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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war; und er grinste breit, holte seinen mächtigen Prügel unter seinen Roben hervor und ließ in die Richtung der Stadt Wasser, ein mächtiger, gelber Strom, der wie der Ausfluß eines riesigen Zapfens wirkte. Denn dies war das Zeichen des Sieges: auf die Schwelle eines Feindes zu pissen, der den Kampf aufgab.
    Das war die erste meiner Schlachten für die Jaqqas; doch es war bei weitem nicht die letzte.
    Weil ich so viele Neger mit meiner Muskete getötet und für jeden Erschlagenen einhundert in die Flucht gejagt hatte, stand ich so hoch im Ansehen des großen Imbe-Jaqqa, daß ich alles hätte von ihm verlangen können: den besten Wein, das saftigste Fleisch, gefangene Mädchen, hübschen erbeuteten Elfenbeinschmuck. Ich mußte es nur benennen, und es gehörte mir. Ich gestehe ein, daß ich einige Freude daraus zog. Ich verberge es nicht. Nachdem ich so lange nicht mein eigener Herr gewesen war, war ich nun der Herr des Donners, und ich war wie eine gewaltige Macht, die man von der Leine gelassen hatte. Darin lag eine Freude, die mich begierig eine Schlacht nach der anderen erwarten ließ. Und wenn ich kämpfte, war ich wie ein König oder wie ein Gott. Dennoch benutzte ich meine Munition vorsichtig und sparsam, denn ich wußte nicht, woher ich neues Pulver bekam, wenn es einmal verbraucht war. Da ich jedoch erfahren im Zielen war, zog ich den vollen Nutzen aus der Macht meiner Waffe und tötete viele Feinde, und die die nicht getötet wurden, waren wegen ihres Schreckens vor meiner Waffe hilflos.
    Schrecken war ein Schlüssel für den Erfolg der Jaqqas. Ihre Gegner waren halbtot vor Angst, bevor die Schlacht überhaupt angefangen hatte. Calandola hatte sofort erkannt, daß ich eine neue Art von Schreckensverkünder war, und deshalb stellte er mich immer und immer wieder unter seinen ersten Truppen auf, und ich schoß, und es erhob sich der Schlachtruf: »Andubatil Jaqqa! Kimana Kyeer!« Und mächtig war die Waffe des Andubatil, und leicht fiel die Eroberung einer Stadt, die noch niemals zuvor eine Muskete gesehen hatte oder einen Weißen. Und um mich zu schützen, wenn wir in den Krieg zogen, stellte mich Calandola unter die Obhut seiner kühnsten Männer, ja sogar unter die seiner hohen Unterführer. So wurde ich oft auf ihren Armen aus dem Getümmel der Schlacht getragen, von dem riesigen Ti-Bangala oder dem stiernackigen Ngonga, und mein Leben auf diese Art bewahrt: denn es gab immer eine Phalanx der mächtigen Jaqqa-Kämpfer, die mich behütete und in Sicherheit brachte.
    Die Jaqqas kämpften auf höchst kluge Art und Weise. Wenn sie in ein Land kamen, das stark war und das sie nicht am ersten Tag erobern konnten, befahl Calandola, ein starkes Fort zu errichten, und sie hielten sich manchmal einen oder gar zwei Monate ruhig. Denn Calandola sagte zu mir: »Zu sehen, wie ich mich in ihrem Land niederlasse, ist ein großer Krieg für die Bewohner dieses Reiches, so, als würde ich jeden Tag mit ihnen kämpfen.« Die Häuser der Jaqqa-Stadt wurden sehr eng aneinander gebaut, und draußen hielten alle Männer ihre Bögen, Pfeile und Speere griffbereit; und wenn Alarm gegeben wurde, stürmten sie alle plötzlich aus dem Fort, ergriffen ihre Waffen und waren kampfbereit, gleichgültig, welche Stunde es geschlagen hatte. Nachts wurden ständig die Tore bewacht, und die Männer spielten auf ihren Trommeln und den hölzernen Instrumenten namens Tavales, und es gab niemals ein Nachlassen der Wachsamkeit.
    Manchmal kamen die ungestümsten der belagerten Dörfler dann hervor und griffen die Jaqqas in ihrem Fort an; doch wenn dies geschah, verteidigten sich die Jaqqas zwei oder drei Tage lang höchst energisch. Und wenn es Calandola genehm war, das Zeichen zum Angriff zu geben, schickte er des Nachts etwa eintausend Männer hinaus, die sich vielleicht eine Meile vom Fort entfernt in den Hinterhalt legten. Am Morgen zog der große Jaqqa dann mit all seinen Truppen aus dem Fort, als wolle er die Stadt einnehmen. Deren Einwohner kamen zum Fort, um ihr Land zu verteidigen, und die Jaqqas gaben die Nachricht mit ihren Trommeln weiter, und dann erhoben sich die Männer aus dem Hinterhalt und fielen von der anderen Seite über sie her, so daß nur wenige entkamen. Calandola überrannte dann das Land, das sich in Furcht und Panik ohne weiteren Kampf aufgab. Ich wurde oftmals Zeuge, wie er diese Taktik anwandte, und immer mit Erfolg.
    Der Mut der Jaqqas schien keine Grenzen zu kennen. Doch dafür gab es einen guten Grund, denn wie

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