen haben würde wie nur wenige Wanderer und Reisende vor mir, ausgenommen vielleicht die Geschichte des großen Marco persönlich über Kathay { * } .
Im Land Cashindcabar, in dem dieser Bergbau betrieben wurde, beobachtete ich, wie das Bakongo-Volk das Metall bearbeitete; es benutzte Gußformen aus Wachs für seine Armbänder, wobei das Wachs schmolz und das fertig ausgegossene Armband zurückblieb. Diese Menschen sind auch in der Bearbeitung von Eisen erstaunlich beschlagen. Denn die Schmiede entzünden ein Feuer auf dem Boden, setzen sich daneben und üben ihre Kunst auf eine überaus gelassene Art und Weise aus, wobei sie weder Hammer noch Amboß benutzen. Statt eines Hammers verwenden sie ein Eisenstück, das groß genug ist, um die Hand auszufüllen, und dessen Form an einen Nagel erinnert. Der Amboß ist ein Stück Eisen von etwa zehn Pfund Gewicht, und sie stellen ihn wie einen Holzklotz auf den Boden. Darauf schmieden sie dann. Der Blasebalg besteht aus hohlen Holzklötzen, über die man ein Fell gespannt hat. Sie heben und senken dieses Fell mit der Hand und blasen auf diese Art Luft ins Feuer; dies beherrschen sie sehr gut, und es ergeben sich keine Schwierigkeiten dabei. Mit diesen drei einfachen Werkzeugen fertigen sie all ihre Eisenwaren, sogar die überaus kunstvoll gearbeiteten.
Diese Grobschmiede haben noch andere besondere Befähigungen. Wenn jemand von einer Krankheit geplagt wird, geht er zum Schmied, entrichtet ihm eine Bezahlung und läßt sich von ihm dreimal mit dem Blasebalg Luft ins Gesicht blasen. Wenn man sie fragt, warum sie dies tun, erwidern sie, die Luft aus dem Blasebalg würde das Böse aus dem Körper vertreiben und auf eine lange Zeit ihre Gesundheit erhalten. In einer der Grubenstädte unter den Bergen von Cashindcabar bildeten alle Fürsten der Jaqqas eine lange Reihe, die sich weit ins Land hinaus erstreckte, und traten einer nach dem anderen den ganzen Tag lang vor den Grobschmied dieses Ortes, um sich von ihm Luft ins Gesicht blasen zu lassen.
Gold ist für alle diese Völker nur von geringem Interesse. In Cashindcabar hob ich ein Jaqqa-Beil auf, um es zu bewundern, und bemerkte, daß neben anderen Kupferarbeiten auch etwas Gold in den Griff eingelegt war. Ich zeigte Kinguri das Beil.
»Wo kann man dieses Metall finden?« fragte ich.
»Du meinst dieses Kupfer?« sagte er.
»Nay, nicht das Kupfer, sondern diesen anderen hellen Stoff, der Gold heißt.« Ich benutzte dafür sowohl die englische wie auch die portugiesische Bezeichnung, die Ouro lautet, denn ich hatte noch nie einen afrikanischen Namen dafür gehört, so gering schätzten sie es ein.
»Gold?« sagte Kinguri. »Nun, dieses andere Metall ist ebenfalls Kupfer, nur von einer anderen Farbe.«
»Aye«, sagte ich, da ich ihm den Sachverhalt nicht auseinanderlegen wollte, »doch von wo kommt dieses andere Kupfer?«
»Aus einem Fluß südlich von der Bucht von Vaccas«, sagte er, »in dem es viel davon gibt. In der Regenzeit treibt das Wasser ganze Brocken dieses Metalls aus dem Sand, und wir sammeln es ein, denn es ist uns nicht verboten, Metall zu nehmen, das auf der Brust unserer Mutter liegt. Es leuchtet schön, doch es ist weich und ziemlich nutzlos.«
Ich bedrängte ihn, mir genauer zu erklären, wo dieser Fluß lag, doch er wußte nur, daß er südlich von der Bucht von Vaccas floß, das ist die Bucht um Benguela. Auf unseren Reisen dorthin hatte ich niemals gehört, daß die Portugiesen dort Gold gefunden hatten; es waren Sklaven, nach denen es sie verlangte, lediglich Sklaven und Sklaven und noch mehr Sklaven. Doch ich darf hoffen, daß eines Tages ein anderer Engländer das Gold von diesen Flußbänken aufsammelt, sollten wir Portugal jemals von diesem Teil der Erdkugel vertreiben. Und so merkte ich mir diesen Fundort, damit er nicht in Vergessenheit gerät.
Kinguri wurde mir in diesen ersten Monaten meiner Wanderungen mit den Jaqqas ein enger Gefährte. Obwohl er ein furchterregender Menschenfresser war, war er auch ein Mensch mit Verstand, Weisheit und Weitblick, Eigenschaften, mit denen er es in einem jedem Land weit gebracht hätte; es war nur die Laune des Schicksals, die ihn gezwungen hatte, sein Leben auf eine so barbarische Art und Weise zu verbringen. In diesem Stamm war er der Berater und Gefährte seines älteren Bruders, des Imbe-Jaqqa, doch er hatte keinerlei Anteil an der Herrschaft, denn die beanspruchte Calandola ganz für sich allein. In der Seele dieses
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